58. Geheimnisse

11 5 0
                                    

Eric

Ich hatte noch bei Nico vorbei gesehen. Allerdings schlief sie tief und fest. Was vielleicht ganz gut so war. Die Schmerzen einer Verwandlung waren nicht zu unterschätzen. Deswegen hatte ich Atayo und seinem Vater aufgetragen regelmäßig nach ihr zu sehen. Sie würde nicht so einfach Hilfe holen können, sollte sich ihr Zustand verschlimmern.

Kurz blieb ich vor der Bunkertür stehen und sah zurück. Hätte ich auch Chrissy bescheid geben müssen? Seit ich den einen Morgen sie so angefahren hatte, hatte sie mich gemieden. Wo genau sie war wusste ich auch nicht. Vielleicht war es besser so. Auch wenn sie mir sicher böse Vorwürfe machen würde, dass ich sie hier für aus ihrem Leben gerissen hatte. Aber ich würde meine Meinung nicht ändern. Sie war hier sicher. Alleine die Bisse an ihrem Hals würden den Jägern genug Grund geben sie zu töten. Egal ob es jetzt mit oder ohne ihre Zustimmung passiert war. Seufzend trat ich durch die Tür und zog das schwere Ding hinter mir zu. Ich hörte wie der Riegel davor fiel und verließ die Unterwelt durch den langen Schacht.

Dunkelheit empfing mich als ich aus dem Loch steig. Die kühle Luft auf meinem Gesicht linderte den Schmerz den Shota schon versucht hatte mit einer Salbe zu beseitigen. Sie hatte aber nicht viel gebracht. Was vielleicht ganz gut war.

Moe hatte es gut gemacht. Es sah authentisch aus und nicht wie geplant. Was es auf jeden Fall getan hätte, wenn ich mein Glück versucht hätte. Aber alleine, dass mehr als nur mein Gesicht betroffen war machte es glaubwürdiger. Also krempelte ich meine Ärmel hoch und knöpfte mein Hemd etwas auf um die Verätzung sichtbarer zu machen. Dann machte ich mich auf den Weg zum Wald. Den langen, schmalen, dunklen Weg entlang bis ich auf dem Waldparkplatz ankam. Dort schloss ich Shotas Wagen auf und ließ mich auf den Sitz fallen. Shota hatte mich gewarnt, dass er vielleicht nicht anspringen würde, da er selber nicht mehr damit fuhr. Zu groß war die Gefahr, dass sie ihn gleich im Labor behielten. Jedoch sprang der Motor nach einem kleinen Stocken sofort an und ich verließ ohne Probleme den Parkplatz. Mein Blick wanderte kurz in den Rückspiegel und musterte mein Gesicht. In der Dunkelheit sollte mich so niemand erkennen. Die Narbe über meiner Nase gab ihr eine andere Form und die Verätzungen hatten dafür gesorgt, dass meine eine Gesichtshälfte leicht geschwollen war.

Risa

„Kenneth, ich muss mit dir reden.", sagte ich als ich den Blonden in der Vorratskammer ausmachte. „Lange nicht gesehen.", erwiderte er grinsend und trat hinter einem der Regale hervor. „Es ist ernst.", sagte ich und trat etwas näher. „Stimmen die Gerüchte? Geht es darum?", fragte er und deutete auf meinen Bauch. „Ken.", ermahnte ich ihn und fügte hinzu: „Ja, ich bin schwanger aber das hat damit nichts zutun." Kenneth nickte verstehend und lehnte sich an das Regal. „Jemand wird dich gefangen nehmen. Ich habe gesehen wie sie dich an ihnen aufgehängt haben.", flüsterte ich. „Ihnen?", hackte er nach und ich deutete auf meinen Rücken. „Woher?", stammelte er. „Ich habe vorher gesehen, dass du Jon davor schützen wirst erschossen zu werden. Atayo hat mir gesagt, dass du die letzte Person im Raum warst also habe ich eins und eins zusammen gezählt.", erwiderte ich. Kenneth nickte verstehend und sah sich im Raum um bevor er erwiderte: „Hast du Jon davon erzählt?" Sofort schüttelte ich den Kopf. Aus Kenneths Gesicht verschwand die Anspannung wieder. War das seine einzige Sorge?

Er schien meinen verwirrten Blick bemerkt zu haben, denn er sagte: „Risa, wir können nichts daran ändern. All deine Visionen sind wahr geworden. Selbst wenn ich mich jetzt zurück ziehen würde. Es brächte nichts. Sie werden mich bekommen. Ich kann dir versprechen sie niemandem mehr zu zeigen. Nur ein sehr kleiner Kreis weiß davon und bis auf Shota hat niemand Kontakt zu den Jägern und ich denke, sie werden es sein. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass Vampire das tun sollten." Ich nickte leicht und lehnte mich ebenfalls gegen eines der Regale. Dabei fühlte ich Kenneths Blick auf mir. „Wie lange schon?", fragte er und kam zu mir. „Sechs Wochen.", erwiderte ich leise und beobachtete wie er eine Hand auf meine Bauchdecke legte. „Werdet ihr es wieder so verstecken wie Maya?", fragte er und strich sanft über die kaum merkliche Wölbung. Durch meine wenige Energie würde die Schwangerschaft sicher nicht so kurz sein wie die mit Maya. „Ich denke nicht. Wir haben gemerkt, dass wir hier sicher sind. Ein Risiko gibt es immer aber es tut mir im Herzen weh zu sehen wie distanziert Maya zu euch ist. Wie sie nur an mir hängt. Ich denke, noch einmal schaffe ich das nicht.", erwiderte ich und lächelte ihn leicht an. „Ich werde immer für euch da sein. Egal wofür ihr euch entscheidet.", sagte er und küsste sanft meine Schläfe. „Danke.", hauchte ich und zog ihn in meine Arme.

Lydia

„Dr. Greve, das würde ich lassen."

Erschrocken ließ ich den Schlüssel fallen und erstarrte. Sanft legten sich zwei Hände an meine Schultern und drehten mich herum. „Was wollten sie da drin?", fragte mein Chef. „Recherche.", stammelte ich und sah zitternd zu ihm auf. „In verbotenen Akten?", fragte er. „Dr. Lorca brauchte Informationen und ich weiß, dass Eric... Dr. Shi dazu Aufzeichnungen hat. Ich wollte ihr nur helfen.", log ich und griff mit schwitzenden Händen in meinen Mantel. Eigentlich hatte ich mich nur so schrecklich nach seiner Intelligenz gesehnt. Ich wollte seine Forschung lesen. Wie früher. „Dennoch sind sie verboten.", erwiderte mein Chef und drängte mich an die verschlossene Tür. Sein Gesicht war meinem so unglaublich nah und ich spürte seinen abstoßenden Atem auf meinem Gesicht.

„Lydia, noch ein Fehltritt und ich werde ihren Sohn töten lassen, vor laufender Kamera. Ist das klar?", knurrte er. „Azrael?", hauchte ich. „Ganz richtig, ich habe ihn gefunden.", sagte er gehässig und griff an meinen Hals. „Also, wenn sie ihren Sohn lebend wiedersehen wollen sollten sie mich von ihrer Loyalität überzeugen.", fügte er hinzu und legte seine schleimigen Lippen an meine Wange. „Ich tue alles.", wimmerte ich. Wenn sie nur Azrael nichts taten.

„Verschwinden sie.", befahl er und zerrte mich am Hals von der Tür weg und stieß mich in Richtung der Treppen. Sofort rannte ich hinauf und brachte mich im Pausenraum in Sicherheit. 

Vamp Zone 《4》Where stories live. Discover now