78. nachts durch die Gänge

20 5 0
                                    

Lev

Müde schleppte ich mich durch die Gänge zur Krankenstation. Eigentlich hatte Sanji Nachtdienst. Aber da ich mir nicht sicher sein konnte, dass er daran dachte schaute ich zur Sicherheit lieber nach. Auch wenn es mich sicher mehr als eine Stunde Schlaf kostete.

Da ich mir aber auch nicht die Mühe machte wirklich wach zu werden schrie ich erschrocken auf als Füße in mein Blickfeld traten.

„Scheint so ein Ding von dir zu sein", lachte Vanja und ließ den Rucksack, den er über seiner Schulter trug sinken. „Kann sein, dass sich da was entwickelt", lachte ich nervös. „Also ich meine eine Angewohnheit", fügte ich schnell hinzu als ich selber verstand wie man das auch aufnehmen konnte. „Finde ich niedlich", erwiderte er und zwinkerte mir. „Niedlich?", keuchte ich leise und spürte wie ich rot wurde. „Alles gut? Hast du dich verschluckt?", fragte er besorgt. „Nein, ich... ich sollte nur dringend gehen", stammelte ich und drückte mich an ihm vorbei. Doch dann blieb ich doch noch einmal stehen. „Wo willst du eigentlich mit dem Rucksack hin?", fragte ich verwirrt. „Cirah schickt mich hoch in den Norden. Wolfrudel zusammen trommeln", erklärte er. „Alleine? Zu fuß?", harkte ich nach. „Wie denn sonst?", erwiderte er und lächelte leicht. „Warte hier. Ich bin gleich zurück", befahl ich und lief dann das letzte Stück zur Medizinstation. Ich hörte noch wie Vanja mich warnte in andere hinein zu laufen, aber niemand sonst würde so spät noch wach sein.

Ich öffnete die Tür zum Behandlungszimmer und wirklich fand ich Sanji vor. Er war jedoch nicht alleine. „Oh mein Gott. Es tut mir leid. Ich wollte nur wissen ob du deinen Dienst angetreten bist", erklärte ich. „Alles gut. Hier passiert nichts", versicherte er mir und schwang sein Bein über Rangas Schoß, da er vor ihm auf dem Tisch saß.

„Meinst du, du bekommst das hier für ne Weile hin?", fragte ich also. „Definiere Weile", erwiderte er. „Höchstens ne Woche", sagte ich. „Ja, das sollte klappen. Wo wirst du sein?", fragte er. „Ich habe kurzfristig entschieden in der Politik zu helfen und Vanja zu seinem Auftragsort zubringen", erklärte ich. Auf Sanjis Lippen legte sich ein zartes Lächeln. Eins was ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. Was mir jedoch nur noch mehr Freude bereitete zu dem Fakt, dass er sich offenbar mit Ranga ausgesprochen hatte.

„Was hast du vor?", fragte Vanja als ich wieder an ihm vorbei lief. „Muss nur kurz zu Cirah", informierte ich ihn und hörte wie er mir folgte. „Wofür?", fragte er und griff nach meinem Arm. „Ich gehe mit dir. Wir fahren. Das ist deutlich schneller", erwiderte ich und sah kurz auf seine Hand, die mich mit starkem Griff hielt. „Fahren?", fragte er verwirrt. „Mit einem der Vans", sagte ich. „Van?", kam es noch verwirrter über seine Lippen. „Oh Gott, sag mir nicht sowas kennt ihr nicht", rief ich aus. „Warte hier", befahl ich ihm und lief weiter zu Cirahs Büro. Sie war nicht dort. Allerdings hingen die Van Schlüssel neben der Tür. Also schnappte ich mir einen und hastete zurück in einen der oberen Etagen. Dort betrat ich mein Zimmer und räumte ein paar Klamotten zusammen bevor ich mich wieder in die erste Etage auf machte um dort auf Vanja zutreffen.

„Ich sehe nicht wo wir schneller mit dir sind", begrüßte er mich und grinst schief. „Du wirst schon sehen", erwiderte ich und nahm seinen Arm um ihn hinter mir aus dem Bunker zu ziehen.

Nael

Mit leisen Schritten verließ ich Sanjis Zimmer. Auch nach weiteren Stunden warten war er nicht zurück gekommen und ehrlich gesagt machte es nicht sehr viel Spaß alleine im Zimmer zu hocken. Unsicher und lauschend ob sich jemand in den Gängen bewegte tastete ich mich vorwärts immer achten auf die Gerüche um mich herum. Ich wollte nicht in einem gähnend leeren Flur auf einen Alpha treffen. Nicht in meinem Zustand.

Schnell huschte ich durch die Versammlungshalle in den Krankenhausbereich und presste mich erneut gegen die Wand bevor ich langsam weiter ging. Sanji konnte ja nur in einem der Behandlungszimmer sein. Sicher hatte er vergessen mir zu sagen, dass er Schicht hatte.

„Nael?"

Unmännlich schrie ich auf und presste mich in den nächsten Zimmereingang. „Oh sorry. Ich wollte dich nicht erschrecken", sagte die junge Stimme und das Mädchen mit den braunen Haaren trat etwas auf mich zu. „Bleib da", befahl ich und zog den Stoff meines Hemdes fester um mich. „Was? Wieso?", fragte sie und legte den Kopf schief. „Bist du ansteckend?", schob sie hinterher. „Schlimmer", erwiderte ich und atmete etwas entspannter aber dennoch langsam und kurz als ich sah, dass ihre Augenfarbe sich nicht änderte.

Jedoch legte sich Besorgnis in ihre Augen bevor sie sagte: „Dann solltest du ins Bett und dich ausruhen." „Nico, du kannst nicht einfach... Nael", hörte ich meinen Vater hinter ihr sagen. „Was ist hier los?", fragte er ernst. „Ich hatte Langeweile", sagten wir wie aus einem Mund. „Oh Gott, Kinder", knurrte er und nahm Nicoleens Arm in seine Hand. „Ihr seid grade nicht gut für einander", setzte er hinzu. „Wieso?", fragte Nico sofort. Mein Vater seufzte und erklärte: „Du verwandelst dich erst und seine Pheromone würden das nur beschleunigen." „Aber das ist doch gut", erwiderte sie. Sie verwandelte sich? Aber als sie mit mir im Labor war... Sie hatte die... Wieso war sie so entspannt. Meine Verwandlung war die Hölle auf Erden. „Nein, Nico. Das würde dich zurück zu deinen Schmerzen bringen", sagte mein Vater. „Und deine nimmt sie nicht wahr?", fragte ich. Seit wir hier waren konnte er seine Kräutermischungen nicht mehr so zusammen stellen wie zuvor und jedes Jahr wurden seine Pheromone stärker.

„Nael sieh mich an", befahl er. Also hob ich den Blick in seine Augen. „Deine...", setzte er an brach dann aber abrupt ab. „Sie sind nicht mehr lila", stellte er fest.

Waren sie nicht? All die Sorge um sonst, dass mich hier jemand überfallen könnte? „Es ist vorbei?", fragte ich leise. „Offensichtlich", erwiderte mein Vater. „Dann kannst du mir ja helfen", fügte er hinzu. Damit nahm er wieder Nicoleens Arm und führte sie offensichtlich in das Behandlungszimmer zurück aus dem sie kam. Oder eher aus dem Krankenzimmer. Das Bett war ungemacht und ich nahm einen unglaublich starken Blutgeruch war. „Was zum Teufel?", murmelte ich und hielt mir die Nase zu als mein Bauch anfing zu knurren.

„Das ist das Zeug was Atayo dir gegeben hat. Allerdings frischer. Wenn du dich nicht beherrschen kannst, sag es mir rechtzeitig Bescheid", befahl er und verfrachtete Nicoleen auf ihr Bett. „Wenn es dir wirklich besser geht bist du grade die optimalste Gesellschaft für sie", sagte er leise als er wieder zu mir kam. Sein Blick huschte liebevoll über meines bevor er langsam eine Hand hob und sie vorsichtig fast schon fragend an meine Wange legte. „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht", hauchte er. „Ihr hätte das nicht tun dürfen. Ich hätte mit den Folgen leben müssen", murmelte ich leise und ließ zu das er sanft durch meine Haare strich und dann über die Stelle an der die Narbe war. „Ich bin dein Vater, Nael. Ich bin dafür verantwortlich, dass deine Fehler dich nicht einholen", erwiderte er sanft und ein kleines Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Er hätte sterben können", murmelte ich leise. Doch meine Vater zog mich nur an sich und erwiderte: „Er hätte das nicht tun dürfen und er war sich der Risiken bewusst." Unsicher hob ich die Hände und legte sie an seine Seite, griff sanft in sein Hemd. „Vater", kam es leise über meine Lippen. „Schh nicht", sagte er jedoch sofort und legte eine Hand an meinen Hinterkopf. „Danke", flüsterte ich dennoch und drückte mich etwas fester an ihn. „Ich bin immer für dich da, Nael", erwiderte er und kurz darauf fühlte ich wie er seine Nase an meinen Kopf legte bevor seine Lippen kurz meine Haut berührten. „Du bist mein Sohn", hörte ich ihn noch flüstern. Bevor er sich von mir löste und mich dann mit Nicoleen alleine ließ.

„Wow, wenn Eric mal so mit mir wäre", sagte sie und lehnte sich gegen die Wand hinter ihrem Bett. „Wünsch es dir besser nicht", erwiderte ich und musste dabei an die Zeit zurück denken in der er mich angelogen hatte, was unser Verhältnis anging.

„Wieso bist du eigentlich damals so schnell verschwunden?", fragte sie und verschränkte die Arme. „Deine Augen haben die Farbe gewechselt und ich dachte du seist ein Alpha. Aber offensichtlich waren das nur die ersten Anzeichen von deiner Verwandlung", erwiderte ich und setzte mich auf den Hocker bei dem Tisch. Sie nickte langsam, jedoch schien sie nicht unbedingt zu verstehen. „Alpha sind die Hochrangigen", sagte ich deswegen und lehnte mich gegen die Tischplatte. Die junge Frau hob eine Augenbraue und fragte: „Denkst du ich bin dumm?" Ich schmunzelte leicht und erwiderte: „Nein, aber du sagtest du seist die meiste Zeit deines Lebens nicht unter Vampiren gewesen." Nico nickte langsam und legte ihre Beine zum Schneidersitz. „Ich verstehe auch nicht, wieso dir das Angst macht", sagte sie und sah mich fragend an. „Ist nicht so wichtig", erwiderte ich.  

Vamp Zone 《4》Where stories live. Discover now