88. Alte Bekannte

16 5 0
                                    

Lydia

Abwesend drehte ich meinen Stift in meiner Hand und sah auf den Stapel an Patientenakten, den ich noch ins System eingeben musste. Menschen. Alles Menschen und jede Akte hatte zuerst ein Formular. Vier Unterschriften von Oberärzten, die bestätigten, dass die Person menschlich war.

Seufzend nahm ich die nächste vom Stapel und schlug sie auf. Doch da verließ mich die Kraft wieder. Reine Überwachung. Nichts anderes war das hier. Das hier hatte nichts mehr mit meinem Job zutun. Zumindest nicht mit dem, den ich machen wollte. Leuten helfen, egal woher sie kamen, wer sie waren. Jemand sein, bei dem man sich sicher fühlen konnte.

„Lydia?"

Erschrocken schrie ich auf und sah zur Tür. Noelia. Erstaunt musterte ich sie und beobachtete wie sie hinter sich die Tür schloss. „Noe, ich...", setzte ich an. Doch sie schüttelte den Kopf. „Ist schon vergessen. Es gibt wichtigeres.", erwiderte sie und legte eine Akte auf meinen Tisch. „Sie haben mich in die Labore verlegt. Sie kam vor ein paar Tagen an. Diese Proben, diese Ergebnisse. Es sind die selben, die ich dir für Eric geben habe.", erklärte sie leise und schlug die Akte für mich auf. „Vanessa.", kam es leise über meine Lippen. Wie gut ich mich an das junge Mädchen erinnerte. „Sie ist verwandelt oder?", fragte Noelia. Ich nickte langsam und blätterte weiter. Bilder. Sie schien unverletzt. Aber dennoch. Noelia beugte sich etwas weiter herab und flüsterte: „Sie ist schwanger. Offensichtlich ist sie damit die Erste. Ich will mir nicht ausmahlen was sie mit ihr tun werden." „Wir können nichts tun.", erwiderte ich leise. „Wir nicht. Aber Eric.", sagte Noelia und schlug die Akte wieder zu. „Wie stellst du dir das vor?", zischte ich. „Du hast doch Alexis hier weggeschafft.", erwiderte sie und hob bedeutend die Augenbrauen. „Er war nur zufällig...", setzte ich an doch wurde durch das Öffnen der Tür unterbrochen. Unser Chef lehnte sich in den Türrahmen und sagte mit wissendem Unterton: „Habe ich geheime Gespräche unterbrochen? Etwa über Vampire?" Noelia richtete sich auf und erwiderte: „Nur ein Versuchsobjekt bei dem ich nicht weiter komme. Ich dachte Dr. Greve könnte mir helfen." „Ist das so?", kam es zurück gefeuert und unserer Chef griff nach der Akte. „Hübsch.", kommentierte er die erste Seite und gab sie dann Noelia zurück. „Dennoch muss ich Dr. Greve entführen.", sagte er und sah mich auffordernd an. Also erhob ich mich und verließ hinter ihm mein Büro.
Was hatte er denn jetzt schon wieder für böse Pläne?

„Ich kann ihren Sohn auch töten lassen sollte ich nur die allerkleinste Kleinigkeit finden die mich glauben lässt, dass sie untreu sind. Dazu zählen geheime Gespräche mit Vampirfreunden.", sagte er gefühlslos. Sobald er hinter mir seine Bürotür geschlossen hatte. „Sie brauchte nur einen Rat.", erwiderte ich mit zitternder Stimme und ließ seine Berührungen über mich ergehen. „Wozu den?", fragte er mit feuchtem Atem, der auf meine Wange schlug. Ich schluckte fest und erwiderte: „Das Objekt ist schwanger." „Ich dachte, Dr. Lorca gehöre auch in die Gynäkologie.", hielt er dagegen. „Sie ist ein ehemaliges Versuchsobjekt von Dr. Shi.", zwang ich es über meine Lippen. „Und sie haben die Versuchsakten?", fragte er und fuhr hinten in meine Haare. Sofort schüttelte ich den Kopf. Doch er zog schon schmerzhaft an meinem geflochtenen Zopf. „Bitte, ich war nur bei ihrer Verwandlung dabei. Ansonsten hatte ich damit nichts zu tun.", beteuerte ich und atmete erleichtert auf als er von meinen Haaren abließ. „Verwandlung?", harkte er nach und strich mir sanft eine Strähne hinters Ohr. Langsam nickte ich und biss mir auf die Zunge. Wieso konnte ich nicht lügen?

„Wie ist es passiert?", wollte er wissen. „Sie trank Vampirblut.", hauchte ich und griff fest in meinen Kittel. „Die Verwandlung.", rief er und schlug mir ins Gesicht. Vor schreck konnte ich nichtmal schreien. Als ich mich wieder gesammelt hatte erwiderte ich: „Sie hatte Schmerzen. Sie... brauchte die Nähe... von..." „Von?", fragte er ungeduldig. „Dem Vampir, der sie verwandelte.", zwang ich über meine Lippen. „Dr. Shi.", sagte mein Chef. Doch ich schüttelte sofort den Kopf. „Es gab mehr als ihn?", fragte er weiter und packte meinen Hals. Bestimmt zwang er mich auf die Knie und starrte mich von oben herab an. „Ja.", keuchte ich leise. „In was für einem Vampir verseuchtem Dorf bin ich hier gelandet!", wetterte er und ließ mit einem Ruck von mir ab. Schweratmend griff ich mir an den Hals und beobachtete wie er durch sein Büro tigerte. „Und dann muss ich auch noch dich ertragen.", knurrte er und trat auf mich zu. Grob riss er die ersten Knöpfe meiner Bluse auf. „Zumindest bist du hübsch.", sagte er mit schleimiger Stimme und hockte sich vor mich. „Trotz der Schwangerschaft.", fügte er hinzu und strich sanft über meinen Hals zu meiner Brust. Zitternd wand ich den Blick ab und ließ ihn machen. Ich wollte nicht wissen was er Azrael antat, wenn ich mich wehren würde. Seine Hand legte sich an mein Kinn und drehte mein Gesicht zurück zu seinem. „Mach dich nützlich.", war das letzte was ich hörte, bevor er sich aufrichtete und mein Blick auf seine Hüfte fiel. 

Vamp Zone 《4》Where stories live. Discover now