36. Mein Sohn

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Lydia

„Bitte zieh nicht aus.", sagte ich leise nachdem ich Noelia jetzt schon eine Stunde beim Packen beobachtete hatte. Zwar hatte sie mir das schon eine Weile angedroht aber war erst Wochen später dazu gekommen. Doch heute hatte sie sich dafür extra frei genommen und ich beobachtete sie bei meinem Frühstückskaffee dabei.

„Jetzt plötzlich?", knurrte sie und verpackte das Geschirr. „Unser Streit war dämlich und ich brauche dich.", erwiderte ich leise und schloss meine Hände fester um die Tasse. „Ja, jetzt wo Aleksis die Schnauze voll hat und sich nicht mehr blicken lässt. Meinst du ich bin dumm und merke nicht, dass ihr nicht mehr auf einander hockt?", murrte sie.

Ich biss mir unsicher auf die innen Seiten meiner Wangen und sagte dann zögerlich: „Ich denke sie haben ihn geschnappt. Es hat nichts mit uns oder mir zutun, dass er nicht mehr auftaucht. Ich glaube, sie haben ihn getestet." Noelia setzte die Teller in ihren Händen zurück auf den Tisch und hob eine Augenbraue. „Er kann nicht positiv getestet werden.", stellte sie fest aber sah weiter starr zu mir. „Er hat mein Blut getrunken.", fügte ich hinzu und zog meine Füße unter meine Beine.

Noe hob jetzt beide Augenbrauen und sah mich fassungslos an. „Er hat was?", hauchte sie und ich hörte wie ihre Finger das Papier um die Teller zerrissen. „Er sagte ich würde nach ihm riechen. Noe, ich wollte doch nur, dass diese Markierung...", setzte ich an, allerdings brach meine Stimme und die ersten Tränen liefen über mein Gesicht.

Jeden brachte ich in Gefahr. Sei es Eric oder Aleksis. Ich war schuld.

„Er war sicher. Lydia, was... du wusstest doch... Warum?", stammelte sie und verzog das Gesicht. „Was geht in deinem Kopf vor sich? War das dein Plan? Vielleicht arbeitest du ja sogar mit ihnen.", rief sie.

„Natürlich.", schleuderte ich zurück und erhob mich von der Couch. „Weil sie meinen Verlobten bedrohen. Da werde ich ganz sicher mit ihnen zusammenarbeiten.", rief ich und wollte an ihr vorbei in den Flur um zur Arbeit zu kommen. Allerdings packte sie meinen Arm und hob meine Hand an der immer noch die helle Stelle an meinem Ringfinger war. „Verlobter also.", fauchte sie. „Du weißt weshalb ich ihn nicht trage.", rief ich und riss mich von ihr los.

Mit energischen Schritten verließ ich das Wohnzimmer und brachte meine Tasse in die Küche bevor ich in den Flur ging, meine Jacke nahm um auf den Hof zu gehen. Dort schloss ich mein Auto auf, stieg ein und verließ das Anwesen. Erics Anwesen.

Ich hatte ihn gelöscht.

Meine Hand ging zu meinem Hals. Dort wo Erics Narbe sein sollte. Doch jetzt? Alek hatte sie nicht nur überdeckt. Sie war geheilt. Einfach verschwunden. Kurz warf ich einen Blick auf den hellen Streifen an meinem Finger. Ich wusste nicht was mehr schmerzte. Dass diese helle Stelle dort war oder, dass ich den Ring nicht mehr trug.

Ich hatte alles verloren. Meine erste Liebe, meinen Sohn, meine beste Freundin. Meine Eltern, die Angst hatten in die Schussbahn zugeraten.

Mit Tränen in den Augen fuhr ich auf den Parkplatz des Krankenhauses und parkte mein Auto. Für einen Moment blieb ich sitzen und versuchte mich zu beruhigen. Dann wischte ich mir energisch die Tränen von den Wangen und stieg aus dem Wagen um ins Krankenhaus zu gelangen.

Allerdings kam ich nicht sehr weit.

„Dr. Greve. Nach Ihnen habe ich gesucht."

Erschrocken ließ ich die Autotür zufallen und sah hoch zu meinem neuen Chef. „Nervös?", fragte er mit dunkler Stimme und legte seine Hand an das Dach meines Autos. „Sie haben mich nur erschreckt.", erwiderte ich und schloss meinen Wagen ab. „Ich erwarte sie in meinem Büro.", sagte er und stieß sich von meinem Auto ab. Dann stolzierte er über den Parkplatz. Was hatte ich angestellt?

Vamp Zone 《4》Where stories live. Discover now