41. Ich weiß nichts

14 7 0
                                    

Victor

„Redest du jetzt?", hörte ich die dunkle Stimme erneut. „Ich weiß nicht wovon ihr sprecht.", beteuerte ich und versuchte mich etwas aufzurichten. Doch sofort trat mir jemand vor die Brust, so dass ich auf den Rücken stürzte. Dabei hörte ich meine Handgelenke knacken. „Kenneth ist dein Stiefsohn. Meinst du wir glauben dir, dass du keine Ahnung hast wo er ist?", sagte der Mann vor mir und riss mir die Augenbinde von den Augen. Geblendet blinzelte ich und versuchte zu erkennen wer vor mir stand. Es war derselbe Mann, der damals Jon folterte. „Ich habe gesehen wie du ihn weggebracht hast. Lüg mich nicht an.", knurrt er. „Ich wollte wissen wo ihr Versteck ist. Doch sie haben nur meinen Stiefsohn mit sich genommen.", sagte ich und keuchte erschrocken als er eine Waffe aus seinem Gürtel holte. „Ich weiß nicht wo sie sind.", beteuerte ich wieder. „Dein Leben ist dir wohl nicht so wichtig. Aber wie wäre es hier mit?", fragte er und zog eine Fernbedienung aus seiner Kitteltasche. Wenig später schaltete sich ein Fernseher in der Ecke des Raumes an. „Jacob.", hörte ich mich selber sagen. „Du erkennst ihn also noch. Uns hat er gesagt, dass sein Vater ihn so unglaublich lange allein gelassen hat.", sagte er bedrohlich leise.

Er war erwachsen geworden. Ein junger Mann. Mein Sohn, dessen Leben, dessen Entwicklung ich verpasst hatte.

Jetzt stand er dort, geknebelt mit weitaufgerissenen Augen und einer Schlinge um den Hals. „Bitte.", gab ich heiser von mir. „Ich muss nur diesen Knopf drücken und der Boden wird sich unter ihm auftun.", erklärte er mir und legte den Finger auf eben diesen. „Ich weiß nichts. Bitte, ich weiß nicht. Bitte tun Sie ihm nichts. Er hat damit doch nichts zutun. Er vermisst seinen Bruder, mehr hat er damit nicht zutun.", rief ich und versuchte zurück auf die Knie zu kommen. „Warum sollte er ihn vermissen?", fauchte der Mann vor mir. „Sie haben einen Altersunterschied von mehr als zehn Jahren. Bitte, Jacob hat von Kenneths Machenschaften keine Ahnung, er war doch nur ein Kind, das seinen Bruder liebt.", versuchte ich ihn zu überzeugen.

Sie hatten mich niedergeschlagen als ich meinen neuen Arbeitsplatz verlassen wollte. Sicher eines der neuen Labore, die wir befreien könnten. Doch jetzt? Sie hatten Jacob. Sie drohten meiner Familie und sie hielten mich für einen Maulwurf. Sie stellten mich vor die Wahl zwischen meinen Söhnen. Das konnte ich nicht. Ich wollte nicht ansehen wie sie Jacob weh taten und ich wollte nicht sehen wie sie Kenneth folterten, ihn genauso sezierten wie die Vampire, wegen seiner Flügel.

„Dir scheint dein Sohn ja ziemlich egal.", knurrte die dunkle Stimme. „Nein, nein. Aber ich weiß doch nichts. Ich weiß nichts.", rief ich als ich sah wie er die Fernbedienung hob. „Tun Sie ihm nichts. Bitte. Ich tue alles.", kam es verzweifelt über meine Lippen. „Ich gebe dir Bedenkzeit.", erwiderte der Mann und verließ den Raum. Wenig später schaltete sich der Fernseher und das Licht aus. Was sollte ich nur tun?

Vamp Zone 《4》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt