72. Kampf um den jungen Wolf

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Elijah

Das Heulen des Dragan Rudels schalte durch den Wald und sofort fühlte ich wie die Anwesend um mich herum unruhig wurden. Marija klammerte sich an meinen Arm. Doch ich entzog ihn ihr und murrte: „Sie werden auf ihrer Seite bleiben." Damit stand ich auf und verließ die lange Reihe. Es war Tradition vor Beginn der Nacht zusammen zu sitzen. Was genau das brachte wusste ich allerdings nicht. In dieser Nacht hatte es nur zu Schauergeschichten über das Dragan Rudel geführt, weswegen das Heulen alle in Angst und Schrecken versetzt hatte. Allerdings musste ich zu geben, dass es beeindruckend war so viele Stimmen auf einmal zu hören.

Sobald ich Schritte hinter mir hörte, wechselte ich meine Haut und sprintete in den Wald. Ich wollte diese Nacht nicht mit Marija verbringen. Wie ferngesteuert landete ich an der Stelle an der ich das letzte Mal den Spion gesehen hatte mit dem schlanken Körper und dem dunklen Fell. Ich bereitete mich schon drauf vor enttäuscht zu werden. Allerdings stieg mir schon der vertraute Geruch in die Nase bevor ich den Fluss erreichte.

Diesmal stand der Wolf allerdings nicht auf der anderen Seite sondern kam grade den Hang hinauf als ich mich dem Ufer näherte. Leicht senkte ich den Kopf und warte darauf, dass ich bemerkt werden würde. Was wenig später auf eintraf. Erschrocken fuhr der Körper des Wolfes zusammen und sofort erkannte ich wie jung dieses Exemplar war. Zitternd sank er zu Boden und presste den Kopf auf den Waldboden.

Langsam trat ich näher und fühlte wie meine Atmung sich wie automatisch verstärkte. Nur weil dieser Geruch immer stärker wurde.

Sanft stieß ich den Kopf des Wolfes mit meiner Nase an und wäre fast dahin geschmolzen. Doch ich rief mir immer und immer wieder ins Gedächtnis, dass dieser Wolf kaum jünger sein konnte und ich nicht einschätzen konnte wie alt der Mensch unter diesem Fell war. Genauso wenig konnte ich auf ein Geschlecht schließen. Was genau er dann hier suchte wusste ich nicht. Diese Nacht war für Partner und ihre Fortpflanzung.

Wieder stieß ich seinen Körper an und versuchte ihn zum Aufstehen zu bewegen. Auch wenn meine Mutter dieses Vergehen wahrscheinlich bestrafen würde. Aber dieser Geruch. Ich hatte endlich den Ursprung gefunden und je länger ich ihn einatmen konnte desto ruhiger wurde ich. Allerdings gefielt mir ebenso du unterwürfige Haltung.

Von einem dunklen Knurren wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ein weiterer Wolf kam den Hang hinauf. Riesig, bedrohlich und männlich. Gehörte der junge Wolf zu ihm? Doch ich konnte keine Verbindung zwischen den beiden ausmachen. Ihre Gerüche ähnelten sich nicht und das würden sie, wenn sie verwandt oder gebunden wären.

Ich senkte zwar meinen Kopf leicht. Allerdings nur damit er mir nicht sofort an die Kehle ging. Es war ziemlich offensichtlich, dass er den jungen Wolf für sich beanspruchte. Aber er gehörte ihm nicht.

Talvi

Ängstlich sah ich zu dem fremden Wolf auf. Ich hatte doch nicht ernsthaft darauf gehofft, dass mein Geruchsinn mich jedes Mal warnen würde. Jetzt hatte ich Valea erneut in Gefahr gebracht. Doch das schien ihm ziemlich egal. Beschützend trat er über mich. Verdeckte mich so mit seinem Körper. Dennoch sah ich den anderen Wolf noch. Ich kannte den Geruch. Es war der selber, der mich jedes Mal über die Grenze gelockt hatte. Doch ihn jetzt vor mir zusehen...

Erneut brach aus Valeas ein dunkles Grollen, welches selben meinen Körper zum Vibrieren brachte. Doch zur selben Zeit sah ich wie ein dunkelrote Spur über seinen rechten Vorderlauf lief. Seine Wunden waren erneut gerissen. Doch er wollte sich nicht schwach zeigen. Grade jetzt nicht vor dem fremden Wolf. Dabei hatte er nichts getan. Ich hatte mit mehr Aggression gerechnet. Doch er war nur neugierig, hatte mich angestupst wie eine Mutter ihr schwaches Jungtier.

Doch jetzt nach Valeas zweiter Warnung stieg doch Wut in seine Augen. Leicht fletschte er die Zähne und senkte den Kopf noch etwas weiter. Valea trat noch einen Schritt vor, so dass er nicht mehr komplett über mir stand und in mir machte sich die Panik breit. Was wenn der Fremde ihn angriff?

„Valea nein.", flehte ich doch er ignorierte mich gekonnt. Es war allerdings auch schon zu spät. Der Fremde schnappte nach ihm und brach so den Kampf los. Zwar gewann Valea ziemlich schnell die Oberhand aber ich sah dennoch wie sein Fell immer mehr mit Blut getränkt wurde. Selbst in der Dunkelheit sah ich die glitzernden, roten Tropfen. Als ich Valea winseln hörte war ich kurz davor aufzuspringen und ihm zu helfen. Aber das würde ihn untergraben. Doch er schaffte es auch so den Fremden weiter auf dem Boden zu halten und auch ihm verpasste er einige Wunden. Doch auch als der andere erschöpft ihm den Bauch zeigte ging seine Wut nicht zurück. „Valea.", versuchte ich ihn zurück ins hier zubringen. Noch ein letztes Mal fletschte er die Zähne und ich sah wie ihm das Gemisch aus Blut und Speichel die Lefzen hinunter floss. Dann wand er sich ab und kam zu mir. Ein letztes Mal sah er sich um bevor er mich den Abhang hinunter wieder zum Fluss drängte.

Auf unserer Seite der Grenze verschwand er nicht wie erwartet in Richtung Dorf sondern lotste mich zu unserem letzten gemeinsamen Schlafplatz. Dort ließ er sich keuchend sinken und legte den Kopf ab. Vorsichtig legte ich mich neben ihn und leckte sanft seine Wunden. „Doch ein Vampir.", kommentierte er. „Meine Spucke sollte sie heilen.", erwiderte ich stumpf. Zumindest wenn meine Mutter recht hatte. Es würde bei mir nicht so effektiv sein wie bei ihr, aber effektiver als bei meinem Vater. Denn er war halb- halb während ich nur ein Viertel Werwolf in mir trug. Schon seltsam wie sehr die Umgebung sich auf einen auswirkte. Ich hätte sicher auch ein Vampir werden können. Hätte vielleicht sogar eine ganz gute Figur darin abgegeben. Aber unser Dorf hatte es verhindert. Wenn ich ehrlich war, war ich froh darüber. Am Ende wäre ich noch wie meine Mutter. Kalt und freudlos Ich verstand nicht wie Papa sie lieben konnte. Sie war so unglaublich unpassig zu ihm. Dabei sah ich doch sehr deutlich, dass er sie liebte und sie auf keinen Fall aufgeben würde. 

Vamp Zone 《4》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt