Vamp Zone 《4》

30. Vampirmagnet

Valea

„Komm.", drang es leise an mein Ohr und ich fühlte eine kleine Hand auf meiner Brust. „Komm.", sagte die Stimme drängender. Verschlafen öffnete ich ein Auge und sah in das junge Gesicht eines Mädchens. „Talvi.", kam es rau über meine Lippen. „Papa lässt mich nicht alleine gehen.", murrte sie und richtete sich neben meinem Bett auf. Verwirrt runzelte ich die Stirn und hob eine Hand um mir übers Gesicht zu fahren. Wo war ich? Ich war zu Hause. Aber wie kam sie hier rein? War meine Hütte nicht geschlossen gewesen? „Valea.", knurrte sie mit ihrer hellen Stimme und zerrte an meinem Arm. Seufzend richtete ich mich auf und rieb mir erneut übers Gesicht. „Talvi, warum?", murrte ich und schwang dennoch die Beine aus dem Bett. „Es juckt überall und ich kann nicht schlafen.", sagte sie hibbelig und trat von einem Fuß auf den anderen. „Ist ja gut. Einen Moment bitte.", murmelte ich leise und erhob mich von meinem Bett. Meine Schlafzimmertür stand offen und schon hier spürte ich den kühlen Luftzug, der durch meine Haustür kam. Offensichtlich hatte ich vergessen sie abzuschließen.

Müde zog ich mir mein Hemd über den Kopf und schlüpfte in meine Hose, bevor ich dem kleinen Mädchen aus der Tür folgte. Sie rannte flink zwischen den Häusern hindurch in Richtung Waldrand. Schon ein paar Meter davor sprang sie in die Luft und tauschte ihre Haut. Dieser kleine, graue Wolf mit den hängenden Ohren, welche noch ihre Zeit brauchten um sich aufzustellen.

Lächelnd folgte ich ihrem Beispiel und folgte ihr zwischen die Bäume. Es war eigentlich erstaunlich wie sehr sie das Wolfsleben genoss, obwohl ihr niemand aus ihrer Familie das vorgelebt hatte.

Talvi rannte eine ganze Weile und teilweise hatte ich echt Mühe mitzuhalten. Ihre jungen Pfoten trugen sie schneller als mich meine. Nicht dass ich behaupten würde ich wäre alt, aber der erwachsene Körper mit den großen Gliedmaßen war mir noch fremd.

„Zu langsam.", hörte ich sie in meinem Kopf lachen. Unsere Möglichkeit zu kommunizieren. Allerdings hörte man nur solche, die einem nahe standen. Ich muss sagen, ich hatte mich fast verjagt als ich ihre Stimme das erste Mal in meinem Kopf hörte. Mein Vater hatte nie mit mir kommuniziert und ansonsten hatte ich noch nicht die Chance gehabt mit jemanden eine solch enge Beziehung aufzubauen. Auch jetzt war Talvi, die Einzige, die diese Bindung mit mir hatte.

Der Klang von Wasser drang an mein Ohr. Für einen Moment wurde ich langsamer um zu lauschen. Sie lief darauf zu.

„Talvi, die Grenze."

Doch sie wurde nicht langsamer. Also wurde ich wieder schneller und schaffte es sogar noch sie vor dem Fluss einzuholen. Mit einem letzten Sprung kam ich schlitternd über ihr zum stehen und riss sie zu Boden. „Die Grenze.", wiederholte ich und beobachtete wie sie sich wieder aufrappelte. „Es hat bisher noch nie jemand gemerkt.", beschwerte sie sich und fletschte leicht die Zähne. Doch auch wenn ich ihr verpflichtet war. Ihr Vater hatte mir aufgetragen auf sie zu achten und das würde ich tun. Wenn sie diesen Fluss überquerte wäre sie in Gefahr. Also gab ich ein tiefes Knurren von mir und drängte sie weiter zurück in den Wald. Weg von dem Flussufer, das keinen Schutz bat. „Die andere Seite ist so viel aufregender, Valea.", winselte sie jetzt und versuchte mit Welpen Augen ihr Glück. Doch das würde bei mir nicht viel bringen. „Wir bleiben auf der Seite.", ermahnte ich sie und stieß sie mit der Nase noch ein Stück zurück. Schnaubend gab Talvi nach und drehte um, lief jetzt vor mir in die Richtung der Lichtung auf der sie sonst ihre Kraft loswurde. Dort angekommen ließ ich mich auf den Boden sinken und beobachtete sie mit abgelegtem Kopf. Wenn sie ihr Wolfsfell trug wirkte sie so viel jünger, tollpatschig und verspielt. Ihr dunkler Körper drehte sich im Staub, schätzungsweise wegen des Juckreizes den sie erwähnte hatte. Seufzend schloss ich die Augen und lauschte den Geräuschen des Waldes. Wie unglaublich müde ich war. Es musste doch auch für sie ein anstrengender Tag gewesen sein.