29. Blutergebnisse

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Eric

Seit jetzt etwas mehr als einer Woche war ich zurück und hatte Chrissy und Nico in die Unterstadt gebracht. Und dennoch lief alles wie vorher. Ich selber bekam nicht wirklich viel von den beiden mit. Chrissy versuchte sich mit dem Bunkerleben zurecht zu finden und Nico... Bisher wurde mir immer nur gesagt, dass sie auf dem Dach war. Gut, sie war sieben Jahre eingesperrt. Es gefiel ihr sicher nicht jetzt wieder untertage leben zu müssen.

Seufzend lehnte ich mich zurück und sah auf die Blutergebnisse von Ezra. Ich wurde aus ihnen nicht schlau. Zwar kamen sie mir bekannt vor aber ich wusste nichts damit anzufangen.

„Eric, können wir reden?", fragte der ältere und schloss die Tür, die er grade mit Schwung geöffnet hatte. „Hab ich ne Wahl?", fragte ich und sah auf. „Hast du.", erwiderte er und setzte sich mir gegenüber. Meine Wahl würde also nicht berücksichtigt werden. „Was gibt es?", fragte ich seufzend und sah über das junge Gesicht. Es war seltsam so lange mit Menschen zu leben. Zusehen wie sie altern und dann lernt man einen lang verschollenen Mann kennen und er sah einfach aus wie damals auch. „Es geht um Sanji.", setzte er zögerlich an. „Was ist mit ihm?", fragte ich. Wir hatte lange nicht mehr abends zusammengesessen. Aber vielleicht war das auch gut so. „Was mache ich falsch?", fragte Shota und stützte seine Ellenbogen auf den Tisch. „Jetzt grade? Nichts. Vor 20 Jahren... ähm.", setzte ich an und verschränkte die Arme. „Ich weiß, dass ich vor 20 Jahren hätte zurückkehren müssen. Aber jeder macht doch Fehler. Warum kann er Moe verzeihen aber mir nicht?", fragte er verzweifelt. Ich atmete tief durch und erwiderte: „Weil er in Moe nie große Erwartungen gesetzt hat. Er hat dich geliebt. Er war der festen Überzeugung, dass du Atayos Umgang mit ihm nicht geduldet hättest. Aber für ihn warst du tot und deswegen konnte er an diesen Überzeugungen festhalten. Doch jetzt lebst du und du hast ihn alleine gelassen. Hast ihn alleine unter Atayo leiden lassen und jetzt wo er sich gegen seine Brüder, gegen Alpha behaupten kann... Jetzt kommst du und predigst, dass er sich von ihnen fernhalten muss. Shota, für ihn ist die Welt schon lange nicht mehr nur schwarz und weiß. Und wenn du ehrlich bist... für dich auch nicht. Du weißt ganz genau, dass nicht alle Alpha gleich sein. Ansonsten würdest du hier nicht sitzen.", versuchte ich ihm klar zu machen. Eine Weile schweig er und sah vor sich auf den Tisch. „Deine letzten Erfahrungen waren sicher schrecklich und ja, es ist schwierig solche Dinge zu verhindern. Aber es ist nicht die Lösung Alpha und Omega strickt zu trennen. Für mich und Atayo ist es deutlich einfacher die Omega Pheromone zu ignorieren, einfach weil wir mit Sanji groß geworden sind. Und für Sanji ist es ebenfalls einfacher sich gegen Dominanz zu wehren, durch seine Erfahrungen mit Atayo.", fügte ich hinzu und strich mir die dunklen Haare aus dem Gesicht. „Er sieht dich als Vater.", sagte Shota leise und sah zu mir auf. Ich nickte leicht und erwiderte mit belegter Stimme: „Sie alle. Glaub nicht, dass ich mir das ausgesucht hätte. Mein Vater hat es von mir verlangt bevor er starb und ich habe alles getan um meine und Atayos Geschwister zu schützen." „Du hast Sanji nicht vor Atayo geschützt.", warf er mir vor. Erneut nickte ich unmerklich. Auch ich war nicht perfekt. „Und dennoch sieht er zu dir auf.", fügte Shota hinzu und stand auf. „Willst du mir jetzt ein Vorwurf daraus machen?", fragte ich verwirrt. „Erklär es mir. Was macht dich so viel besser als mich?", knurrte er wütend und schlug gegen die Wand. „Das ich da war?", vermutete ich und beobachtete wie Shota anfing auf und ab zu laufen während er sich die Hand rieb. „Du bist genauso wie dein Vater.", knurrte er und kam zurück zum Tisch. Im selben Moment öffnete sich die Tür.

„Eric."

„Grade nicht.", sagte ich ohne den Blickkontakt zu Shota zu lösen. „Es geht um Moe.", erwiderte Ranga. „Dein Bruder bleibt hier.", rief Shota, ebenfalls ohne seinen Schwiegersohn anzusehen.

„Wir müssen das Band lösen, jetzt. Eric, er hat versucht sich umzubringen.", sagte Ran dennoch.

Erschrocken löste ich den Blick von den roten Augen und sah zu meinem jüngeren Bruder. Tränen standen in seinen Augen und er war kreidebleich. „Tu was.", sagte er und erst jetzt hörte ich den Bruch in seiner Stimme. Die Beziehung zwischen Moe und Ran verstand ich nicht ganz. Aber es sollte mich freuen, dass sie besser geworden war. „Geh zu ihm ich komme gleich.", versprach ich und stand auf. Ich hörte wie die Tür sich schloss und fing an die losen Blätter zusammen zu räumen und weg zuheften um sie nicht zu verlieren.

Jedoch legte sich in dem Moment eine kühle Klaue an meinen Hals. „Du bleibst hier.", fauchte Shota. „Ein Problem weniger.", fügte er hinzu und fletschte leicht seine Zähne. „Moe trägt keine Schuld.", sagte ich vorsichtig. Dennoch bohrte sich seine Kralle in meine Haut und ließ ein dünnes Rinnsal über meinen Hals laufen. „Ich kann auch zu Härterem greifen.", erwiderte er und strich zärtlich meine Haare zurück. „Du wirst deinem Bruder nicht helfen. Er hat es verdient, dafür was er meinen Söhnen angetan hat.", sagte er grollend. „Er kann nichts dafür. Er kann sich nicht gegen Nael wehren.", versuchte ich es erneut aber Shota hatte keine Einsicht. „Nael ist nicht der Sohn zweier Omega und dennoch...", knurrte er. Wenn ich ihm jetzt sagen würde, dass Nael seine Pheromone sehr wohl deutlicher machen konnte als Shota seine je zeigen konnte würde sicher mein Kopf rollen. „Also setz dich.", fauchte er und ich folgte langsam seinem Befehl. Sicher brauchte er nur das Wissen, dass er einen Alpha kontrollieren konnte. Moe halt durch.

Noelia

Angewidert beobachtete ich das frische Paar. Es war kaum zu übersehen was letzte Woche passiert war. Lydias Verhalten war ziemlich offensichtlich. Schnaubend wendete ich mich von den Beiden ab und verschwand auf dem nächsten Flur um in den Pausenraum zu gehen. Nur leider hatte ich dort nicht allzu lange meine Ruhe.

„Können wir reden?"

Genervt stellte ich meine Tasse Kaffee ab und drehte mich zu meiner besten Freundin um. „Dich stört etwas. Und ich weiß nicht was.", sagte sie unschuldig und kam etwas näher. „Da kann ich dir dann auch nicht helfen.", erwiderte ich patzig und drehte mich wieder zu meinem Kaffee. „Habe ich was getan?", fragte sie und trat neben mich. „Ah, nein. Überhaupt nicht.", knurrte ich und ging mit der Tasse an ihr vorbei. „Noe, was ist los?", fragte sie besorgt und folgte mir zu den Sesseln. „Hast du nicht genug Männer? Musst du mir immer die vor der Nase wegschnappen, die zumindest ein bisschen Interesse haben?", fragte ich und stellte meine Tasse auf dem kleinen Tisch ab. „Was?", fragte sie verwirrt. „Ich hätte mir Eric schnappen können. Denn ich habe es dir ermöglicht zu ihm Kontakt aufzubauen. Ich hätte die Aleksis vorenthalten können. Aber nein, ich bitte ihn darum dir bei deinem Sohn zu helfen. Und das ist der Dank?", rief ich. Lydia sah mich verständnislos an und erwiderte: „Du kannst Liebe doch nicht erzwingen und so einfach zu ordnen. Was kann ich denn dafür, dass Männer dich offensichtlich immer nur als beste Freundin sehen?" Ungläubig lachte ich auf und schüttelte den Kopf. „Du nennst dich meine Freundin?", fragte ich. „Noelia, ich habe dich gern aber wenn du dich so aufführst. Entschuldige bitte, aber Männer stehen nun einmal nicht auf Frauen, die ihnen die ganze Zeit hinterherrennen und grade zu darum betteln mit ihnen in die Kiste zu dürfen.", sagte sie. „Danke.", sagte ich trocken. „Danke, für den Tipp.", knurrte ich und nahm meine Tasse um an ihr vorbei zu gehen. „Jetzt lauf doch nicht weg.", rief sie. Allerdings schlug da schon die Tür zu. Ich wusste, dass es nur meine Wut war aber ich wünschte mir das Aleksis Azrael nie finden würde und dass Eric im Traum nicht mehr dachte zurückzukehren.

„Noelia!", rief sie über den Flur aber ich zeigte ihr nur über die Schulter den Mittelfinger und bog ins Treppenhaus ab. Also müsste ich mir wohl eine Wohnung suchen. 

Vamp Zone 《4》Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang