Vamp Zone 《4》

39. Dragan

Valea

„Talvi.", kam es rau über meine Lippen. Also räusperte ich mich, schloss ihre Zimmertür hinter mir und trat an ihr Bett. „Talvi.", flüsterte ich erneut, diesmal verständlicher. Doch das Bett war leer. Verflucht.

So leise ich konnte verließ ich das Haus und lief auf den Waldrand zu. Wie einige Nächte zuvor wechselte ich meine Haut und schlüpfte zwischen die Bäume. Ziemlich bald fand ich ihre Spur und lief ihr nach.

Warum tat sie das? War ihr Drang zur Gefahr so stark? Sorin hatte mir gesagt ich solle ihr das Gefühl geben diese Freiheit hinter dem Rücken ihrer Eltern zu gewinnen. Jedoch solle ich auf sie achten. Doch jetzt? Dieses Mädchen macht mich noch verrückt.

Stumm rief ich nach ihr sobald die Spur frischer wurde. Ich dachte nicht, dass sie vor mir flüchte würde.

„Valea.", hallte es in meinem Kopf. Sofort beschleunigte ich meine Schritte und folgte der Spur. War sie verletzt?

Doch weiter kam ich nicht in meinen Gedanken. Schlitternd brachte ich einen Abhang hinter mich und stolperte unten über eine Wurzel. Keuchend schlug ich auf dem Boden auf. Kurz atmete ich durch bevor ich mich wieder aufrappelte und weiterlief. Ein erneuter Abhang versperrte mir den Weg und das Rauschen des Wassers zeigte mir, dass ich vorsichtig sein musste. Am Fuß dieses Hanges war die Grenze.

Talvis Spur führte den Berg hinunter. War sie gefallen? Langsam setzte ich an den Hang hinunter zu kommen. Die Blätter machten ihn rutschig und unsicher. „Valea." Diesmal war ihre Stimme um einiges klarer. Kurz vorm Ende vernahm ich ein Winseln.

Sofort hob ich den Kopf und erblickte ihre zitternden Körper. Dicht auf den Boden gepresst lag sie da. Ihr Fell klitschnass. „Talvi, hier ist es nicht sicher." Darauf bekam ich nur ein klägliches Winseln. Also trat ich näher und erkannte was das Problem war. Ihre Hinterläufe steckten in einer Seilschlinge. Wimmernd senkte sie den Kopf und warf mir wieder diesen Welpen Blick zu. Seufzend wechselte ich meine Haut und hockte mich neben sie. „Lauf nie wieder fort. Hörst du.", ermahnte ich sie und fing an die Schlinge zu lösen. Wir könnten uns nicht aus unserer Wolfsgestalt lösen, wenn etwas an unserem Körper lag. So war es ihr nicht möglich gewesen sich selber zu befreien.

Ein leises Winseln gab mir ihre Zustimmung.

Sobald ich das Seil von ihr gelöst hatte strich ich ihr sanft über den Kopf und kraulte sie hinter den Ohren. „Magst du mit mir heute draußen bleiben? Ich bringe dich rechtzeitig zurück und wenn du brav bist können wir es wiederholen.", sagte ich sanft und beobachtete schmunzelnd wie sie ihren Kopf in meine Hand schmiegte. Im Augenwinkel nahm ich wahr wie sie anfing mit dem Schwanz zu wedeln, was ich einfach mal als Einverständnis deutete und meinen Wolfskörper erneut annahm.

Sanft half ich ihr auf und lief dann an dem Fluss entlang. Den Hang würden wir sicher nicht hinaufkommen. Talvi folgte mir mit leicht hängenden Ohren und gesenktem Kopf. Sie sollte ruhig darüber nachdenken. Vielleicht lief sie dann nur noch mit mir davon.

Erleichtert atmete ich durch als wir endlich wieder in den Wald gehen konnten. Der Hang war jetzt weniger steil und schon gar nicht so hoch wie an jener Stelle.

Hinter mir hörte ich Talvi gähnen. Ein junger Wolf wurde also doch schnell müde.

Also beschloss ich uns einen Unterschlupf zu suchen. Nicht viel, aber ich war nicht erpicht darauf wieder nass wach zu werden und Talvi brauchte sicher etwas Schutz vor der Kälte. Ihr Fell hing immer noch dunkel und nass von ihrem Körper.

Es dauerte nicht lange und mir fiel eine kleine Höhle auf. Nur ein paar Felsen die über einander lagen. Also schlüpfte ich hinein und ließ mich auf den Bauch sinken. Talvi, die nur halb so groß war hatte keine Probleme damit über mich rüber zu klettern und dann erneut in meinen Schoß zu rutschen. Diesmal legte sie ihren Kopf allerdings auf die Höhe meiner Schulter und nicht auf meine Hinterläufe. Dennoch nutzte sie meine Wärme und ich fühlte wie ihr klammer Körper sich an mich schmiegte. „Ich weck dich.", versprach ich ihr und stupste ihren Kopf sanft mit meiner Nase an. Talvi grummelte leise und schloss dann die Augen.