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Lev

Immer wieder hatte ich das Weinen, des kleinen Mädchens in den Ohren. Es wahr ziemlich offensichtlich gewesen, dass der junge Werwolf ihr etwas bedeutete. Nur ihrem Vater nicht und so einen wollten wir in den Bunker holen? Valea hatte auf dem Weg zum Van gesagt, dass das nicht unsere Aufgabe sei, dass zu bewerten. Dabei hatte sich noch ein anderer Satz in mein Gehirn gebrannt. „Wölfe sind brutal. Anders kannst du nicht überleben." Er konnte mir doch nicht erzählen, dass er für sein Überleben diesen Jungen so zugerichtet hatte. Nur ein paar mehr Schläge und er hatte ihm die Lunge durch die Rippen aufgerissen.

Kopfschüttelnd stellte ich das Radio leise an und versuchte weg von diesen Gedanken zu kommen. Hätte ich noch etwas im Magen, hätte ich mich sicher übergeben. Leise hörte ich den Jungen hinter mir röcheln und husten. Also fuhr ich auf den nächsten Waldweg und kroch dort zwischen den Frontsitzen nach hinten in den Stauraum. Der Junge lag auf dem Bauch, was nicht ideal war aber in Anbetracht seiner Wunde, sicher am schmerzfreisten. Der Rest des Vans war beladen mit einigen Stoffen und Nahrungsmittel. Auch andere Dinge, die eventuell nützlich waren.

„Valea.", sagte ich leise und hockte mich neben ihn. Sanft richtete ich ihn auf und versuchte ihn zu stützen. Dann nahm ich eine der Trinkflaschen und schraubte sie ihm auf. „Langsam, okay? Vorsichtig.", sagte ich und reichte sie ihm. Seine zittrigen Hände schlossen sich um das Gefäß und führten es an seine Lippen. Dabei fiel mein Blick auf seine Handgelenke. Sie waren von den Fesseln aufgerissen und seine Finger wiesen teilweise Quetschungen und blaue Flecke auf. Sicher hatte er sie zwischen die Kettenglieder geschoben um Halt zu finden. Ich ließ meinen Blick weiter über seine Erscheinung gleiten. Seine langen Haare verdeckten das meiste seines Gesichts. Dennoch sah ich, das blaue Auge und die Kratzer in seiner Haut. „Warum hat er dich nur so zugerichtet.", murmelte ich zu mir selber und hob eine Hand um ihm die Haare zurück zu streichen. Doch er fuhr nur zusammen und hätte fast das Gefäß fallen gelassen. „Oh Gott, tut mir leid.", hörte ich mich selber sagen. Im selben Moment traf sein Blick auf meine Augen. Furcht. So viel Furcht. „Ich helfe dir. Verstehst du? Es wird weh tun. Ich weiß. Aber ich versuche es besser zu machen.", versuchte ich ihm zu erklären. Er nickte langsam und nahm einen weiteren Schluck von dem Wasser. Dann gab er mir die Flasche zurück. „Sag Bescheid, wenn etwas ist.", sagte ich sanft während ich ihm half sich wieder hinzulegen. „Ein paar Stunden. Und dann wird alles gut.", versprach ich und strich beruhigend über seinen unverletzten Arm, als ich sah, dass er wieder vor Schmerz angefangen hatte zu weinen. Ich hätte ihm so gerne etwas von der Medizin aus den Schränken gegeben. Aber ich konnte nicht riskieren, dass er allergisch reagierte oder es nicht vertrug.

Favio

Langsam schlug ich die Augen auf und sah direkt auf einen vertrauten Lampenschirm an der Decke. Belials Lampenschirm. Ich hatte ihn gemocht. Er war nicht weiß wie jeder andere. Er war dunkel grau und ließ das Licht so nicht unerträglich steril wirken. Generell hatte Bel sich gegen das sterile Weiß entschieden. Drei seiner Wände waren in einem tiefen Schwarz gestrichen und jedes seiner Möbelstücke war schwarz oder grau. Samt seine Bettwäsche. Andächtig strich ich über den vertrauten Stoff. Immer noch so weich wie vor zehn Jahren.

Eine Bewegung zog meine Aufmerksamkeit zu seinem Kleiderschrank. Belial. Mit dem Rücken zu mir hatte er sich sein Shirt über den Kopf gezogen und zeigte mir so seinen tätowierten Rücken. Meine Tattoos. An ihm hatte ich gelernt. Auch wenn er mir die Motive vorgegeben hatte. Wie die riesigen Flügel, die über seinem Rücken lagen.

„Bel", versuchte ich über die Lippen zubringen allerdings brachte ich nur ein jämmerliches Quietschen hervor und meine Stimmbänder fühlten sich an als wären sie grade zerrissen. Dennoch bekam ich seine Aufmerksamkeit. „Nicht reden", befahl er und kam zu mir ans Bett. „Die Strahlung...", setzte er an und legte eine Hand an meinen Kehlkopf. „Du wirst eine Weile nicht sprechen können. Versuch es nicht. Es wird es nicht besser machen", sagte er sanft und strich über meinen Hals. „Was vielleicht ganz gut ist. So können sie nicht verlangen dich zu befragen", fügte er lächelnd hinzu. Befragen?

Belial schien die Panik auf meinem Gesicht zu sehen und sagte: „Sie werden wissen wollen wo du warst und wer sonst dort war. Ich konnte sie zumindest überzeugen dich nicht zu töten. Du wusstest, dass die Strahlung dich bald dahin raffen würde warum solltest du ihn noch ausliefern wenn du nicht auf unserer Seite stehst? Schien ein plausibles Argument für sie." Ich nickte langsam und schluckte fest. Es fühlte sich an als würde ich versuchen Sandpapier zu schlucken. Wegen der Angst vor Kenneths Sein hatte ich komplett vergessen, dass Belial mir nur versprochen hatte die Kapsel zu entfernen. Nicht das ich am Leben blieb. Denn das mich die anderen tot sehen wollten war nur logisch. Ich würde die Gewalt immer noch nicht gutheißen.

Ein Klopfen riss mich aus den Gedanken. Belial bat die Person herein und wenig später stand mein Vater im Türrahmen.

„Hey Großer. Belial hat berichtet was du getan hast. Allerdings hätte ich noch Fragen", sagte er und stützte sich am Fußende auf. Umständlich setzte ich mich auf und sah dem mittlerweile ziemlich alten Mann ins Gesicht. „Warum warst du so lange fort?", fragte er. „Nicht gefunden", hauchte ich mit rauer Stimme und fühlte wie Bel mir eine Hand auf den Oberschenkel legte. „Nicht, Fa. Dafür ist später genug Zeit", sagte er sanft aber ich schüttelte den Kopf. So lange ich nur wenig sprechen konnte war alles gut. Sie mussten sich mit kurzen Antworten zufrieden geben.

„Du hast ihn nicht gefunden?", vermutete mein Vater und ich nickte leicht. „Wann hast du ihn gefunden?", fragte er weiter. Also hielt ich zwei Finger hoch. „Jahre?", fragte Belial entgeistert. Sofort schüttelte ich den Kopf und formte mit den Lippen das Wort „Monate". Beruhigt nickte der schwarzhaarige und mein Vater tat es ihm gleich. „Wieso warst du so lange bei ihm?", fragte Bel und zog ein Bein aufs Bett. „Sie haben ein Lager, richtig? Es war nicht nur Kenneth", sagte mein Vater. Langsam nickte ich und biss mir auf die Lippe. „Das ist mein Sohn. Du warst so lange dort weil du ihr Vertrauen wolltest", rief er und grinste mich breit an. Erneut nickte ich. „Kannst du uns führen?", fragte Bel. Zögerlich schüttelte ich den Kopf. Selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich nicht zurück gefunden. Was vielleicht auch besser so war. Mein Vater schnaubte unzufrieden und ich wusste, dass ich seinen Stolz schon jetzt nicht mehr verdiente. „Wir sollten ihm etwas Zeit lassen. Vielleicht erinnert er sich wieder", verteidigte Bel mich und erhob sich von seinem Bett. „Kann gut sein", erwiderte mein Vater und wand sich zum Gehen. „Vernachlässige deine Arbeit nicht seinetwegen", ermahnte er den Dunkelhaarigen bevor er ging. Belial verdrehte die Augen und kam nachdem er die Tür abschloss zu mir und legte sich neben mich. „Ruh dich aus. Damit du schnell wieder gesund wirst", sagte er sanft und legte einen Arm um meine Taille um mich zu ihm zu ziehen. Sofort spürte ich seinen Atem in meinem Nacken. „Du wirst sicher eine Weile nicht reden können. Die Strahlung hat deine Stimmbänder und Muskel angegriffen. Dein Arm ist sicher etwas taub und du wirst ihn nicht gut bewegen können. Aber das wird", hauchte er sanft und küsste die Stelle auf meiner Schulter, wo er die Kapsel versenkt hatte. Aber obwohl ich wusste, dass er schuld war fühlte ich mich in seiner Umarmung wohl. „Bel", hörte ich die fremde Stimme aus meiner Kehle sagen. „Fa, ich meine es ernst. Wenn du davon ersthafte Schäden behältst, werde ich mir das nicht verzeihen können", erwiderte er leise und fuhr sanft mit seiner Hand über meine Hüfte. „Ich hätte dich nicht zwingen dürfen", setzte er hinzu und drückte sein Gesicht in meinen Nacken. Unsicher griff ich nach seiner Hand und schlang seinen Arm fest um meine Brust. Bel lächelte gegen meine Haut und sagte leise: „Ich hätte darauf vertrauen müssen, dass du zu mir zurück kommst." Kurz darauf fühlte ich wie seine Finger suchend über meine Brust strichen. Ein leises Winseln entkam mir als sie auf die metalernen Stäbchen trafen, die sich durch meine Haut bohrten. „Braver Junge", hauchte er bevor er wieder seinen Arm um mich schlang und mich fest an seinen Körper zog, bevor er anfing tief und regelmäßig zu atmen. 

Vamp Zone 《4》Where stories live. Discover now