21. Alter

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Eric

Chrissy hatte nachgegeben und dank ihr konnte ich damit rechnen früher zurück zu sein. Nico lag auf der Rückbank des Autos, während Chrissy über die dunkle Landstraße fuhr und ich einfach nur hier auf dem Beifahrersitz saß.

„Wie ist sie gestorben?", hörte ich Chrissy leise fragen. Ich sah, wie sie einen prüfenden Blick in den Rückspiegel warf. Aber Nico schlief. Sie bekam offensichtlich nicht genug Blut für ihr Alter. Aber Chrissy konnte ihr auch nicht mehr geben. Zumindest lebte sie. In der Unterstadt würde alles besser werden. „Ich weiß es nicht. Ich bin mir nur ziemlich sicher, dass sie in einem der Labore war.", erwiderte ich leise und lehnte mich an die Autotür. „Du klingst nicht als würdest du trauern.", stellte Chrissy fest und sah zu mir rüber. „Ich habe mich schon vor sechs Jahren damit abgefunden, dass sie sterben wird.", kam es leise über meine Lippen. „War sie krank?", warf Chrissy zurück und bog um eine scharfe Kurve. Freudlos schmunzelnd schüttelte ich den Kopf. „Sie war schwanger. Das Kind war ein Halbvampir.", erwiderte ich leise und sah in den dunklen Wald. In der Spiegelung der Fensterscheibe sah ich, wie Chrissy erneut zu mir sah und dann eine Hand auf meinen Oberschenkel legte. „Dein Kind?", fragte sie leise. Ich schaffte es nur zu nicken. Die Bilder des kleinen Wesens in meinen Armen bildeten sich vor meinen Augen. Ich hatte gedacht, es wäre leicht zu gehen und zu vergessen. Aber im Nachhinein ... Ich hätte gerne die wenigen Tage oder Wochen erlebt. Er würde mein einziges Kind bleiben. Nie wieder würde ich das einer Frau antun wollen. Aber ich hatte Nico.

Mein Blick fiel auf ihr schlafendes Gesicht hinter Chrissys Sitz. Sie war jetzt so alt wie Nael damals und auch wenn ich ihn vor all diesen Jahren schon als erwachsen empfunden hatte, so konnte ich es mir bei ihr nicht vorstellen. Sie war in meinen Augen immer noch das kleine Mädchen, dem ich mein Blut gab, um es zu retten.

„Sie braucht deinen Schutz nicht mehr.", hörte ich Chrissy sagen. „Sie ist achtzehn.", setzte sie hinzu. „Sie wird Schutz brauchen. Jeder braucht den. Egal wie alt man ist.", erwiderte ich und sah wieder nach vorne. Daraufhin wurde es wieder ruhig im Auto. Chrissy hatte ihre Hand wieder zurückgezogen und konzentrierte sich wieder auf die Straße. Erst nach einer ganzen Weile sagte sie: „Sie hätte dich früher gebraucht. Sie hat so oft geweint, weil du sie verlassen hast und weil sie dachte, dass du sie vergisst. Sie wollte sterben. So oft. Als du nicht zurückkamst. Als sie das erste Mal angedeutet haben, dass du tot seist. Sie hätte ihren Ziehvater gebraucht." „Du weißt, dass ich bei euch nicht sicher gewesen wäre.", erwiderte ich und fuhr mir durchs Haar. „Sie aber bei dir.", widersprach Chrissy mir und sah mich an. „Du wärst nicht mit ihr gegangen.", sagte ich leise. Wieder war es für einen Moment still. Dann hörte ich sie erwidern: „Natürlich nicht. Eric, ich bin ein Mensch. Mit Vampiren zu leben ... wäre nicht meine erste Wahl." „Ich hätte dich nie wieder gesehen.", setzte ich fort. „Warum auch?", zischte sie und bog auf den Waldweg ab, den ihr das Navi zeigte. Die Stimme hatte sie schon vor einer Weile abgeschaltet. „Du hättest mein jüngeres Ich im Kopf behalten sollen und nie wieder an mich denken müssen.", fügte sie hinzu und parkte neben einem unserer Vans, die wir an dem Waldparkplatz stehen ließen. „Was habt ihr Menschen immer mit dem alt werden?", fragte ich, als mir bewusst wurde, dass sowas auch Lydia gesagt hätte. „Ihr altert nicht. Mit jemandem zu leben, der keinen Tag älter aussieht als zweiundzwanzig, ist der größte Albtraum für mich.", erwiderte sie und schnallte sich ab. Blieb jedoch sitzen. „Selbst wenn du mich verwandeln würdest ...", setzte sie an. „Deine Zellen würden sich erneuern. Du wirst aussehen wie damals.", unterbrach ich sie. Ich hatte das zwar noch nicht beobachtete. Aber es war nur logisch. Das war es, was das Vampirgen tat. Es hatte die Möglichkeit, Zellen länger am Leben zu erhalten, sie besser zu erneuern. „Sagst du mir grade, ich sehe alt aus?", fragte sie empört und drehte ihren Oberkörper zu mir. Ich musste leicht anfangen zu lächeln und nahm sanft ihre Hand, die auf der Mittelkonsole lag. „Finde ich nicht. Nur du scheinst das zu denken. Ich sage nur, dass du dich verändert hast. Aber das finde ich gut.", erwiderte ich und beugte mich leicht zu ihr. „Flirtest du grade? Erzähl mir nicht, dass du mich damals abgewiesen hast, weil ich dir zu jung aussah.", knurrte sie. „Du sahst auch damals gut aus.", erwiderte ich und hob meine freie Hand an ihre Wange, um ihren Kopf sanft zu meinem zu ziehen. „Du willst mich ... bei dir?", fragte sie leise und ich konnte beobachten, wie ihr Blick zu meinen Lippen ging. „War das in deinem Zimmer nicht deutlich genug?", fragte ich und legte sanft meine Lippen auf ihre Wange. „Ich habe Angst, dass es nur Trauerbekämpfung ist.", erwiderte sie. „Wir müssen nichts Ernstes anfangen.", sagte ich und küsste mich sanft hinunter zu ihrem Mundwinkel. „Okay.", hauchte sie und legte dann ihre Lippen auf meine.

„Urg.", vernahm ich es nach einer Weile und löste mich von Chrissy. Nico hatte die Augen geöffnet und richtete sich jetzt auf. „Was wird das?", gab sie von sich und sah dann aus dem Fenster. Chrissy fing leicht an zu lachen und stieg dann aus dem Auto. Und wir folgten. Es würde noch eine Weile dauern, bis wir bei der Unterstadt ankämen.

Marija

Stumm saß ich in einer Ecke des Raumes und beobachtete, wie Elijah auf und ab tigerte. Ich wusste, dass es seine Zeit war draußen durch den Wald zu laufen. Zwar hatte ich keine Ahnung, was es war, dass ihn dort hinzog, aber ich vermutete, es hatte etwas mit seiner Ablehnung mir gegenüber zu tun. Also um so besser, dass wir hier zusammengesperrt waren und er nicht zu seiner Wilden laufen konnte.

„Hast du schon eine Partnerin?", fragte ich dennoch. Einfach, um eine Konversation zu starten. „Du bist zu beeinflusst von deiner Mutter. Ich habe kein Interesse an Partnerinnen.", knurrte er und blieb für diese Antwort sogar kurz stehen. „Hast du nicht?", fragte ich und stand auf. „Teenager.", knurrte er und kam auf mich zu. „Marija, wir sind Teenager. Was willst du von mir? Wie kannst du schon an Partner denken?", fuhr er mich an und blieb vor mir stehen. Ich sah, wie seine Augen anfingen zu funkeln vor Wut. „Weil ich es fühle.", erwiderte ich unterwürfig und legte eine Hand auf seine Brust. Sofort strahlte seine Wärme durch meinen Arm und ich konnte seinen Herzschlag unter meinen Finger spüren. So stark und kräftig. „Was fühlst du?", knurrte er und trat noch einen Schritt auf mich zu. „Dass wir ...", setzte ich an. Allerdings wurde ich von einem Schlag ins Gesicht unterbrochen. „Wag es nicht.", rief er grollend und packte meinen Kiefer. „Nur weil unsere Eltern das gerne so hätte, kannst du nicht davon ausgehen, dass ich dich jemals freiwillig in meine Nähe lasse. Also behaupte nicht wir sein irgendwas. Wir sind es nicht. Nicht füreinander bestimmt, hörst du?", rief er und der Druck auf meinem Kiefer wurde immer höher. „Nimm dich in Acht. Ich dulde dich, solange ich muss. Also gib mir keinen Grund, dass nicht mehr zu können.", knurrte er gefährlich leise. „Ich kann dich auch jeden Moment töten.", hauchte er und beobachtete mit glitzernden Augen meine Furcht.

Doch in dem Moment hörte man Schritte auf dem Flur und wenig später wurde die Tür geöffnet. Jedoch schien es ihm zu auffällig einfach von mir zu weichen. Stattdessen presste er grob seine Lippen auf meine. Keuchend versuchte ich zurückzuweichen, allerdings hielt er mich sofort an der Taille zurück.

„Oh mein ...", konnte ich meine Mutter keuchen hören. Sofort löste er sich von mir. Allerdings nicht ohne mir mit einem seiner Fangzähne die Lippe aufzureißen. „Sollen wir euch lieber weiter alleine lassen?", fragte seine Mutter und hob neckend eine Augenbraue. „Nein, danke. Wir haben, denke ich, genug Zeit verbracht. Wir wollen uns ja noch was aufheben. Richtig?", fragte er mit einer Stimme, die er sicher nicht ohne die Anwesenheit unserer Eltern verwenden würde. Diesmal etwas sanfter küsste er meine Wange und verließ dann mit hallenden Schritten den Raum, an unseren Eltern vorbei.

„Ich sagte dir doch, dass das kein Problem wird.", sagte seine Mutter an meine gerichtet und schritt ebenfalls den Flur entlang, zurück, woher auch immer sie kam. Meine Mutter jedoch bekam sofort ein besorgtes Gesicht und trat in den Raum. Sie zog die Tür zu und kam auf mich zu. „Geht es dir gut, mein Schatz?", fragte sie sanft und strich über die Seite meines Gesichts. „Er spielt das. Mama, ich ... ich hab Angst.", kam es leise über meine Lippen. Ich konnte mit seiner Ablehnung umgehen. Aber wenn er anfing sich Intimität zu nehmen ... dafür waren wir doch wirklich etwas jung. „Hab keine Angst. Schatz, Männer können manchmal ihre Gefühle nicht sehr gut ausdrücken. Er ist dir verfallen aber kann es nicht zugeben, deswegen denkst du er spielt. Marija, er ist unsicher.", erwiderte meine Mutter und küsste meine Stirn.

Vamp Zone 《4》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt