35. Love

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Jon

„Alles in Ordnung?", hörte ich Risa leise fragen. „Ja, was soll sein?", erwiderte ich und drehte mich zu ihr. „Dich beschäftigt etwas.", sagte sie und legte ihren Kopf an meine Brust. „Ich habe einfach das Gefühl, dass ich mich immer weiter von meiner Familie entferne. Eric ist immer für alle da und hat dadurch wenig Zeit. Moe und Ran haben jetzt irgendwie etwas Besonderes und ich bleibe zuletzt alleine. Ich weiß, ich habe dich und Maya oder Kenneth. Aber auch ihr. Du brauchst deine Ruhe. Es wird wieder schwierig für dich sein. Kenneth hat Favio und ich werde einen Teufel tun mich dort einzumischen.", versuchte ich ihr zu erklären. „Dein Job ist auch nicht grade sozial.", erwiderte Risa lächelnd und rutschte noch etwas näher. Sanft legte ich einen Arm um sie und den zweiten ließ ich zu ihrem Bauch wandern. Wie war mir das nicht aufgefallen? Klar, Vampirschwangerschaften waren deutlich kürzer als menschliche. Was hier unten allerdings nicht immer der Fall sein sollte. Aber dennoch war ihr Bauch schon jetzt so deutlich zu spüren. Die Wölbung, die ich schon bei der ersten Schwangerschaft so unglaublich faszinierend und anziehend fand.

„Aber was soll ich tun? Den Job muss auch jemand machen. Außerdem kann Moe mich zurzeit nicht ablösen und ich muss mir jeden Tag einen neuen Freiwilligen suchen.", murrte ich. Risa gab ein zustimmendes Brummen von sich. Dann hob sie den Kopf und sagte: „Ich würde dir vorschlagen mit Cirah zusprechen. Sie soll mehr Leute zu Schichten eintragen. Dann seid ihr wachsamer und ausgeruhter. Bringt auch mehr Sicherheit." Ich nickte verstehend und legte meinen Kopf an ihren. „Ich werde es versuchen.", erwiderte ich und küsste sanft ihre Stirn.

„Wie ist es mit Maya?", fragte ich leise. Risa gähnte leicht und erwiderte: „Sie scheint irgendwie besorgt um mich. Deswegen bekomme ich sie auch nicht wirklich dazu, zu den anderen Kindern zu gehen. Sie ist es sicher auch gewöhnt, dass sie den ganzen Tag bei mir sein kann." Ich gab einen verstehenden Ton von mir und sah auf die Tür, die zu Mayas Zimmer führte. Es war klein und war auch nicht im Bau geplant gewesen. Allerdings hatte sie so mehr Privatsphäre.

„Ich liebe dich.", hauchte ich leise und sah wieder zurück zu Risa. Doch ihre Augen waren schon geschlossen und sie atmete regelmäßig.

Moe

„Langsam.", hörte ich meinen Bruder sagen. Ich erinnerte mich nur noch daran, dass er angefangen hatte Nael zu operieren und ich versuchte hatte so unauffällig wie möglich zu sein. Das Atmen war mir schwergefallen und mit der Zeit hatte mein ganzer Körper danach geschrien Eric aufzuhalten. Aber das durfte ich nicht.

„Alles okay?", fragte Eric sanft und half mir mich aufzusetzen.

Ich saß immer noch neben dem Bett auf dem harten Boden. Allerdings hatte mich jemand hingelegt. „Was ist passiert?", fragte ich verwirrt und musste mich räuspern als ich hörte wie belegt meine Stimme war. „Du bist in Ohnmacht gefallen.", erwiderte Eric und richtete sich etwas auf. „Nael?", kam es rau über meine Lippen. „Er ist noch nicht wieder wach.", sagte Eric. Dennoch hörte ich seine Zuversicht, was mich ungemein beruhigte. Dennoch... ich nahm ihn nicht wahr. In keiner Weise. Angestrengt griff ich nach dem Bettgestell und zog mich empor. Der Omega lag grade auf dem Rücken, keine Regung. Wie ein Vampir in seinem Sarg. „Was ist mit ihm?", hörte ich mich sagen.

„Wag es nicht.", knurrte Shota als ich Anstalten machte um das Bett herum zu gehen. „Eric.", sagte ich besorgt und sah mich zu meinem Bruder um. „Ich musste ihm das Mittel geben. Er ist menschlich. Deswegen nimmst du ihn nicht wahr.", sagte er vorsichtig und legte eine Hand auf meinen Arm. „Du hast was?", fragte ich entgeistert. War er es nicht der sich geschworen hatte, dieses Zeug nie wieder zu verwenden?

„Moe, du wärst gestorben. Ich musste das Band unschädlich machen. Wie bei Sanji und Ranga.", erwiderte mein älterer Bruder. „Dafür lässt du ihn länger leiden?", keifte ich und schlug seine Hand fort. „Eric, ich wusste worauf ich mich einlasse. Ich wäre... es wäre okay gewesen, wenn es ihm dann nur besser geht.", rief ich. „Hör auf. Moe, hör auf. Ich lass dich nicht sterben. Es ist mir egal wie sehr deine Schuldgefühle an dir nagen. Ich werde meinen Bruder nicht verlieren oder sogar töten. Hörst du? Ich werde Vater...", erwiderte er, brach jedoch abrupt ab. Sein Blick ging zur Shota. Dieser verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. Was hatte ich verpasst?

„Moe, es war nicht viel. Er wird bald wieder der alte sein. Ohne Markierung.", beteuere er. „Du weißt wie es bei Jon war. Du weißt, dass wir Nael genauso wegsperren müssen, diesmal für seine eigene Sicherheit. Er war sein ganzes Leben lang isoliert wie kannst du meinen, dass es ihm damit gut ginge?", fragt ich erbost. Doch Eric kam nicht dazu mir zu antworten.

„Moe.", kam es leise über die Lippen des jungen Mannes.

Ich hörte wie Shota genervt aufstöhnte und sich dann auf seinem Stuhl zurücklehnte. Es war mir aber egal. Viel mehr ließ es mein Herz höherschlagen, dass er trotz des fehlenden Bandes meinen Namen über die Lippen brachte. „Ich bin hier.", erwiderte ich und setzte mich auf die Bettkante. Sofort sah ich wie die Hand seines gesunden Armes nach mir tastete und nahm seine Hand in meine. Schwach drückte er zu, schien sich an mich zu klammern. Ein leises Winseln kam über seine Lippen.

„Wofür haben wir das gemacht, wenn er sich eh wieder an ihn klammert?", hörte ich Shota fragen. „Du wolltest es unbedingt. Ich habe damit nichts zu tun.", erwiderte Eric missmutig.

Ich hatte meine Aufmerksamkeit allerdings ganz bei Nael. Seine Augenbrauen zogen sich leicht zusammen und ich hörte wie er erneut einen verletzten Ton von sich gab.

„Meine Arbeit ist hier getan.", hörte ich meinen Bruder sagen bevor die Tür zuschlug und er verschwand. Im selben Moment stand auch Shota auf. Unsicher sah ich zu ihm. „Wenn du meinem Sohn etwas tust...", knurrte er und trat auf mich zu. Seine Krallen legten sich an meine Kehle und ich sah in blass pinke Augen. „Ich verspreche es.", sagte ich leise und schluckte gegen den Druck auf meinem Kehlkopf. Shota nickte und ließ von mir ab um dann den Raum zu verlassen.

Sofort ging mein Blick wieder zu Nael. Der Verband zog sich über seine Halsbeuge und über seine nackte Brust. Ehrlich eine bescheuerte Stelle zum Verbinden. Zudem würde er diesen Verband ja auch noch eine Weile tragen müssen. Wenn er menschlich war. „Moe.", winselte er leise und zog an meinem Arm. Zumindest interpretierte ich es als solches.

Also zog ich die Beine aufs Bett und setzte mich vorsichtig neben ihn. Sofort griff seine Hand, die eben noch meine gehalten hatte in mein Oberteil und er schob seinen Kopf so gut es ging zu meinem Bauch. Dabei verzog er leicht das Gesicht. Sicher, weil die Bewegung schmerzte. Sanft strich ich ihm eine Strähne aus der Stirn, eine helle. Ich liebte seine unterschiedlich gefärbten Haare. Seine gescheckte Haut. Und mittlerweile war mir klar, dass ich nicht nur das an ihm liebte. Dass ich diesen Satz nicht ohne Grund bei ihm das erste Mal gesagt hatte.

Er war der Grund, weshalb ich an mir arbeiten wollte. Der Grund, warum ich erkannt habe, dass ich etwas ändern muss. Die erste Person, bei der es mir nicht egal war ob meine Instinkte sie verletzten.

Nael gab jetzt ein leises, wohliges Geräusch von sich und griff noch ein wenig fester in den Stoff. Lächelnd griff ich nach der Decke, welche bisher nur über seinen Beinen lag und zog sie etwas höher. Schon jetzt fühlte ich wie er wärmer wurde. Aber Menschen konnten unterkühlen und das wollte ich nicht riskieren.

Vamp Zone 《4》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt