51. Geschwister

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Valea

„Komm.", quengelte Talvi vor meiner Badezimmertür. Sie schien die Nächte wirklich zu brauchen. Die Verwandlung. Ich hatte sie nur eine Nacht nicht mit hinaus genommen und dennoch tat sie schon jetzt so als würde ihr der Kopf abfallen, wenn sie jetzt nicht gehen dürfte.

Mit einem leisen Schmerzenslaut löste ich die letzte Schicht des Verbandes und sah auf die drei tiefen Krallenspuren. Vorletzte Nacht konnte ich sie noch gut verstecken. Jedoch würde es jede weitere Nacht schwieriger werden und sie würde wissen wollen woher sie kamen. Und dann konnte ich nicht sagen, dass es passierte als ich unseren Schlafplatz vor zwei fremden Wölfen verteidigt hatte. Von meinem Rücken wollte ich gar nicht anfangen. Ein tiefer Biss in die Seite und zwei weitere Krallenspuren von meinem linken Schulterblatt zu meinem rechten Beckenknochen.

Keuchend biss ich die Zähne zusammen während ich die Salbe auftrug, die mir die Heilerin gegeben hatte. „Valea!", rief sie und schlug erneut gegen die Tür. „Talvi, ich kann nicht.", rief ich zurück. „Du hast gesagt, du würdest mit mir gehen, wenn ich dich frage.", schleuderte sie zurück. „Ich weiß und es tut mir leid. Aber grade kann ich einfach nicht. Gedulde dich bitte.", erwiderte ich. „Hast du eine Partnerin?", fragte sie aus dem Nichts. Also hielt ich verwirrt inne und erwiderte: „Nein. Warum... Wann sollte das passiert sein?" Sie schnaubte und schien sich an der Badezimmertür heruntergleiten zu lassen. „Wenn du nicht mit mir gehst, sage ich meinem Vater, dass du eine der Frauen zu deinen gemacht hast.", drohte sie. „Talvi...", rief ich und riss die Tür auf. „Da ist niemand in meinem Leben.", sagte ich dem Mädchen, welches jetzt mit einem Grinsen an meinen Schienbeinen lehnte. Doch schlagartig änderte sich dieser Ausdruck. „Bist du verletzte?", fragte sie erschrocken und sprang auf. „Ja, weil du glaubst ich wäre so animalisch.", erwiderte ich. Doch da hatte sie schon nach meinem Arm gegriffen. Schmerzverzerrt keuchte ich und verzog das Gesicht. „Kannst du dich damit nicht verwandeln?", fragte sie und drehte mich herum und strich sanft über die Wundränder der anderen Wunden. „Wenn sie heilen sollen, sollte ich das lassen.", gab ich zu und seufzte entspannt auf als ihre kühlen Finger sich auf den Biss legten. „Lass mich das versorgen.", sagte sie leise und setzte mich auf den Klodeckel. „Talvi, das... ich kann auch...", setzte ich an doch sie unterbrach mich. „Valea, du bist mein bester Freund. Ich mach das gerne.", sagte sie und fing an zärtlich die Salbe zu verteilen um die Wunden dann zu verbinden. Mit dem Tape auf meinem Rücken würde es mir auf keinen Fall möglich sein mich zu verwandeln. Das einzige was unseren Körper berühren durfte waren weite Klamotten. Ansonsten konnte eine Verwandlung zur Verschmelzung führen.

„Hier.", sagte sie leise und streifte mir mein Shirt über den Kopf. „Tut mir leid, dass ich dich zwingen wollte.", sagte sie leise und zog mich auf die Beine. „Schon okay.", erwiderte ich und folgte ihr in mein Schlafzimmer.

Sanft drückte sie mich auf die Matratze und brachte mich zum Liegen. Dann zog sie mir die Socken von den Füßen und schien bei meiner Hose weiter machen zu wollen, allerdings hielt ich sie rechtzeitig auf. „Sag mir bitte das nächste Mal was wirklich los ist.", bat sie leise und nahm mir die Hose ab um sie ordentlich zusammen zulegen und auf einen Stuhl zu platzieren. „Ich will nur nicht, dass du dir Sorgen machst.", erwiderte ich und beobachtete schmunzelnd wie sie auf der anderen Seite in mein Bett kletterte. „War es meinetwegen? Vorletzte Nacht, ich habe doch was gehört. Es war nicht nur ein Tier, oder? Du hast gekämpft.", sagte sie. Geschlagen nickte ich und rückte mein Kissen zurück. „Sag es mir das nächste Mal.", war das letzte was sie sagte, bevor sie ihre Haut wechselte und sich neben meinen Beinen auf die Matratze legte. Sanft strich ich über ihren Oberschenkel und wünschte ihr eine gute Nacht bevor ich selber die Augen schloss und einschlief.

Sorin

„Wach auf. Sorin. Wach auf.", war das erste was ich an diesem Morgen hörte. „Was denn?", murmelte ich mit rauer Stimme. „Talvi ist weg. Ich glaube sie war nicht mal in ihrem Bett.", sagte Vanessa und zog mir die Decke weg. „Beruhig dich. Sie wird schon irgendwo sein.", erwiderte ich. Hatte Valea es nicht geschafft sie zu wecken? „Aber was wenn sie wieder im Wald war? Was wenn sie verletzte ist? Du sagtest das Galina...", sagte Vanessa und ich hörte schon jetzt wie fertig sie mit den Nerven war. Seufzend drehte ich mich auf ihre Seite und legte meine Hand an ihren Bauch. „Ich meine es ernst. Beruhig dich. Ich finde sie. Ihr wird nichts passiert sein.", versprach ich ihr und strich sanft über ihre Bauchdecke. Dass ich ihre Veränderung wahrnehmen konnte war erst etwas länger als eine Woche her. Aber das Gefühl von früher, als sie mit Talvi schwanger war, füllte mich schon jetzt aus. Außerdem schien es auch schon Auswirkungen auf ihre Muttergefühle zu haben. „Such sie.", befahl Vanessa bevor sie das Schlafzimmer verließ. Seufzend ließ ich meinen Kopf ins Kissen fallen und sah an die Decke. Sie war doch eh bei Valea und er konnte sie besser beschützen als ich.

Vamp Zone 《4》Where stories live. Discover now