-Eighty-Four-

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Seit mich Yugyeom erwischt hatte, hatte ich weder gerappt noch gesungen. Irgendwie mochte ich die Vorstellung davon nicht, dass Got7 erfuhr, weshalb ich überhaupt nach Seoul gekommen war. Ich wollte nicht, dass sie herausfanden, dass mich das JYP Entertainment abgelehnt hatte und mein letzter Ausweg der Job als Haushälterin war. Denn das war wirklich erniedrigend.

Offensichtlich hatte das Geburtstagskind das schon wieder vergessen, da er mich kein weiteres Mal darauf angesprochen hatte. Der gestrige Tag war tatsächlich sehr ruhig verlaufen und heute hatte er Geburtstag. Sein Fieber war weiterhin gesunken, sodass er sich nun frei im Haus bewegen durfte - zwar in einem dicken Rollkragenpullover eingepackt, aber immerhin.

Im Moment stand ich wieder in der Küche und kochte etwas, das ihn stärken würde. Allerdings kam Yugyeom ins Zimmer getrottet, bevor ich fertig war und gähnte einmal herzhaft. "Backst du mir einen Geburtstagskuchen?", fragte er mich und schenkte mir ein leichtes Lächeln.

Seine Hyungs hatten ihm per Anruf heute gratuliert und seine Geschenke von ihnen würde er erst erhalten, wenn sie in zwei Tagen zurückkamen. Von mir bekam er nichts, das hatte ich ihm von Anfang an gesagt. Keiner der Sieben hatte das bis jetzt und das würde sich auch nicht ändern.

"Ein Kuchen? Wenn's weiter nichts ist, meinetwegen", stimmte ich zu und jagte ihn dann mit meinem Schneebesen aus der Küche. Er verzog sich grummelnd ins Wohnzimmer, während ich neben dem Mittagessen einen Kuchenteig vorbereitete. Zwar war dieser nicht sonderlich aufwendig, aber er schmeckte Yugyeom sicherlich. Außerdem konnte ich ihn gut lagern, ohne dass er schlecht wurde.

Schließlich servierte ich das Mittagessen und sah mich nach Yugyeom um. Der Rothaarige saß auf keinem der Sofas, die ich vom Esszimmer aus sehen konnte, weshalb ich ins Wohnzimmer ging. Erst hier entdeckte ich ihn, er saß auf der Fensterbank und sah stumm nach draußen.

Draußen rieselten sanfte Schneeflocken zu Boden. Was sollte man im November anderes erwarten? Die Heizungen waren eingeschalten, dennoch war mir gerade irgendwie kalt und ich lief zu Yugyeom. Erst hinter ihm blieb ich stehen und folgte seinem Blick hinaus.

"Der Winter ist schön. Aber auch so kalt und so... einsam", seufzte der Größere und lehnte seinen Kopf gegen die Wand. Ich biss leicht auf meine Lippe und haderte mit mir selbst.

Sollte ich ehrlich sein? Ich wollte Yugyeom nicht so traurig und so niedergeschlagen sehen. Normalerweise tat ich das auch nicht, weil stets die anderen Jungs da waren, die ihn in diesem Falle aufmunterten oder ablenkten. Doch heute waren wir allein, die anderen waren nicht da und nur ich könnte etwas verändern.

Nur ich.

Lautlos seufzte ich und trat dann noch näher an ihn heran, ehe ich meine Arme um seinen Oberkörper schlang und mich dabei neben ihn setzte. Meinen Kopf lehnte ich gegen seine Schulter und sah dann einfach stumm nach draußen.

In diesem Moment war es mir egal, dass auf dem Tisch das Essen stand, welches nun langsam abkühlte. Mir war egal, dass ich gerade Yugyeom umarmte, obwohl ich sonst immer gegen Körperkontakt war. Mir war auch egal, dass ich gerade meinen Stolz und meine harte Schale ablegte, um ihm eine kleine Freude zu bereiten.

Es fühlte sich gut an, so neben ihm zu sitzen und ich war ihm wirklich dankbar, dass er das Schweigen nicht brach. Es fühlte sich einfach richtig an, das zu tun.

Vielleicht sollte ich häufiger meinen Stolz ablegen.

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Und damit endet der Lesetag :3
Wir sehen uns in drei Tagen wieder und ich hoffe, euch haben die Kapitel gefallen ^-^ <4
~Cookie

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