-Fourty-

3.8K 241 30
                                    

Durch das Fenster des Flugzeuges konnte ich nach bereits einer Stunde meine geliebte Heimatinsel sehen. Sofort lächelte ich breit und lehnte mich in meinem Sitz zurück. Yun saß neben mir und beschäftigte sich mit einer Serie, die er auf seinem Tablet ansah. Einen kurzen Blick warf ich auch darauf, doch wegen seinen Kopfhörern konnte ich nichts verstehen und verlor sogleich wieder die Interesse.

Stattdessen lauschte ich weiter der Musik durch meine eigenen Kopfhörer. Keiner wusste, dass ich heute nach Jeju reiste, da es vor allem eine Überraschung sein sollte. Zudem hatte ich keine Ahnung, wie ich meinen Besuch erklären sollte, da die Situation wegen Yun einfach ungünstig war.

Inzwischen hatte ich auch von diesem erfahren, dass er 7 Jahre alt gewesen war, als sein Vater die Scheidung einreichte und Yun sich für ihn entschied. Ein Jahr später hatte meine Mutter mich zur Welt gebracht und bereits einen neuen Mann gefunden, den sie nach meiner Geburt geheiratet hatte.

Meine Familiengeschichte war interessanter, als ich anfangs gedacht hatte und ich war gespannt, welche Antworten meine Eltern parat haben würde. Wer weiß, was sie mir noch verheimlichten. So langsam traute ich ihnen alles zu. Selbst, dass ich nicht einmal ihr richtiges Kind wäre, sondern nur adoptiert. Doch dafür hatte ich zu viele Eigenschaften meiner Eltern geerbt, wenn man von meinem Charakter mal absah.

Leise durch meine Kopfhörer hörte ich plötzlich die Stimme des Piloten, der den Landeflug ankündigte, weshalb ich mich etwas aufrichtete und auch Yun anstupste, der das offensichtlich nicht mitbekommen hatte.

Eins war sicher. Ich musste hier Antworten auf Fragen finden, die ich mir nie gestellt hatte.

-

"Man, ich hasse Fliegen", beklagte sich Yun, als wir mit unserem Gepäck und Coco den Bahnhof verließen. Ich verdrehte meine Augen und steuerte auf das Mietwagen-Geschäft zu, bei dem Yun uns ein Auto mieten würde. Er hatte mir sogar den Flug hierher gezahlt, was ich wirklich lieb von ihm fand, obwohl ich einen guten Lohn bei den Jungs hatte.

"Ich hab nichts dagegen", erklärte ich schulterzuckend und blieb dann vor dem Gebäude stehen, in dem Yun für ein Auto verschwand. Einige Minuten später kam er mit einem Mitarbeiter und einem Schlüssel wieder heraus. Der Mitarbeiter führte uns zu unserem Auto und wir verstauten unsere Sachen, wobei ich mich weigerte, auch Coco in den Kofferraum zu setzen. Anfangs protestierte der Mitarbeiter noch, doch nachdem ich ihm klar gemacht hatte, dass ich das nicht zuließ, gab er eingeschüchtert nach und ließ mich einfach machen.

"Musstest du ihn so anmotzen?", fragte mich Yun direkt, als wir losfuhren, doch ich zuckte nur mit den Schultern. Obwohl ich mich wirklich darüber freute, wieder hier zu sein, war ich deswegen nicht freundlicher. Was erwartete man bitte von mir?

"Coco hat im Flugzeug schon ohne mich sein müssen, dann wird sie jetzt wohl auf meinem Schoß sitzen dürfen", erklärte ich lediglich und schnaubte einmal. Yun verdrehte nur sein Augen und schwieg tatsächlich die restliche Fahrt, weswegen ich ihm sehr dankbar war.

Da er seit zwanzig Jahren nicht mehr hier war, benutzte er ein Navi. Warum auch immer vertraute er mir nicht, dass ich ihm den Weg richtig lotsen würde, aber mir war das egal. Dann konnte ich zumindest die mir vertraute Umgebung betrachten und mich wieder an das Gefühl von Heimat gewöhnen, das ich so lange nicht mehr verspürt hatte.

"Wo schläfst du eigentlich?", fragte ich schließlich in die Stille hinein. Ich würde bei meinen Eltern übernachten, weshalb wir nun auch direkt zu ihnen fuhren. Nun ja, wir taten es ja auch wegen Yun, aber darüber wollte ich noch nicht nachdenken.

"In einem Hotel. Ich werde hier nicht lange bleiben."

"Okay."

-

Wenig später hielt Yun vor meinem Elternhaus an und warf mir einen erwartungsvollen Blick zu, doch ich hatte bereits die Tür geöffnet. Coco sprang von meinem Schoß und auch ich stand eilig auf und ging auf die Haustür zu. Mein Herzschlag war ungewöhnlich schnell, weil ich mich darüber freute, meine Eltern endlich wiederzusehen. Darum zitterte mein Finger auch etwas, als ich auf unsere alte Klingel drückte und das mir bekannte Geräusch hörte, bis mein Vater schließlich die Tür öffnete.

"Miso! Du bist wieder zuhause!"

I Got 7Where stories live. Discover now