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Grau. Nichts als grau. Schon seit einer gegühlten halben Stunde starrte ich an meine Zimmerwand.

Grau.

Alles in diesem Raum war grau. Wieso konnten sie die Zimmer nicht ein bisschen farbenfroher einrichten!?

Diese frage stellte ich mir schon, seit ich hier her kam. Hatte ja nix besseres zu tun. Meine nächste Therapie müsste auch irgendwann sein. Ich hatte überhaupt kein zeitgefühl mehr und wusste sogar gar nicht mehr, welcher Tag heute war, so selten verließ ich diesen Raum.

Ich saß wie fast jeden Tag auf meinem alten knarz Bett und sah auf einen bestimmten Fleck. Da hatten die Maler wohl vergessen die Stelle grau zu bemalen, denn sie war weiß.

Strahlend weiß. Das einzige interessante hier in meinem Zimmer.

Ich gähnte und blinzelte schwach. Schon lange hatte ich nicht mehr geschlafen, zu viele Gedanken die mich davon abhielten. Sie plagten mich, aber dagegen konnte ich nix tun. Nachdenken tat ich immer in der Nacht. Manchmal weine ich und manchmal schreie ich mir einfach nur den Frust aus der Seele.

Das tat gut, aber dann kamen die Ärzte rein und gaben mir Schlaftabletten, damit ich endlich die klappe halte. Sie sagten mein gekreische klänge wie als würde gerade jemand sterben. Tut es ja auch. Ich sterbe ganz langsam und habe ehrlich gesagt sowieso keinen Bock mehr auf dieses beschissene Leben.

Leider gab es hier keine möglichkeiten sich das leben zu nehmen. Hier wird ja alles überwacht und stets sind die Pfleger bei mir.

Ich seufzte und wandte zum ersten mal meinen Blick von dem kleinen weißen Fleck. Noch im selben Moment ging die tür auf und helles licht durchflutete mein sonst so dunkles Zimmer.

Ich kniff kurz die Augen zusammen und sah dann zu meinem Betreuer auf. Michael war ein ganz netter Typ. Außerdem sah er gut aus, sehr gut. Manchmal, wenn ich keine Lust hatte mich im Gemeinschaftsraum mit den anderen
zu beschäftigen, setzen wir uns zusammen in mein Zimmer und redeten, machten Quatsch.
Weil ich ja aber nicht solches Glück haben durfte verließ Michael bald die Psychiatrie, arbeitet dann in einer anderen. Ich hasse mein Leben.
"(D/N)?", fragte er in die Stille.
"Jaaa!?", antwortete ich.
"Mr. Payne erwartet dich. Vergessen?"
"Ach echt?! Ich hab nicht mal 'nen Plan wann meine Termine sind. Dazu hab ich ja dich!", sagte ich und stand langsam auf, wobei das Bett ekelhaft quietschte.

Er lachte rau und sobald ich draußen war schloss er meine Tür.
Ich hatte keine Schuhe an und der nackte kalte Boden tat weh unter meinen Füßen. Michael ging vorraus und ich folgte ihm. Auf dem Weg in meinen Therapieraum vermiet ich jeglichen Augenkontakt mit personen und starrte stur auf den Boden.
Er hatte lustige schwarze sprenkel und war glatt wie nichts.

Als wir unseren Zielort erreichten drückte mir Michael einen Kuss auf meinen Kopf und ging dann.
Ich atmete tief durch und betrat dann zögernd den Raum. Es war nicht so, als könnte ich Mr. Payne nicht leiden, aber ich redete nicht mit leuten, die annehmen zu wissen was mir fehlte und dann groß darüber philosophierten, obwohl sie GAR KEINE ahnung hatten.

Außerdem mochte ich es nicht, wenn Leute sich in mein Leben einmischen und meinen nur das beste für mich zu wollen. Deshalb sah ich ihn nur an und nahm schweigend platz.
Wiedermal war der Tisch interessanter als der Psychiater.
"So...(D/N)...."
Ich hörte, dass er in seinen Akten herum wühlte und sich dann räusperte.
"Könntest du mich bitte angucken?", bat er nett, aber ich schüttelte stur den Kopf. "Na gut, man kann menschen zu nix zwingen!"
Ach!? Ist das so? Daran erinnere ich sie bei unserer nächsten Therapiesitzung!
"Jedenfalls wollte ich dir eigentlich nur etwas mitteilen."
Ich starrte weiterhin den Tisch an.
"Dein Zustand hat sich umvielfaches verbessert und alles klappt, so wie es sein sollte, daaahhheeer habe ich beschlossen dich mit einem anderen Patienten deiner Station in ein Zimmer zu stecken. Er leidet ebenfalls an Borderline und ein bisschen gesellschaft wird dir gut tun."
Geschockt blickte ich auf.
"Aber ich hab Michael!"
"(D/N)......bitte. Michael räumt schon deine Sachen um und ich werde dich jetzt in dein Zimmer führen. Dein Zimmergenosse kommt ungefähr in einer Stunde. Er hat auch seine Termine. Na dann komm mal mit. Die heutige Therapie wird verschoben, leb dich erstmal richtig ein!"
Er stand auf, klemmte seine Akten zwischen die Arme und führte mich aus dem Büro. Widerwillig folgte ich ihm und schleppte mich mit viel mühe durch den langen Flur.

 ||Imagines||1D & 5SOS||Where stories live. Discover now