108. Kapitel - Mein Leben für dein Leben

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Jane rennt so schnell sie kann. Rennt so schnell, als würde es um ihr eigenes Leben gehen. Seit Lucius ihr sagte der dunkle Lord wolle ihn in der heulenden Hütte treffen, rast ihr Herz wie bei einem Marathon. Und genau solchen legt sie auch gerade hin, denn sie dürfte nicht zu spät in der heulenden Hütte auftauchen. Egal was der dunkle Lord von ihrem Vater will, ihr Gefühl sagt ihr, dass es nichts Gutes ist. Er weiß es! Er weiß es!, halt es immer wieder in ihren Kopf und grausige Bilder erscheinen ihr vor Auge.

Überall um Jane kämpfen die Leute. Lichtblitze und Trümmer fliegen nur hauchzart an ihrem Ohr vorbei, doch Jane rennt weiter. Todesser, Schüler, Lehrer, ja selbst die Spinnen, Trolle und Dementoren sind ihr egal. Die peitschende Weide gefriert nur durch eine bloße Handbewegung während sie zum kleinen Eingang des Tunnels rennt.

Ihre Lungen brennen, doch Jane blendet jeglichen Gefühl aus. Alles bis auf die Angst um ihren Vater. Als sie die Treppen des engen Steinganges hinunterstürmt, stürzt sie und schlägt hart auf den Boden auf. Doch noch während sie sich wieder aufrappelt, geht sie in dunklem Rauch auf und rauscht den Tunnel entlang. Sie hat keine Zeit, sie muss schneller sein, dröhnt es in ihrem Kopf, auch wenn ihr Dunkles Mal bei dieser Art der Fortbewegung zu pulsieren scheint. Als Jane endlich das alte gebrechliche Haus erreicht, schlägt ihr sofort ein eiserner Geruch entgegen, welcher ihren Magen zum drehen bringt. Die Holzdielen knarzen während sie auf ihnen zum Eingang rennt.

Das erste was sie sieht, sind die zwei Zauberstäbe von Ron und Hermine, welche sich gerade noch so davon abhalten können ihr einen Zauber auf den Hals zu hetzen. "Jane", haucht Hermine erschrocken, doch Jane beachtet sie nicht. Ihr Blick schweift weiter durch den Raum, bevor sie das Gefühl hat ihr würde der Boden unter den Füßen weggerissen werden.

Dort ist er.

Ihr Vater.

In seiner eigenen Blutlache, während Potter seine Tränen auffängt.

"Nein", haucht nun auch Jane mit erstickter Stimme. Was Severus zu Harry sagt bekommt sie gar nicht mehr mit, denn sofort eilt sie zu ihrem verletzten Vater und kniet sich auf die andere Seite. Hastig drückt sie ihre zitternden Hände auf die klaffende Wunde an seinen Hals und bemerkt gar nicht, wie ihr die heißen Tränen schon von den Wangen tropfen. "Alles wird gut, alles wird wieder gut", sagt sie hysterisch während sie sich darum bemüht nicht gleich jegliche Kontrolle über sich zu verlieren. "Alles wird gut. Ich bekomm das hin, alles wird gut, versprochen. Ich bekomm das wieder hin es wird alles wieder gut", wiederholt sie wie ein Mantra. Ihre Finger beben, während das Blut zwischen ihnen hervor quillt.

Nun dreht auch Severus seinen Kopf zu seiner Tochter. Er wollte nicht, dass sie das sehen muss. Er wünscht sich er könnte noch weiter bei ihr sein. Ihrem Glück zusehen, ohne den dunklen Lord oder sonstigen Störfaktoren. Er wünschte sie wüsste wie sehr er sie liebt und wie stolz er doch auf sie ist. Schon immer war. Wie sehr wünscht er sich, sie all die Jahre öfters gesehen zu haben. Sie nicht ständig an jemand anderen abgeben zu haben, während er selbst in Hogwarts war und sich um eines anderen Kind gekümmert hat. Wie sehr wünscht er sich doch, das er dem Wohlbefinden seiner Tochter mehr beigemessen hätte, als die Wiedergutmachung für Lily's Tod. Tränen rinnen seine Wangen entlang, während er seinen ganzen Stolz vor sich betrachtet. Sie ist so eine erwachsenen starke junge Frau geworden. Etwas besseres als sie hätte er sich in seinem ganzen Leben nicht wünschen können.

Zittrig und mit letzter Kraft hebt er seine Hand und streicht ihr über ihre Wange. Blickt ihr tief in ihre wunderschönen so vielseitigen Augen, welche immer wieder lila aufleuchten, um dann doch wieder in grau zu verfallen. Wie gern hätte er sie noch ein letztes Mal so schwarz wie seine eigenen gesehen. "Ist schon gut.", flüstert er mit einem traurigen Lächeln beruhigend. Er weiß das seine Zeit gekommen ist und gibt sich nicht der Illusion hin, er könne noch gerettet werden. Das wäre seine gerechte Strafe, seine Wiedergutmachung, welche er geschworen hat zu leisten. Eindringlich blickt er zu diesem jungen hübschen Wesen, welches er erschaffen hatte. „Ich bin so stolz auf dich", ist das letze was er sagt bevor ihn die Kraft verlässt und seine Hand zu Boden schlägt, einen blutigen Handabdruck an Jane's Wange hinterlassend. "Sag das nicht. Du wirst nicht sterben! Du wirst verdammt nochmal kämpfen!", doch ihr Aufruf findet mittlerweile kein Gehör mehr.

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