86. Kapitel - Mangelnde Selbstbeherrschung

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„POTTER!", bellt Snape als er den schwarzhaarigen Gryffindor völlig außer Atem mit seiner Schultasche zurück zum Mädchenklo rennen sieht. Angesprochener stützt sich schwer atmend auf seinen Knien ab und reicht seinem Professor seine vollgepackte Tasche. Severus nimmt eben jene und zieht jedes Buch einzeln heraus.

Fahrig blättert er sie nur durch, weiß er doch dass das nicht die Bücher sind welches er sucht. Unachtsam lässt er sie zu Boden fallen und angelt sich nun Harry's Ausgabe von Zaubertränke für Fortgeschrittene. Akribisch mustert er jede Seite einzeln und wird stutzig.

„Das ist also ihr Exemplar von Zaubertränke für Fortgeschrittene, Potter?", fragt er argwöhnisch und sieht den Jungen augenblicklich erbleichen. Immer noch schwer atmend richtet er sich wieder auf und vermeidet direkten Augenkontakt zu seinem Professor.

„Ja"

„Sie sind sich dessen wirklich sicher, Potter?"

„Ja"

„Warum-", Severus's Geduldsfaden scheint allmählich zu reißen, „steht dann der Name »Runald Waschlab« innen auf dem Buchdeckel?"

Harry meint ihm würde das Herz stehen bleiben, doch Severus kann es deutlich an seinem Hals rasen sehen.

„Das ist mein Spitzname".

„Ihr Spitzname", wiederholt Severus langsam.

„Jaah... so nennen mich meine Freunde"

„Ich weiß was ein Spitzname ist", knurrt Snape gereizt. Mit einem Satz hat er den Jungen wieder gepackt und an die Wand gedrückt. „Halten Sie mich eigentlich für dumm, Potter?", fragt er leise und blickt ihn dabei direkt in die Augen. Harry wagt sich nicht darauf etwas zu antworten, denn egal was er sagen würde es wäre auf die ein oder andere Weise falsch.

„Bist du dir eigentlich deiner momentanen Lage bewusst, Potter? Als würde es nicht reichen das du ein dreister Lügner bist, wagst du es doch tatsächlich meiner Tochter Schaden zu zufügen. Ich erinnere mich doch richtig, dass dir McGonagall schon letztes Jahr gesagt hat das du dich von Jane fern halten sollst, nicht? Ich bin gespannt wie du dich dieses Mal vor ihr verteidigen willst."

„Was kann ich denn für ihre mangelnde Selbstbeherrschung?", fragt Harry patzig. Er versteht nicht wie er denn jetzt schon wieder an dem Chaos schuld sein soll was dauerhaft um ihn herrscht.

Severus erinnert sich wieder an seinen inneren Wasserkocher. „Mangelnde Selbstbeherrschung", wiederholt er erst flüsternd und merkt wie er zunehmend wütender wird. Er fühlt sich wie ein Ballon der solange mit heißer Luft gefüllt wird bis er mit einem ohrenbetäubend lauten Knall zerplatzt.

„MANGELNDE SELBSTBEHERRSCHUNG? ICH WERDE IHNEN GLEICH MANGELNDE SELBSTBEHERRSCHUNG ZEIGEN, DASS SIE OHNE RÜCKKEHR INS ST. MUNGO'S EINGELIEFERT WERDEN!"

Harry glaubt sein Trommelfell würde jeden Moment reißen. Er wusste ja das Snape ihm den Hals umdrehen würde. Einmal mehr ist er froh darüber, dass er das Buch des Halbblutprinzen im Raum der Wünsche verstecken konnte. Nicht auszudenken was Snape mit ihm angestellt hätte, wenn er es gefunden hätte.

„Severus!", mahnt eine allbekannte Stimme hinter ihnen und ein Zauberer mit langem weißem Bart steuert auf die beiden zu. Knurrend löst Severus nun den Griff um Harry's Kragen, tritt jedoch keinen einzigen Millimeter von ihm zurück und hört erst recht nicht auf ihn wütend mit seinem Blick niederzustechen.

„Du solltest in den Krankenflügel kommen, Severus. Und du Harry wartest bitte in meinem Büro auf mich!", Dumbledore's Ton ist zwar ruhig, doch hat er eine ungewohnte Anspannung in sich welche für beide kein gutes Zeichen ist.

Widerwillig tritt Severus nun zurück. „Jeden Samstag nachsitzen! Bis Schuljahresende! 10 Uhr morgens in meinem Büro", blafft Severus und wendet sich vom schwarzhaarigen ab.

„Aber, Sir... Quidditch... das letzte Spiel der-"
„Zehn Uhr!", blafft der Professor erneut und ein gehässiges Lächeln schleicht sich auf seine Lippen. Hilfesuchende blickt Harry zu Dumbledore, doch dieser scheint zur beider Überraschung keine Einwende zu haben. Er blickt Harry nicht einmal an sondern nur mit ernstem Gesicht zu Severus.

Insgeheim vermutet dieser, dass Albus nicht ganz so gut damit zurecht kommt, das sein Goldjunge in ernsthaften Schwierigkeiten steckt, wenn gleich jeder andere ausnahmslos von der Schule verwiesen worden wäre, wenn er einen schwarzmagischen Fluch auf seinen Mitschüler geschleudert hätte und diesen auch noch fast umgebracht hätte. Was eine Misere für Severus, dass diese Eventualität für den Auserwählte natürlich nicht gilt.

Mit einem letzten abfälligen Blick zu Potter läuft der düstere Professor los, dicht gefolgt von seinem kompletten Gegenteil. Dumbledore brauch nur ein zwei Schritte um schließlich neben seinen Ziehsohn zu gehen und sich von eben jenem einen vielsagenden Blick einzufangen.

„Was auch immer du zu sagen hast mein Junge, lass es raus", seufzt Albus. Er kann sich denken was jetzt kommt und das bittere Schnauben bestätigt seine Vermutung. „Ich hatte Recht was Potter und mein Buch angeht. Diese Plage von Gryffindor hätte es nicht nur fast geschafft sich selbst umzubringen, sondern er hätte auch fast Draco und schlussfolgernd darauf mich umgebracht. Mein Pate und meine Tochter liegen im Krankenflügel und Poppy springt wahrscheinlich gerade im Dreieck, weil auf ihren Armen etwas prangt was dort nicht hingehört. Also bist du jetzt zufrieden?"

„Mach dich nicht lächerlich Severus! Du weißt dass das weder meine Absicht noch mein Plan war!", meint Albus etwas kratzig.

„Oh Merlin, das muss ich mir im Kalender anstreichen! Es läuft mal etwas nicht nach Albus Dumbledore's brillianten Plänen."

Außer einem kurzen säuerlichen Blick erhält Severus darauf keine Antwort. „Also was hast du unser Medihexe bezüglich dem dunklen Mal erzählt? Bestimmt nicht das es ein Aufklebe-Tattoo der Weasley's ist."

„Ich habe ihr nichts dazu gesagt. Lediglich das alles unter meinen Wissen vonstatten geht, das sie sich keine Gedanken machen soll  und das sie niemanden etwas davon erzählen darf, so wie es ihr abgelegter Eid auch verlangt."

„Ach und das hat sie so hingenommen?", fragt Severus ungläubig. Albus lacht kurz auf und schüttelt den Kopf. „Nein leider nicht. Sie hat lauthals gezetert, wie ich ein junges Mädchen denn Todesserin werden lassen kann. Sie geht zweifelsohne davon aus, dass es ein Auftrag des Ordens war und das ich meine Schüler jetzt schon als Spitzel einsetze", fassungslos schüttelt er erneut den Kopf und streicht sich über den Bart.

„Nein du tust etwas noch viel schlimmeres! Du setzt ihre Naivität dafür ein, dass sie genau das tun was dir gerade in den Kram passt.", knurrt Snape dunkel. Er ist ihm noch immer böse und er würde es ihm auch ewig vorhalten, auch wenn die Dauer in der Albus es hören würde mittlerweile begrenzt ist.

Todesengel Where stories live. Discover now