98. Kapitel - Ein Haufen Äpfel

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„Ich begrüße Sie zu einem weiteren Jahr hier in Hogwarts. Dieses Jahr werden einige an Veränderungen auf uns zukommen. Ich möchte Sie alle daran erinnern, dass das Betreten des verbotenes Waldes verboten ist, wie Ihnen der Name eigentlich schon sagt. Desweitern ist nächtliches Umherwandern strengstens untersagt. Dieses Jahr werden die Strafen für Regelverstöße um einiges härter ausfallen und ich möchte Ihnen alle noch einmal nahelegen, sich an die Schulregeln zu halten.", Severus macht eine kurze Pause und mustert die eingefallenen Gesichter vor sich. Keiner von ihnen kann sehen wie unwohl er sich gerade fühlt, an Albus's Rednerpult vor der gesamten übriggebliebenen Schülerschaft. Selbst als Umbridge ihre so aufschlussreiche Rede gehalten hat, waren die Gesichter nicht so betrübt wie jetzt. Er kann den Hass der Gryffindor in ihren Augen förmlich aufleuchten sehen, besonders der eines gewissen Longbottom's und der jüngsten Weasley. Seine Slytherins scheine von allem wohl am erheiterten zu sein. Verständlich, viele haben Todesser als Eltern und/oder vor selbst einer zu werden. Für sie ist es fast wie ein Freifahrtschein, denn man wird ihnen nicht viel Zurückhaltung beibringen. Seine Augen scannen weiter den Tisch der Schlangen ab, wo er Jane Trübsein blasend neben Draco sitzen sieht. Es hat viel Überredungskunst gebraucht um Narzissa und Lucius davon zu überzeugen ihn wieder nach Hogwarts zu schicken, doch hat Narzissa schließlich eigesehen, dass es von allen Orten der sicherste bleibt. Der dunkle Lord betritt das Schloss nicht, bevor er den Jungen nicht tot weiß und hier kann Severus ein Auge auf ihn haben. Gleichzeitig ist damit Jane's Wohlbefinden ein Stück weit gesichert, denn mit Draco wird sie bestimmt reden und selbst wenn nicht, hat sie wenigstens einen Halt.

„Ebenfalls neu in diesem Jahr, ist die Besetzung der Fächer Muggelkunde und... Verteidigung der dunklen Künste. Dem Fach Muggelkunde wird sich von nun an Professor Alecto Carrow annehmen, Verteidigung gegen die dunklen Künste Professor Amycus Carrow.", nur spärlicher Applaus tost durch den Saal und einzig und allein vom Slytherintisch. Ohne weitere aufheiternde Worte oder ein Essensgruß dreht sich Severus zum Tisch der Lehrer. Das Essen erscheint durch eine bloße Handbewegung von ihm und mit finsterer Miene setzt er sich schließlich auf den übertrieben pompösen Thron von Albus. Er hasst es in diesem Stuhl zu sitzen und die Aufmerksamkeit aller auf sich zu wissen. Seine Kollegen sehen ihn allesamt an, als würden sie am liebsten aufspringen, ihn von Dumbledore's Platz zerren und in Stücke reißen. Er ist sich sicher, dass jeder der Professoren, mit Ausnahme der Carrows, mit anfassen würde, nur um einen winzigen Hauch Genugtuung zu fühlen.

Mit bösen Blick versucht er sie niederzustarren, worauf sie alle den Blick von ihm nehmen und nervös in ihrem Essen herum stochern. Sie haben alle noch Angst vor ihm, besonders jetzt wo sie wissen, dass er eine Morddrohung durchaus war machen würde. Alle bis auf Minerva, welche droht ihren Weinbecher mit der Hand zu zerdrücken. Einige Minuten starren sie sich beide nur voller Wut entgegen, versuchen den anderen mit ihren Blicken zu erstechen. Severus spürt nicht wirklich Wut oder Abneigung gegenüber Minerva. Er ist einfach nur gut darin sich zu verschließen, eine perfekte Maske zu tragen, den bösen bösen Todesser zu mimen. Doch kann er nicht behaupten Minerva momentan wirklich wohlgesinnt zu sein, nachdem sie Jane vor den Kopf gestoßen hat. Er kann es ihr nicht wirklich verübeln, doch sie muss doch sehen wie sehr seine Tochter leidet. Das es nicht ihr Wille war, dass das alles passiert und was es mit ihr macht. Er weiß Minerva hätte die Wahrheit verdient. Von allen Menschen auf der Welt, hätte Minerva sie wohl am ehesten verdient, den sie ist ebenso wie Severus Albus's treuster Freund gewesen. Ist es noch immer. Schnaubend von seinen Gedanken gibt er schließlich nach. Diesen Triumph würde er ihr gönnen, denn er will keine Sekunde länger in diesem stickigen Saal sitzen und den Hass aller auf sich spüren. Mit einer raschen Bewegung steht er auf und setzt sich in seinem typisch bedrohlichem Gang in Bewegung. Sein Umhang bauscht sich hinter ihm auf, während er durch die große Halle rauscht und hinter der gewaltigen Tür schließlich verschwindet.

Als Severus im Büro des Schulleiters ankommt, bereitet ihn eine vertraute Stimme gleich den nächsten Ärger. „Wie war die Eröffnungszeremonie, mein Junge?", fragt das Porträt eines alten Zauberers. Severus brodelt vor Wut. Die ganze Woche schon stellte dieser vermaledeite tote Sack sich schlafend und gerade jetzt wo er es gerade am wenigsten brauchen kann, redet er mit ihm? Wo er den Bilderrahmen doch die ganze Woche angeschrien hat? Ihn nach Antworten angebettelt hat?

„Ist dass das Einzige was dich interessiert?", knurrt es dunkel und dreht sich langsam zur Wand wo er hängt. Langsam stößt er die Luft aus, bevor er seine dunklen Obsidiane auf Dumbledore richtet. „Nun offensichtlich nicht so gut. Wie geht es Minerva? Hat sie es gut verkraftet?"

Severus schnaubt, „Wie es ihr geht? Sie untersteht jetzt den Mann, der ihren besten Freund getötet hat. Sie darf jetzt dabei zusehen wie ich ihre geliebte Schule zugrunde richte, Todessern Ein- und Ausgang gewähre. Was denkst du wie es ihr geht?"

Albus schrägt seinen Kopf, sein Lächeln ist nur noch halb so unbekümmert und hat eine große Portion Wehmut in sich. „Ich verstehe das die Situation schwer ist", meint er versöhnlich, doch Severus schüttelt nur energisch den Kopf. „Tust du das? Du bist ein verdammtes Gemälde!", knurrt er dunkel, wendet sich ab und rauscht zum Schreibtisch. „Weißt du schon etwas über Harry? Wie geht die Suche voran?"

„Sie haben sich im Grimmauldplatz verschanzt. Miss Granger ist auf die glorreiche Idee gekommen Phineas's Gemälde in ihre Tasche zu stopfen, damit er sie nicht ausspionieren kann", berichtet er erbost. Albus gluckst, „Miss Granger ist wahrlich die schlauste Hexe unserer Generation. Doch das sie Phineas mitgenommen haben, könnte für uns von Vorteil sein.", erklärt er sachlich und blickt zu Phineas Black's Gemälde. Der ehemalige Schulleiter linst aus halbgeöffneten Liedern zu ihm, doch schlägt sie sofort wieder zu als sich ihre Blicke kreuzen. „Wie geht es Jane?", fragt Albus nachdem ein angespanntes Schweigen ausgebrochen ist. Severus wollte nicht unbedingt gerade über Potter reden. Solang die Bälger in Blacks Anwesen sind hat er erstmal nichts zu befürchten. Als er den Namen seiner Tochter jedoch erwähnt, wird der Vater hellhörig. „Ihr dunkles Mal verändert sich zunehmend, die Adern haben ihre Schulter erreicht. Ich mache mir Sorgen, sie hat Albträume, verhält sich zunehmend sonderbarer. Manchmal scheint sie nicht sie selbst zu sein."

„Hm", Albus nickt und macht ein wissendes Geräusch. „Ich sagte ja bereits, dass das dunkle Mal die Seele vergiftet."
„Und warum sehen dann die Male der anderen nicht so aus? Ich habe weitaus schlimmeres getan als meine Tochter!", Severus erhebt seine Stimme unangenehm laut. „Weil Jane die dunkle Magie dauerhaft in sich trägt.", er sagt es so selbstverständlich, als wäre es die logischste Sache der Welt. Als er Severus irritierten Blick sieht erbarmt er sich seine Gedanken etwas näher zu erläutern. „Nun Severus betrachte Jane's Seele wie einen Haufen Äpfel. Jede schwarze Magie bringt einen Wurm in einen der Äpfel. So öfter du schlechtes tust, um so mehr Würmer gelangen in deine Äpfel."

Irritiert von dem Vergleich verdreht Severus nur die Augen und nickt, worauf Albus fortfährt. „Nun eine gute Tat kann einen der Würmer entfernen, jedoch regeneriert das den Apfel nicht und was genau denkst du passiert mit den Äpfeln ohne Wurm?"

Ein Moment herrscht Stille, bis Severus antwortet. „Die anderen Äpfel werden ebenfalls befallen". Dumbledore klatscht erfreut über Severus's Erkenntnis in die Hände, was den Vater dann doch mehr als bizarr vorkommt, wenn man bedenkt um was sich dieser alberne Vergleich eigentlich dreht. „Richtig, richtig. Um den Haufen zu verschmähen reicht also genau genommen ein einziger Wurm", fasst der Tote zusammen. „Das soll heißen?"
„Jane hat den Wurm in sich"

Severus seufzt genervt auf und reibt sich das Nasenbein. Dieses dämliche Gespräch hat ihn kein einziges Stück weiter gebracht und lediglich seine Nerven auf 180 getrieben. „Jane ist aber weder ein Apfel noch hat sie Würmer, das beantwortet keiner meiner Fragen Albus und es erklärt auch nicht, weshalb nur Jane diese Veränderung durchlebt!", zetert Severus los, worauf Dumbledore nur enttäuscht die Schultern baumeln lässt. „Du wirst es verstehen, wenn der Zeitpunkt gekommen ist".

„Welcher Zeitpunkt? Wenn du etwas weißt alter Mann, dann sprich gefälligst offen mit mir, meinst du nicht das du mir das schuldig bist", fragt Severus aufgebracht, doch der Mann im Gemälde blickt ihn nur mitleidig an, gähnt herzhaft und verabschiedet sich in ein gespieltes Schläfchen, welches den Schulleiter rasend macht.

„Albus! Verdammt ich weiß das du nicht schläfst!"
Eine Reihe Obszönitäten folgt darauf, doch keines der Schimpfwörter bewegt seinen Vorgänger dazu, wieder die Augen zu öffnen und ihn aufzuklären.

Todesengel Where stories live. Discover now