Todesengel

46. Kapitel - Überredungskünste

"Da ist sie! Ganz vorn", mit diesem Satz wird Jane aus ihren Gedanken gerissen und sieht verdutzt zu Harry, welcher sich einem Regal mit Bildern nähert. Zögerlich folgt sie ihm und betrachtet ebenfalls die vielen sich bewegenden Schnappschüsse.

"Alles meine, jeder einzelne... ehemalige Schüler mein ich", sagt Slughorn, während er an die zwei Jugendlichen heran tritt. Harry und Jane beachten ihn allerdings recht wenig. Ihr Blick ist starr auf ein bestimmtes Bild geheftet, wo man eine Gruppe Jugendliche, welche ungefähr in ihrem Alter waren, mit Gläsern in der Hand neben Professor Slughorn stehen sehen kann. Sie lachen in die Kamera und prosten mit dem Glas in die Höhe. Ganz vorn im Bild, die roten Haare einer jungen schönen Frau, welche ein glücklich mit ihren grünen Augen anstrahlt. Etwas weiter hinter ihr, ein bleicher hagerer junger Mann mit schwarzen schulterlangen Haaren und einer unverkennbaren Hackennase. Er ist wohl der einzge auf den Bild, der kein Lächeln auf den Lippen trägt und seine obsidianschwarzen Augen tragen auch nicht das freudige Funkeln in sich, wie es die anderen haben.

Jane beachtet Harry und Slughorn nicht mehr, welcher gerade freudig etwas zu den anderen Bildern erklärt. Sie beachtet nur das Bild und den fast schon gequälten Ausdruck ihres Vaters. Vorsichtig umgreift sie es und betrachtet es etwas näher. Bei den Gedanken an ihren Vater färben sich ihre Augen in ein dunkles Obsidian, welches ebenso das Funkeln verloren hat, wie das ihres Vaters.

"Sie haben bemerkenswerte Augen, meine Teuerste", sagt plötzlich Slughorn neben ihr, so das sie etwas erschrocken zu ihm blickt. Eindringlich beobachtet er wie sie ein gelbes Schimmern in sich tragen, doch zum Schwarz zurükkehren. "Danke", sagt Jane leise und blickt zurück zum Bild.

"Ihr Vater war ein bemerkenswerter Schüler. Ich glaube einen so talentierten Schüler hatte ich noch nie. Er hat viel Zeit mit der jungen Lily Evans verbracht, bevor sie sich fürchterlich gestritten haben müssen. Sagen Sie, sind Sie und-", er dreht sich gerade zu Harry um, als Jane versteht was er anzudeuten vermag. Sofort schüttelt sie energisch mit dem Kopf, "Oh, oh nein! Nein, ich-... ich und Harry wir sind nicht-... nein. Ich bin mir nicht einmal wirklich sicher ob wir Freunde sind. Wissen Sie, wir hatten unsere Differenzen", stammelt Jane vor sich her.
"Ah", sagt Horace und nickt verstehend, doch bevor er noch etwas erwidern kann, kommt Dumbledore auch schon wieder in den Raum stolziert.

"Horace, darf ich die behalten?", fragt der alte Zauberer wie ein kleiner aufgeregter Junge und streckt eine Zeitschrift in die Höhe.
"Stricken leicht gemacht?", fragt Horace unglaubwürdig.
"Ja, ich liebe Strickmuster!", sagt Dumbledore ganz begeistert, während Jane und Harry wieder neben ihn treten und sich ein Lachen verkneifen müssen.

"Klar, aber du willst doch wohl nicht schon gehen"
"Ich weiß genau wann ich verloren habe. Sehr betrüblich... es wäre mir ein so großer persönlicher Triumph gewesen, dich wieder nach Hogwarts zu holen", meint Dumbledore gespielt betrübt.
"Sei es drum, Mh mh, du bist wie mein Freund Mister Potter... etwas ganz Besonderes", Jane runzelt bei dem Schauspiel was ihr zu Aug und besonders zu Ohr kommt irritiert die Stirn, bemerkt aber schnell, das Dumbledore irgendetwas vor zu haben scheint.

"Mh, ja ja, leb wohl, Horace. Mach's gut", mit diesen Worten dreht er sich vom verdutzt dreinblickenden Slughorn weg und verlässt das kleine Muggelhäusschen, mit seinen zwei Schutzbefohlenden im Schlepptau.

Von drinnen hört man noch ein lautes Rumpeln, bis die Tür quietschend aufgerissen wird und Slughorn etwas außer Atem heraus gestampft kommt.

"Na schön. Ich machs. Aber ich will Professor Marysot's altes Büro! Nicht die Klokabine in der ich vorher war. Und mehr Gehalt! Es sind verrückte Zeiten in den wir leben. VERRÜCKT!", ruft Slughorn den drei Zauberern zu und gestikuliert dabei wild mit den Armen umher.

"Hm", brummt Dumbledore nickend und dreht sich zum weitergehen um. "Da hat er Recht.", sagt er noch leise und summt vor sich her, während sie zurück zu dem Punkt laufen, an welchen sie angekommen sind.

"Sir was war das denn gerade?", fragt Harry, welcher sich ebenso wenig wie Jane kein Grinsen verkeifen konnte. "Du bist mächtg, du bist begabt und berühmt. Alles was er für seine Sammlung schätzt. Professor Slughorn wird versuchen dich für sich zu gewinnen. Du wärst gewissermaßen sein Kronjuwel, deswegen kommt er nach Hogwarts zurück. Und es ist sehr wichtig das er zurück kehrt.", sagt Dumbledore zu Harry gewannt, dreht sich dann zu seiner rechten zu Jane. "Deine Augen werden bei ihm ebenfalls ein Interesse geweckt haben, ebenso die Tatsache das du Severus's Tochter bist. Er wird sicher sehr neugierieg sein, was deine Kräfte betrifft. Ich möchte, dass du ihn diesbezüglich im Dunkeln lässt. Ich möchte nicht das er dich zu einen seiner persönlichen Experimente macht. Horace hat die schlechte Angwohnheit bei seinen Experimenten ein wenig die Moral und Anstand zu vergessen". Jane nickt etwas verunsichert und blickt zu Harry, welcher sie nun neugierig beobachtet.

"Ich fürchte ich habe dich um eine ganz besondere Nacht gebracht, Harry", meint Dumbledore, worauf Harry zu grinsen beginnt. "Sie war wahrhaftig ausgesprochen hübsch, die Kleine".
"Ist schon okay. Ich geh morgen nochmal hin und überleg mir ne Ausrede", meint Harry unbekümmert, worauf ein erneutes Schnauben von Jane als Antwort kommt.

"Typisch Mann", blafft sie nur etwas wiederspenstig, weiß jedoch, dass es eher Dumbledore's Schuld als Harry's ist.
"Du kehrst aber heute nicht nach Little Whinging zurück, Harry."
"Aber Sir, was ist mit Hedwig und meinen Sachen?"
"Die warten schon längst auf dich", wieder streckt Dumbledore seine Arme aus, welchen Jane ohne Zögern ergreift.

"Ach und Jane, du solltest heute noch nach Hause zurrückkehren. Ich habe kein großes Interesse daran, dass Severus mir heute Nacht noch die Tür aufsprengt"
Jane gibt nur einen mürrischen Ton als Antwort und im nächsten Moment wird sie von dem unangenehmen Sog erfasst.

Unsanft ladet sie auf den Bauch, wobei das wohl das geringste Übel ist. Auch von Harry kommt ein erschrockener und angewiderter Ton, als die beiden mitten in einem Sumpf landen. Anders als Harry hatte Jane aber nicht das Glück auf den Füßen zu landen, sondern mit dem ganzen Körper.

Angewidert erhebt sie sich und funkelt Harry mahnend an, welcher seine Lippen fest zusammen presst um nicht lauthals loszulachen. Mit einem Schwenker ihres Zauberstabes ist ihre Verunreingung behoben und nur noch ihre Knöchel sind mit dem schlammigen Nass bedeckt.

"Du zauberst außerhalb von Hogwarts?", fragt Harry unglaubwürdig.
"Ich bin auch allein nach Hogsmeade appariert", meint Jane nüchtern, fast schon etwas triumphierend.
"Aber was ist mit der-"
"Ich habe die Spur nicht auf mir. Ich bin den Ministerium nicht bekannt, ich existiere in den Aufzeichnungen nicht"
"Aber wie ist das möglich?", fragt Harry atemlos, noch unstimmig darüber ob er begeistert oder fassungslos ist.
"Nun das etwas mit mir nicht stimmt ist dir ja wohl schon aufgefallen. Dumbledore hielt es für besser mich geheim zu halten und hat alles geregelt."
Wissend nickt Harry und dreht sich zu einem chaotisch aussehenden kleinem Häusschen um, welches zwar krumm und schief ist, aber durch aus etwas magisches an sich hat.

Stillschweigend wandern sie durch die moorige Landschaft zu dem Haus.