Todesengel

85. Kapitel - Anfall

Im nächsten Moment wird Harry weggezogen. Und kein Moment zu früh, denn während Harry noch schützend zur Wand gezogen wird, schlägt im Mädchenklo eine Macht ein, welcher einer Atombombe gleicht.

Severus konnte Poppy kaum erklären was denn mit dem Malfoysprössling geschehen ist, da wurde die Phiole um seinen Hals auch schon heißer und heißer. Er ist aus dem Saal gestürmt und hatte nicht einmal Zeit den Schülern, die er im Gang fast um den Haufen gerannt hat, Punkte abzuziehen.

Harry's Stimme war der letzte Tropfen, welcher bei Jane schließlich das Fass zum überlaufen gebracht hat. Überlaufen ist hierbei noch leicht gesagt, denn müsste sie dieses Gefühl beschreiben, würde sie es wahrscheinlich als Tsunami betiteln.

Das Porzellan der Toiletten und Waschbecken zerspringt, als hätte man einen Bombarda Maxima auf sie geschleudert. Das Holz der Trennwände zerberstet und das Glas der Spiegel und Fenster splittert in solch kleine Teile, das es aussieht als würden hunderte winzige Sterne durch den Raum schweben und wie Kometen auf die Erde rieseln. Jedes der herumfliegenden Teile zerfällt in Staubgröße sobald es sich auch nur in einen Radius von 1 Meter ihr nähert. Das Wasser was aus den Abflüssen spritzt, verdunstet und verwandelt den Raum in eine Sauna. Jane kocht wortwörtlich und zu ihrem Leidwesen spürt sie es mit jeder Faser ihres Daseins.

Die lauten Explosionen können den markerschütternden Schrei Jane's nicht übertönen und dieser lässt Severus augenblicklich erbleichen. Wie ein Echo halt er ihn im Ohr und an den schweren Steinmauern wieder. Der tonnenschwere Stein in seinen Magen ist das einzige was ihn im Moment davon abhält dort hinein zu stürmen. Völlig bewegungsunfähig steht er mit Potter an der Wand gedrückt, das falsche Kind vor diesem Unheil schützend.

Während Harry's Augen durch die Lautstärke und den Schreck zusammen gekniffen sind, hat Severus seine weit aufgerissen. In diesen Moment trägt er keine Maske die seine Emotionen versteckt, sondern den blanken Schock, welchen ihm ins Gesicht geschrieben ist. Es ist nicht der erste Anfall den Jane hat, aber der erste dieses Ausmaßes.  Er hätte nicht gehen dürfen! Er hätte verdammt manchmal nicht gehen dürfen, das wird Severus mehr als deutlich und es raubt ihn förmlich den Atem. Er ist sich sicher, dass die Wucht Potter umgebracht hätte, hätte er ihn nicht weggezogen. Aber zweifelsohne würde Severus diesen Part gleich übernehmen, denn er verspürt mehr als nur Mordlust für Jame's Abbild, welches ohne Frage die selbe Inkompetenz geerbt hat.

Jane hat gar nicht bewusst an der Phiole gerieben, sondern lediglich ihre Hand in ihr Brustbein gekrallt. Sie hatte das Gefühl ein Dämonfeuer würde sie von innen verbrennen und ihre Haut würde wie dünner Stoff einfach zerreißen. Unter ihren Rippen und in ihrem Kopf baute sich ein dermaßen hoher Druck auf, dass sie glaubte ebenso zu zerbersten wie das Holz. Die Schlange an ihrem Arm fühlte sich an, als würde sie plötzlich unter ihrer Haut durch ihren gesamten Körper kriechen, hoffnungslos auf der Suche nach einem Versteck, was sie vor dem Ausmaß ihrer Magie schützen würde. Jane wollte sich ja kontrollieren, sie wollte sich zusammen reißen und ihrer Magie nicht wieder die Überhand geben, doch die Panik die sie in diesen Augenblick gefühlt hat, nahm ihr jegliche Macht zu atmen oder auch nur zu denken. Als hätte ihre Magie nur auf diesen einen Schlag gewartet, welcher ihre Selbstkontrolle in Grund und Boden schmettern sollte.

Severus kam gerade noch rechtzeitig um Potter zu packen und ihn mit sich an die Wand zu ziehen. Er kann gar nicht sagen ob die Hand an seinem Kragen aus Angst oder Wut zittert, doch die Wucht seiner Stimme hätte selbst ein Gehörloser gehört.

„HABE ICH IHNEN NICHT GESAGT SIE SOLLEN DORT NICHT REIN GEHEN?!", seine Stimme überschlägt sich und Harry hat in dem Moment noch nie eine solche Angst in seinen Leben gespürt. Die Angst vor Voldemort ist dagegen wie die Angst vorm Monster unterm Bett, denn seinem Professor ist im Moment wahrhaftig der Wahnsinn in die Augen geschrieben.

„Holen Sie ihre Bücher", zischt er bedrohlich leise, während sich sein Griff um seinen Kragen schmerzhaft verstärkt. „ALLE!", donnert er weiter und lässt Harry zusammen zucken, bevor er ihn von sich stößt und das Schlachtfeld betritt, was vor wenigen Minuten noch eine Mädchentoilette darstellte.

Die Luft ist dermaßen stickig, das Severus Probleme hat überhaupt zu atmen. Der Dunst im Raum erschwert ihn die Sicht und er könnte schwören dass man ihn mit einem Messer zerschneiden könnte. Jane liegt im Mitten des Raumes, wo vorher noch Draco gelegen hat. Ihre Haut ist feuerrot, so als hätte sie Stunden in der Sonne gelegen. Doch Severus weiß das dass kein Sonnenbrand ist, sondern die Auswirkungen ihrer Magie auf ihren Körper. Durch das Wasser ist ihre Kleidung völlig durchnässt und ihre weiße Bluse durchsichtig. Ein Detail was Severus nicht interessieren würde, würde man nicht deutlich das dunkle Mal auf ihrem linken Arm sehen.

Von ihrem  Mal aus ziehen dunkle Adern durch ihren Arm, was Severus dazu bringt es einige Sekunden beunruhigt anzustarren, bevor er seinen Blick losreißen kann.

Vorsichtig beugt er sich zu ihr hinunter, wagt es sich jedoch nicht sie zu berühren. Jane glüht heißer als jeder Heizkörper und würde sie brennen, würde sie einem Inferno ernsthafte Konkurrenz machen. Für Severus ist das alles andere als ein lustiger Vergleich und vorsichtig spricht er einige Kühlzauber über sie. Er dürfte ihren Kreislauf nicht zu schnell runter kühlen, auch wenn dieser sowieso schon zusammengebrochen ist.

Er zieht seinen Umhang aus, spricht über jenen auch nochmal einen Kühlzauber und legt ihn um seine Tochter. Vorsichtig wickelt er sie darin ein, bemerkt aber schnell, das er sie so nicht bis zum Krankenflügel bekommen würde. Und zu dem müsste sie zweifelsohne hin.

Mit einem Schnipsen seines Zauberstabes und einen nonverbalen Schwebezauber lässt er schließlich ihren reglosen Körper in die Höhe gehen und vorsichtig vor sich her schweben. Dem Chaos könnte sich später Filch widmen.

„Poppy!", schreit Severus als er schließlich die Tür des Krankenflügels zum zweiten Mal an diesem Tag aufstößt und einen weiteren Körper hinein bringt. Sofort wendet sich die Medihexe von dem bleichen Malfoy ab und dreht sich zu ihm, nur um dann einen erschrockenes Quicken von sich zu geben. Geschockt schlägt sie eine Hand vorm Mund und eilt auch schon zu eines der leeren Betten.

„Was ist passiert?", fragt sie aufgewühlt und besieht sich sofort ihre Patienten als Severus sie ins Bett schweben lässt. „Sie hatte einen magischen Anfall. Ich würde nicht-", er wollte sie gerade noch warnen, aber Poppy war schon gerade dabei sie aus dem Umhang zu schälen, als sie auch aufschreit und ihre Hände zurückzieht.

„Verdammt Severus, sie ist heißer als glühende Kohlen. Wir müssen sie sofort runter kühlen!", sagt sie aufgeregt und eilt sogleich zu einen ihrer Schränke. „Denkst du das hätte ich nicht versucht", knurrt Severus gereizt, doch die Medihexe schenkt ihm keine Beachtung. Sie will Jane gerade ein paar kühle feuchte Handtüchern auf den Körper legen, als sie innehält und apathisch ihren Arm anstarrt.

Mit Teller großen Augen starrt sie dann zum Vater der vermeintlichen Todesserin, welcher sich aufgebracht den Nasenrücken reibt. „DAS kläre mit unseren werten Schulleiter, welcher unverzüglich hier auftauchen soll! Und jetzt hilf ihr gefälligst! Ich werde jetzt erstmal Potter seinen übermütigen Hals umdrehen", schnaubt Severus wütend. Er weiß er kann seiner Tochter momentan nicht helfen und er würde zu gern nur bei ihr bleiben, doch er würde Potter dieses verflixte Buch wegnehmen, bevor er noch mehr Schaden anrichtet. Er ist schon gespannt wie Albus seinen Musterschüler dieses Mal in Schutz nehmen wird, lieber macht er ihm dann schon davor die Hölle heiß.

Verärgert dreht Severus sich um und will den Krankenflügel verlassen. Vor dem Ausgang dreht er sich nochmal um und mustert die zwei trübseligen Gestalten in den Betten. Mit Verdruss muss er zugeben, das er sich wünschen würde, dass es Lily's Sohn wäre der hier liegt und nicht Draco und Jane, doch diesem würde er sich gleich widmen und dann würde Potter es sich ebenfalls wünschen. Severus's Körper erhitzt sich zwar nicht so wie der seiner Tochter, aber innerlich kochen kann er genauso.