102. Kapitel - Emotionaler Höchststand

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Während der Schnee schon lange geschmolzen ist in Hogwarts, hält die kühle Luft auch im April weiterhin an. Jane braut mit ihrem Vater gerade den Trank des Friedens, während sie ihren Gedanken nachhängt. Heute ist ihr achtzehnter Geburtstag, heute würde sie zum ersten Mal mit Draco zusammen das Grab ihrer Mutter besuchen. Jane kann gar nicht wirklich glauben, dass ein Jahr schon wieder rum sein soll. Es ist als wäre es erst letzte Woche gewesen, dass sie Draco sagte, sie würde ihn nicht mitnehmen, dafür aber versprach es ihm nächsten Jahr zutun. In diesem Jahr. Dumbledore ist tot, Harry Potter ist irgendwo im nirgendwo auf der Suche nach Horcruxen, Minerva hasst sie, der dunkle Lord hatte seinen Gefallen eingefordert, Potter hätte Draco fast umgebracht, sie hatte einen weiteren Anfall, ihr Vater ist Schulleiter, das britische Zaubereiministerium steht unter der Kontrolle von Todessern und alles scheint aus den Fugen geraten zu sein. Es hört sich für sie nach so viel an, doch fühlt es sich an als wäre das alles innerhalb weniger Tage geschehen. Sie kann gar nicht wirklich glauben, dass sie bei all dem wirklich dabei gewesen ist, es fühlt sich eher so an als wäre es wie ein Film an ihr vorbeigezogen.

„Wenn du deinen Kessel weiterhin nur anstarrst, kocht er über und dann darfst du die nächsten drei Wochen Slughorns gesamtes Kesselsortiment schrubben", sagt Severus monoton und zieht Jane somit aus ihren Gedanken. Verdattert blickt sie erst ihn an, wie er gekonnt seine eigenen Zutaten zurecht schneidet, bevor sie sich ihren blubbernden Kessel widmet. „Was beschäftigt dich so sehr, dass du tatsächlich fast einen Trank überkochen lässt? Besonders einen mit solch wertvollen Zutaten.", fragt ihr Vater und blickt zu ihr auf. „Ich werde heute zum ersten Mal Draco mit zu ihrem Grab nehmen", antwortet sie leise und blickt weiter in ihren Kessel. Einen Moment herrscht Stille in der Severus sich seine Antwort genau überlegt, bevor er vorsichtig antwortet. „Ich denke es ist gut, dass du ihn mitnimmst. Wenn du es mit ihm so ernst meinst, wie ihr beiden tut, dann ist es ein wichtiger Schritt. Sie würde sich sicher freuen ihn kennenzulernen." Aufmunternd blickt er sie an, zuckt sogar kurz mit den Mundwinkeln um sie anzulächeln, was auch Jane ein kleines Lächeln entlockt. Ein Klopfen lässt sie zur Tür blicken. „Ich denke da ist dein Prince Charming auch schon".

Und tatsächlich öffnet der Malfoy-Sprössling die Tür. Draco trägt ein kleines Lächeln auf den Lippen und hat eine Hand hinter den Rücken versteckt, was dann wohl Jane's Geburtstagsgeschenk sein muss. „Ich bin gleich soweit", sagt Jane, während sie schon dabei ist ihren Trank in Phiolen zu füllen und diese zu beschriften. Draco schließt währenddessen umständlich die Tür hinter sich und blickt zu Severus, welcher unauffällig nickt. Kaum wendet sich Jane wieder zu ihrem Freund, drückt dieser ihr auch schon einen Kuss auf die Lippen, welchen er durch Severus's Anwesenheit doch recht kurz hält, und blickt sie vorfreudig an. „Alles Gute zum Geburtstag!", er drückt ihr ein quadratisches verpacktes Päckchen in die Hand und sieht sie erwartungsvoll an. „Das ist von mir und deinem Vater", verkündet er und wirft erneut einen Seitenblick zu Severus. „Ich könnte es ja auch kaum zulassen, das du meiner Tochter wieder so etwas geschmack- und einfallsloses wie Schmuck schenkst. Damit kann Lucius vielleicht deine Mutter begnügen, aber nicht meine Tochter", antwortet Severus hämisch und blickt zu Jane, welche immer noch still auf das verpackte Geschenk blickt. „Du musst es schon öffnen, denn gefaltetes Geschenkpapier wäre wohl kaum das ultimative Geschenk für eine Achtzehnjährige. Wenn du dich allerdings mit den Müll begnügst, dann nehme ich dir den Inhalt auch gern ab.", fährt der Vater spöttisch fort und fängt sich sofort einen bösen Blick vom Geburtstagkind ein.

Mit äußerster Vorsichtig zerreißt Jane das dunkelgrüne Geschenkpapier, welches mit der silbernen Schleife förmlich nach Slytherin schreit, und blickt auf eine dünne, schwarze Mappe, welche mit einzelnen goldenen Mustern filigran geschmückt ist. Jane schaut zu den zwei männlichen Anwesenden auf, welche den selben ungeduldigen Gesichtsausdruck haben und darauf warten, dass Jane sich endlich den Inhalt ansieht. Als Jane schließlich neugierig die Mappe öffnet, stockt ihr für einen Moment der Atem. Das Erste was ihre Augen erblicken ist eine mehr als detaillierte Zeichnung von sich und Scott, wie sie ca. 10 oder 11 Jahre alt sind. Die Ölfarben zeigen, wie sie Scott breit grinsend von hinten umarmt. Ihren Kopf auf seine Schulter gelegt, blickt sie Jane direkt an, so als wäre es ein Kamerafoto. Das Gemälde bewegt sich zwar nicht, doch in Jane's Inneren bewegt es mehr als die zwei Männer ahnen können. Ein lautes Schluchzen hallt durch den Raum, worauf sich Draco und Severus angespannte Blicke zuwerfen. „Wie?... Wo?...", schluchzt Jane und blickt abwechselnd zu den Herrschaften. "Es war Dracos Idee. Ich musste lediglich ein paar meiner kostbaren Erinnerungen an einen mehr als raffgierigen Maler abspeisen.", erklärt Severus. Er muss zugeben, dass sein zukünftiger Schwiegersohn seine Anerkennung für diese Idee verdient hat, besonders da sein Vater in Sachen Geschenken noch nie ein großes Vorbild war. Er war sofort mehr als begeistert von der Idee, auch wenn er es wie üblich nicht gezeigt hat. Doch dieses Geschenk hatte etwas von emotionalem Wert, welchem kein Schmuck oder irgendwelche Tränke gewachsen wären. Es zeigt ihm, dass der Junge mehr für seine Tochter empfindet als eine Teenie-Schwärmerei und das er sich irgendwann seinem Kind auch würdig erweisen könnte. Schließlich hat sich Severus mittlerweile auch mehr oder weniger damit abgefunden, dass die Beiden füreinander bestimmt sind, so wie Lily und er es nie waren.

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