39. Kapitel - Verzweiflung

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In ihm fühlt er eine gähnende Leere, welche ihn droht zu verschlucken. Sein linker Arm brennt höllisch. Nein eigentlich brennt sein ganzer Körper. Er würde am liebsten schreien, doch kein Ton würde seine spröden Lippen verlassen. Das Mal auf seinem linken Arm pulsiert und die Tinte scheint unter seiner Haut zu leben, was ihn angewidert sein Gesicht verziehen lässt. „Dir kommt die Ehre zuteil von welcher andere nur träumen. Ich habe dich auserwählt meinen Sieg ein großen Schritt voran zu treiben. Du, Draco, du wirst Dumbledore für mich töten und der Zauberwelt, wie auch mir einen großen Dienst erweisen.", das waren Voldemorts Worte. Doch wenn es so eine große Ehre ist, warum fühlt er sich dann so elendig? Warum sträubt sich dann sein ganzer Körper dagegen? Warum kehrt dann keine Ruhe in seinen ruhig daliegenden Körper?

Draco fühlt sich so alleingelassen wie noch nie. Er hat Jane seit ihren Streit im Krankenflügel nicht mehr gesehen und mittlerweile haben sie die dritte Ferienwoche. Er wurde die letzte Schulwoche von seiner Mutter freigestellt und soweit er von Blaise gehört hat, ist Jane nirgendswo mehr aufgetaucht. Es ärgert ihn. Es ärgert ihn, dass er sich Sorgen um sie macht. Sie hatten geplant zusammen ans Meer zu fahren. Sie wollten ihren Eltern ihre Beziehung verkünden, auch wenn er sich sicher ist das Snape es seiner Mutter schon gesteckt hatte.

Doch Draco kommt auch nicht drum herum sich über ihre Prophezeiung Gedanken zu machen, nachdem Snape sagte sie hätte damit zu kämpfen. Seine Wut darüber ist mittlerweile gänzlich abgeklungen und er schämt sich schon fast mehr, denn ihre Anwesenheit ist es, welche er jetzt um alles in der Welt braucht. Doch er weiß auch das nächstes Schuljahr alles anders wird. Er kann sie da nicht mit rein ziehen.

Er rappelt sich aus seinem Bett auf, beginnt wie ein Irrer durch sein Zimmer zu tiegern und rauft sich die Haare. Wie solle er einen der größten Zauberer der Welt töten? Wie solle er das mit Jane wieder in Ordnung bringen? Er hat sie eine Missgeburt genannt, hat ihr den Mord an Scott vorgeworfen und ihr gesagt das jeder sterben würde, wer ihr nahe steht. Wie solle sie ihm das verzeihen können? Wie solle er sie aus der ganzen Geschichte heraus halten? Und noch schlimmer, wie solle er das ohne ihre Unterstützung schaffen? "SCHEIßE!", brüllt er seinen Frust hinaus und tritt seine Schultasche gegen die nächste Wand, so das die Bücher hinaus fallen. Er ist selbst überrascht über die Intensität seiner Stimme, welche bis eben nur ein dünner Hauch von einem leisen Schluchzen war.

Plötzlich erregt etwas anderes Draco's Aufmerksamkeit. Das kleine Buch im schwarzen Ledereinband, welches Jane ihn nach ihrer Versönung wiedergegeben hatte. Es sei besser für sie, wenn sie es nicht hätte. Meinte sie zu ihm und sah ihn mit glasigen grauen Augen an. Sie wolle mit ihm abschließen. Wie soll sie je mit Scott abschließen, wenn Draco es ihr immer wieder vorwirft. Es ärgert ihn ausgerechtnet genau das gesagt zu haben, denn von allen Sachen die er ihr an den Kopf geworfen hatte, war er zu dem am wenigsten berechtigt. Vorsichtig hebt er das leicht zerknietsche Buch auf und setzt sich, an sein Bett gelehnt, auf den Boden. Seine Augen gleiten über die unzähligen Seiten von Beruhigungsmitteln, Zauber und Kräuter, bis er wieder bei den Protokollen angelangt ist. Er hatte die Protokolle gemieden, zu sehr verunsicherte ihn das, was er schon im Krankenflügel gelesen hatte. Sicher hat er sich ein oder zwei aus ungesunder Neugier durchgelesen. Doch auch diese beruhigten ihn nicht gerade. Er wollte sich nicht beginnen vor seiner Freundin zu fürchten. Vor seiner ersten großen Liebe. Er liebt sie tatsächlich. Das wird ihm mit jedem Tag ihrer Abwesenheit schmerzvoll bewusst.

Zögerlich schlägt er einer der Protokolle auf, welches ihm schon seit einiger Zeit im Auge lag. Er schließt seine Augen und nimmt einen tiefen Atemzug. Seine Lunge brennt noch immer, wie der Rest seines Körpers, doch der kühle Boden lindert ein Teil des Schmerzes. Er öffnet seine Augen wieder, stößt die Luft langezogen aus und beginnt zu lesen.

12.04.1993

Jane hat sich mit ihrem Vater gestritten. Er ist das ganze Jahr über sogut wie nur auf Hogwarts und schickt sie von einer Hexe zur nächsten. Jane ist erschöpft, sie sagte ihm das sie es nicht mehr will. Severus wollte das nicht hören. "Du interessierst dich doch überhaupt nicht für mich. Den einzigen Menschen den du je lieben wirst ist Lily!", warf sie ihn weinend an den Kopf. Severus wurde wirklich wütend...

...Streit ahtet aus, Jane's Magie knistert in der Luft und kleine Funken sprühen in der Umgebung. Schwer zu sagen ob Snape's Magie nicht ebenfalls den Raum ausfüllte...

...Plötzlich zittert Jane, ihre Haut wurde kreidebleich und ihre Augen nahmen einen beunruhigenden schwarz Ton an...

...Ich versuchte sie zu beruhigen, doch sie glühte wieder. Wenige Sekunden später sakte sie in sich zusammen auf den Boden. Ihre Augen waren pechschwarz und die dunklen Adern prangten wieder auf ihren ganzen Körper. Sie schrie und raufte sich die Haare, so als hätte sie starke Schmerzen. Die Regale zitterten und warfen die Reagenzgläser hinunter. Der Raum wurde dunkler und jegliche Lichter flackerten bis sie zu einer Stichflamme aufloderten. Druckwellen von Jane aus, während sich die Hitze im Raum verteilt...

...Jegliche Beruhigungsmaßnahmen schlugen fehl, während Severus drauf und dran war kaltes Wasser und eine Decke zu holen...

...Panik machte sich in mir breit und ich befürchtet sie würde einen Obscurus bilden, doch im nächsten Moment hörte sie einfach auf zu schreien und blickte starr nach vorn...

...Die Wände zitterten nicht mehr, doch die Hitze und Spannung blieb erhalten. Die kleinen Funken in der Luft schienen sich zu entladen. Vorsichtig nähert Severus sich ihr und will sie in eine Decke einwickeln. Die Berührung sorgt für deutliche Entladung ihrer Magie. Eine Starke Druckwelle stößt uns zurück und legt den Raum in Schutt und Asche...

...Als ich wieder zu mir kam lag Jane bewusstlos in Severus's Armen. Er hatte sie in die Decke eingewickelt und streicht ihr vorsichtig über den Rücken, während er sie leicht hin und her schwenkt...

...Ihr bevorhiger Schmerz spiegelte sich nun in seinen Augen wieder.

Draco schluckt schwer und schließt das Buch, um es mit zittrigen Händen auf sein Bett zu legen. Dieser Anfall schien anders zu sein als die, die er erlebt hatte. Erschöpft reibt er sich über sein bleiches Gesicht. Seine Sorge um sie wächst von Minute zu Minute. Warum war sie die letzte Woche nicht in der Schule? Hatte Snape sie freigestellt? Oder hatte sie nach ihrem Streit einen Anfall? Frustriert ballt er die Fäuste und schlägt sie zu Boden, "Verdammt", ruft er nun deutlich leiser aus. Er müsse sich um seine Aufgabe kümmern und das einzige woran er jetzt denken kann ist dieses schwarzhaarige wunderschöne Mädchen mit den giftgrünen Augen, welche ihn immer so verträumt anfunkeln, bevor sie sich zu ihm vor beugt und ihm zur Verabschiedung einen flüchtigen Kuss auf die Lippen drückt. Bis er sie wieder zu sich zurück zieht und sie innig küsst, so als wäre es wirklich ein Abschied und nicht nur die Tatsache, das sie zum Unterricht oder ins Bett müssen. Er kann sich nicht einmal an ihren letzten Kuss erinnern, denn viel zu schnell ging das alles von statten. Doch er sehnt sich so nach ihrer Nähe. Nach ihren Lippen welche sich sanft auf seine legen. Nach ihren Dummheiten und den spitzen Kommetaren, welche ihn erbost Luft ausprusten lassen. Er sehnt sich nach ihr und weiß er wird sie nie mehr haben können.

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