68. Kapitel - Wirre Worte

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"Nun ich denke Sanguini ist vieles, aber nicht senil meine Gute", gluckst Slughorn und nähert sich den Beiden mit einem noch halbvollem Glas Met. "Severus, mein Junge, dich hätte ich am wenigsten hier erwartet", sagt er und klopft den dunklen Professor väterlich auf die Schulter. Severus tut das mit einem dunklen Knurren ab und Jane ist sich sicher, dass wenn Horace nicht schleunigst seine Hand von ihm nimmt, ihr Vater sie ihm brechen würde. "Einer muss ja die Aufsichtspflicht übernehmen, während Sie sich mit Ihren hohen Gästen vergnügen". "Ah", sagt Slughorn knapp und versucht den Vorwurf und den dazugehörigen Spott einfach zu ignorieren.

"Wie ich gesehen habe, haben Sie Sanguini kennengelernt. Ich hoffe er hat Sie nicht verschreckt. Er ist doch recht... speziell, aber keinesweg ein schlechter Kerl"
"Sie meinen wenn er nicht gerade dabei ist die kleine Miss Clarke zu vernaschen?", schnarrt Snape höhnisch und deutet auf den hochgewachsenen Vampir, welcher dem Hals einer braunhaarigen Ravenclaw verdächtig nahe ist. Ohne ein weiteres Wort spurt Slughorn zu seinem alten Freund und lässt Vater und Tochter wieder allein.

Nicht unweit von ihnen steht eine ganz andere Professorin mit großen runden Brillengläsern, dick wie die Böden von Marmeladengläser, und einer wilden Lockenmähne, welche durch ein buntes Kopftuch in Schach gehalten werden. Ihr Atem richt nach Kochsherry und in ihrer Hand hält sie ein halbleeres Glas gereiften Brombeermets.

"Hallo", begrüßt sie die verträumte Ravenclaw, welche als Harry's Begleitung fungiert. "Guten Abend, meine Liebe", säuselt Trelawney und zeigt Probleme Luna mit ihren schon getrübten Augen zu fokussieren. "Ich habe Sie in letzter Zeit nicht in meinen Unterricht gesehen..."
"Nein, ich habe dieses Jahr Firenze", sagt Luna vertäumt und beobachtet wie Sybill säuerlich die Miene verzieht. "Oh natürlich. Oder Dobbin, wie ich ihn insgeheim gerne nenne. Man hätte doch meinen können, das Professor Dumbledore, jetzt, da ich wieder an der Schule unterrichten darf, dieses Pferd endlich losgerworden wäre, oder? Aber nein... wir teilen uns den Unterricht... das ist eine Beleidigung, offen gestanden, eine Beleidigung, Wissen Sie...", sagt sie deutlich beschwipst und erzürnt. Luna versuchte ihre Professorin so gut es geht zu beruhigen, doch Sybill lässt sich keinesfalls von ihrer Schimpftirade abbringen, bis sie plötzlich Harry neben Luna erkennt. "Harry Potter!"
"Oh, hallo", sagt Harry nicht gerade begeistert. Er findet seine ehemalige Wahrsage-Professorin unheimlich und gleichmaßen verstörend, auch wenn er nicht daran zweifelt, dass diese Frau Prophezeiungen sprechen kann. Nun dämpft Trelawney ihre Stimme, "Mein lieber Junge! Die Gerüchte! Die Geschichten! Der Auserwählte! Natürlich weiß ich es schon seit langem... Die Omen waren nie gut, Harry... aber warum machen Sie nicht mit Wahrsagen weiter? Für Sie, ist das Fach von großer Wichtigkeit!"

"Ah, Sybill, jeder von uns hält sein Fach für das wichtigste!", erwidert Slughorn mit hochrotem Gesicht und einer Weihnachtspastete in der Hand. "Aber ich glaube nicht, dass ich jemals ein derartiges Naturtalent in Zaubertränke kennen gelernt habe! Gewiss sie stehen Miss Snape in nichts nach, und ihr muss man einen deutlichen Vorteil nachsagen", sagt Slughorn laut und erweckt somit Jane's Aufmerksamkeit, welche sich wieder ihrer Begleitung gewidmet hat. Etwas zornig ist sie über seine Worte ja schon, schießlich beschmuht er ja und Jane musste sich das Wissen jahrelang unter den wachsamen Augen ihres Vaters erarbeiten.

"Instinkt, wissen Sie - wie seine Mutter!". Jane verzieht das Gesicht, als er Lily erwähnt. Sie kann dieser Frau bei allen guten Dingen einfach nichts abgewinnen. Sicher sie war intelligent, aber ohne Zweifel ist das ihr Vater auch, und den würde wohl kaum jemand als herzensguter Mensch bezeichnen. "Die wunderbare Lily", hallt es durch ihren Kopf und schnaubent konzentriert sie sich wieder auf Slughorn.

"Ich habe in meinem ganzen Leben nur wenige mit einer vergleichbaren Begabung unterrichtet, das dürfen Sie mir glauben Sybill - nun, selbst Severus - ", Slughorn schnappt sich Severus, welcher gerade unheilverkündent auf Jane und Blaise zuschreiten wollte. "Hören Sie auf, hier herumzuschleichen, und kommen Sie her Severus!". Snape schüttelt Slughorns klumpigen Finger unsanft von seinem Ärmel und widmet sich dem Gespräch. "Ich sprach gerade von Harrys außergewöhnlicher Begabung für Zaubertränke!".

Jane schnaubt erneut, "Ohja ein wahres Naturtalent wie Sie bereits erwähnten. Professor Snape muss wirklich gute Arbeit geleistet haben, andernfalls kann ich mir diese plötzliche Talent nicht erklären". Severus hat Harry mit einen schwarzen Augen genausten fokussiert. Man sieht an wie sehr ihn dieser Lobgesang missfällt, und noch mehr, dass es sein Wissen ist, mit welchem der Junge sich diesen verdient. "Merkwürdig, ich hatte nie den Eindruck, dass ich es geschaft hätte, Potter irgendetwas beizubringen". Ein regelrechtes Wettstarren beginnt zwischen Severus und Harry. Man kann ihm deutlich das Unbehagen ansehen, die Furcht davor, was geschehen könnte, wenn Snape ihm auf die Schliche kommt. Jane würde gerne sein Gesicht sehen, wenn er herausfinden würde, dass sein nützlicher Freund sein verhasster Professor ist.

"Meine Rede, das ist ein Naturtalent! Sie hätten sehen sollen, was er in der ersten Stunde abgelifert hat. Sicher Jane war ebenso perfekt, aber ich hatte nie einen Schüler, welchen der Sud des lebenden Todes, beim ersten Versuch besser gelungen ist. Ich glaube, nicht einemal Ihnen, Severus-"
"Tatsächlich?", sagt Snape und hebt skeptisch die Augenbraue.

Kopfschüttelnd wendet sich Jane von dem Gespräch ab. Kaum hatte sie mit Potter das Kriegsbeil begraben, scheint sie plötzlich Draco's Zwietracht übernommen zu haben. Doch ist es Harry's eigene Schuld. Sicher Jane war bewusst, dass die zwei Streithähne sich wohl nie leiden würden können, aber Potter muss ihren Vater nicht gleich das Genick brechen. Ist denn ein bisschen Respekt vom Goldjungen zu viel verlangt? Und würde ein wenig mehr Fairness ihren Vater den umbringen?

Noch während sie diesen Gedanken hat, wird die Tür aufgestoßen und ein weißhaariger Junge im teuren schwarzem Anzug wird von einem gehässig dreinblickendem Filch am Kragen in den Saal gezerrt. "Nehmen Sie die Finger von mir Sie elender Squip", zettert der Slytherin auch so gleich los und versucht sich loszureißen. "Hab den hier gefunden wie er in einem der Korridor herumlungerte. Er behauptet ein Gast auf Ihrer Party zu sein", das schadensfrohe Lächeln von Filch zeugt davon, dass er ganz genau weiß, dass es nicht so ist. "Na schön, ich wollte mich einschleichen. Zufrieden?".
Slughorn schien etwas sagen zu wollen, doch Severus hat sich schon vor den Jungen gestellt. "Ich werde mich Mister Malfoy annehmen". Mit diesen Worten riss sich Draco schließlich los und wirft seinen Professor einen verachtenden Blick zu, während er wie ein kleiner Schuljunge zu ihm hinauf blickt. "Aber sicher, Professor"; spuckt er ihn förmlich vor die Füße und wird im nächsten Moment auch schon Richtung Tür geschuppst. Slughorn scheint etwas überfordert mit der unangenehmen Unterbrechung seines Festes und hebt nur das Glas. "Weiter feiern! Weiter feiern!", verkündet er laut und leert seinen Met in einem Zuge.

Jane, welche das Schauspiel schwermütig beobachtet hat, dreht sich fragend zu Blaise um. Er weiß genau, dass nun der Moment gekommen ist, an dem die Beiden wieder miteinander reden müssten, und nickt ihr nur aufmunternd zu. Dankend lächelt Jane ihrem Freund zu und drängt sich nun ebenfalls durch die Menschenansammlung Richtung Ausgang. Doch noch bevor sie die Hand auf die Klinke setzen kann, wird sie am Handgelenk gepackt und zurück gerissen.


Der Körper zu Asche,
die Seele in zwei. Der eine will richten, die andere heilen.
Der Schmerz wird vergangen sein
und neuer wird folgen.
Tod und Wiedergeburt werden kämpfen, im Flammenmeer vereint. Doch stirbt die eine, bleibt sie für immer entzweit."

Das tiefe Vibrieren in der Stimme, lässt Jane erschaudern, und noch bevor ihr die Worte wirklich bewusst werden, reißt sie sich von ihrem Gegenüber los und sieht ihn entsetzt an. Sie reibt sich ihr Handgelenk, an welchem rote Striemen vom festen Griff Trelawney's übrigens geblieben sind.
„Sie haben anscheinend schon zu viel getrunken, Ma'am", sagt Jane perplex. Sie rümpft etwas angewidert die Nase, vom starken Kochsherry und Met Geruch. Trelawney blickt sie nur verdutzt an. „Wie bitte? Was?", sie scheint nicht recht zu begreifen, was Jane ihr damit sagen will, doch hat Jane auch gerade andere Sorgen als das wirre Gelaber von ihrer betrunkenen Professorin, welche dafür bekannt ist, nicht mehr alle Latten am Zaun zu haben.

Es ist schon albern, wie oft diese Frau vor dem Büro ihres Vaters aufgetaucht ist und im prophezeite, er würde sich mit Dunkelheit umgeben. Jane lachte sich halb kaputt und fragte sich, wie diese Frau da nur drauf kommt. Schließlich leuchtet ihr Vater doch schon förmlich von innen heraus mit positiver Energie.

Über diesen Gedanken der Kopf schüttelnd, wendet sich Jane wieder der Tür zu. Sie kann und will sich auch gar nicht mit dem eben passierten Ereignis beschäftigen und lieber Draco und ihren Vater finden.

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