67. Kapitel - Unbehagliche Begegnungen

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Nicht unweit von ihr erkennt Jane auch schon die ersten Gesichter. Rita Kimmkorn hat sich mit ihrer floten Schreibfeder sogleich ins Getümmel gestürzt und horcht nun die ersten Prominenten aus. Sie trägt einen grünen enganliegenden Hosenanzug, welcher einen fast zur Annahme führen lassen könnte, dass sie erhofft nicht allein diese Party zu verlassen. Ihre wilden blonden Locken scheinen sich bei jeder ihrer anmassenden Fragen noch mehr zu kringeln, während sie voller Tatendrang besonders die männliche Gesellschaft bezirzt.

"Ah Zabini, Jane, wie schön Sie zu sehen und dann noch gemeinsam. Hinreißend sehen Sie aus meine Liebe, eine wahre Augenweide, aber ich möchte Sie natürlich nicht vor Mister Zabini in Verlegenheit bringen.", säuselt ein heiterer Slughorn auch schon los, welcher sich ihnen von der Seite genähert hat.
"Guten Abend, Sir.", sagt Jane knapp mit einem höfflichen Lächeln, während sich Blaise wieder mit einem stummen Nicken begnügt. Er schätz Slughorn nicht gerade übermäßig, seine Mitgliedschaft im Slug-Club dafür jedoch umso mehr.

"Kommen Sie, kommen Sie", der plumpe Zaubertrankmeister hat seine Hand auf Jane's nackten Rücken gelegt und schiebt sie geradewegs in Richtung zweier skeptisch dreinblickender stechender gelben Augen. Verblüfft, auch wenn er sich nichts davon anmerken lässt, betrachtet Rufus Scrimgeour wie das junge Mädchen vor ihm seine Augen identisch wiederspiegelt.

Stocksteif steht Jane vor den älteren Herren im edlen Anzug. Jedes Detail an ihm ist hochrangig perfekt auf ihn abgestimmt und keine einzige Falte ziert seine Kleidung. Seine lockigen gelb-braunen Haare, welche vereinzelte graue Strähnen vorweisen, lassen ihn wie ein alter Löwe wirken. Seine Gesichtszüge sind hart und seine Maske sitzt zweifelsohne perfekt. Dieser Mann macht in Sachen autoritär und einschüchternd sein ihren Vater ganz schön Konkurrenz, befindet er sich doch auf einer anderen Ebene.

Gebannt blickt sie in die stechend gelben Augen, welche sie durchbohren wie ein Falke seine Beute. Sie kommt nicht ohnehin zugeben zu müssen, dass sie diese Augen gleichermaßen verunsichern wie faszinieren.

"Darf ich Ihnen vorstellen, ehemaliger Leiter der Aurorenzentrale und neuer  Zaubereiminister Rufus Scrimgeour. Rufus diese reizende Dame hier ist Jane Snape und der ansehliche junge Mann neben ihr ist Mister Blaise Zabini. Sie sind zwei meiner talentiertesten Schüler, wobei Miss Snape in Zaubertränke wohl kaum zu schlagen ist", er zwinkert ihr unverblühmt zu. Scrimgeour mustert nun argwöhnisch die zwei Schüler vor sich, für die er nicht sonderlich großes Interesse hegt. Er ist nicht hier um sich mit Schülern abzugeben, sondern weil es seine Stelle als Minister nunmal erfordert. Wohlgleich ihn die junge Slytherin mit ihren einzigartigen, mittlerweile grünen Augen, doch sehr interessant vorkommt.

Stumm nickt er beiden zu, welches sie ebenso stumm erwiedern. Es gibt von beiden Seiten aus nichts zu sagen, was Slughorn dann doch etwas enttäuscht zur Kenntniss nimmt. "Sagen Sie Rufus, sind Sie schon Mister McLaggen begenet? Er erwähnte, dass er mit Ihnen und Tiberius gelegentlich auf Nogschwanz-Jagd ist". Scrimgeour's Gesicht verrät keine seiner Gefühlslagen, aber an seinen krampfenden und sich dann wieder entspannenden Händen kann Jane abmachen, dass er Cormac nicht allzu sehr zugetan ist. "In der Tat bin ich... Mister McLaggen schon begegnet.", sagt er knapp und Jane erschaudert bei seiner eisigen und so entschlossenen Stimme. Als sie den gelben Augen folgt, welche wie ein Visier in eine Richtung spähen, sieht sie auch schon den blonden Angeber direkt neben seiner Begleitung. Überraschender Weise steht neben ihn direkt die kleine wissbegierige Gryffindor Hermine Granger, welche ihm jedoch nicht so zugtan scheint, wie er ihr. Als dann auch noch ein Mistelzweig genau über den beiden erscheint, sucht sie panisch das Weite. Als sie hinter einen der grünen Vorhänge verschwindet wendet sich Jane wieder ab. "Es war mir ein Vergnügen", sagt sie höfflich zum Minister gewandt, auch wenn das wohl in gegenseitiger Weise nicht der Wahrheit entspricht, und begibt sich mit Blaise im Schlepptau zum Buffet.

"Meine Güte ist der Kerl unheimlich", sagt Blaise erschaudernd, während er sich ein nicht allzuknappes Glas Feuerwhiskey einschenkt. Fragend sieht er seine Begleitung an und deutet auf ein Glas, doch Jane lehnt mit einem Kopfschütteln ab. "Zu schade und ich dachte schon wenn ich dich abfülle, würden meine Chancen bei dir steigen", grinst er verschmitzt und lachend schüttelt Jane den Kopf. "Davon Träumst du wohl". Als Jane sich zum Essen umdreht erstarrt sie für einen Moment.

Vor ihr steht eine große bleiche Gestalt, eingehüllt in einem grün-weiß gestreiften Anzug. Zwei blutrote Augen blicken ihr fast schon warnsinnig entgegen, während ein breites Grinsen das Gesicht des Mannes ziehrt. Für einen Moment kommt Jane der Gedanke, das die Person vor ihr wirklich erstaunlich attraktiv ist, doch führt sie das schnell auf die anziehende Wirkung eines Vampires zurück.

"Na hab ich dich erschreckt junge Dame?", fragt er süffisant und seine ölige tiefe Stimme bereitet Jane eine unangenehme Gänsehaut. "Keineswegs, Mister... Sanguini, nehme ich an?", fragt Jane deutlich gefasster als sie sich eigentlich fühlt. "Welch Glück, dieses hinreißende schöne junge Fräulein kennt bereits meinen Namen. Mit welcher Ehre habe ich das nur verdient? Nun verratet mir doch euren Namen", seine Worte wirken etwas aufgezogen, auch wenn Jane sie doch deutlich als eine Art Scherz entziffern kann.

"Ihr Blut würde Ihnen nicht sonderlich gut bekommen, Sanguini, ich raten Ihnen deshalb dringend sich von ihr fern zu halten", grollt eine tiefe Stimme hinter dem jungen, wenn auch schon recht alten, Vampir. "Was so schlecht?", erwidert er nur gespielt verblüfft und dreht sich zu Severus um. "Nein weil ich Ihnen vorher ihre Fangzähne herausreiße", meint Severus toternst und Sanguini versteht, dass mit dem ausgewachsenen Familienoberhaupt wohl nicht zu scherzen ist. Sanft nimmt er Jane's Hand und drückt ihr einen zarten Kuss dauf, während er sich mit einer Verbeugung und einem geschnurrtem, "Meine Teuerste", verabschiedet.

"Sag bloß du hattest Angst das er micht beißt", witzelt Jane und blickt nun aufmerksam zu ihren Vater. "Er hätte sich an dir Biest wahrscheinlich die Zähne ausgebissen", brummt Severus übellaunig. "Wischen Sie sich ihr dummes Grinsen aus der Visage und machen Sie das Sie davon kommen, Zabini. Ich möchte gerne mit meiner Tochter allein sprechen."
Blaise entgleiten seine Gesichtzüge und wie ein getretener Hund entfernt er sich schleppend von seiner Begleitung, nur um mit einer hübschen Ravenclaw aus dem unterem Jahrgang zu flirten.

"Du und Zabini also? Darf ich als nächstes auch noch den wandelnden Misserfolg Longbottom erwarten? Oder vielleicht auch gleich Potter?", ihr Vater macht nicht gerade einen sehr angetanen Eindruck von ihrer Begleitung. "Wir sind als Freunde hier un nicht als-"
"Da behauptet Slughorn aber etwas anderes. Der verkauft euch nämlich gerade bei jedem seiner so geschätzen Gäste als das Traumpaar von Hogwarts. Es scheint als würde dieser weichhirnige Vollidiot schon eure Hochzeit planen, bin ich denn dazu eingeladen?"
Mit einem genervten Aufstöhnen reibt sich Jane ihr Nasenbein, "Dieser senile alte Sack", grummelt sie verstimmt und zu ihrem größten Leidwesen ertönt dann auch noch diese Stimme direkt hinter ihr.

Todesengel Where stories live. Discover now