94. Kapitel - Informationen

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Schwere Schritte und das Knarzen der alten Holzstufen ist zu hören. Jane weiß das ihr großes Unheil bevor steht. Wie gebannt starrt sie auf die Tür und den Türknauf, welcher sich langsam dreht. Als die Tür sich quälend langsam öffnet und eine schwarze Gestalt zum Vorschein kommt, legt Jane ihre Stricknadeln bei Seite und starrt penetrant auf den Boden. Sie wagt es nicht ihren Vater ins Gesicht zu sehen.

„Wo warst du?", kommt es leise knurrend von Severus, was nur einen geringen Einblick in seine momentane Gemütslage gibt. Innerlich brodelt er. Mal wieder... Er kann nicht genau sagen ob er wirklich auf sie sauer ist oder eher auf sich selbst. Er weiß, dass er vorhin überreagiert hat und das seine Worte mehr als falsch waren. Er weiß auch, dass Jane seine andauernde schlechte Laune schon seit einer Weile wortlos über sich ergehen lässt und es wundert ihn recht wenig, dass sie abgehauen ist. Wahrscheinlich sieht das ihm gar nicht so unähnlich, dennoch hat sie sich seinem Befehl widersetzt und das gerade zu einer Zeit, wo sie solch eigensinniges und rebellisches Verhalten am wenigsten gebrauchen können.

„In Hogwarts", antwortet Jane leise und versucht den Kloß runterzuschlucken, welcher ihr das Antworten erschwert. Im Nachhinein wünscht sie sich am Besten gar nichts gesagt zu haben, denn als sie sich einen kurzen Blick zu ihrem Vater wagt, blickt sie direkt in seine wutentbrannten Augen.
„Was - bei Salazar – hattest du in Hogwarts zu suchen?", seine Stimme ist bedrohlich leise und Jane wäre es um einiges lieber wenn er sie anschreien würde. „Ich wollte zu Minerva. Ich wollte-", doch Jane bricht ab. Ja, was genau wollte sie dort? Was hatte sie sich denn bitte erhofft wie Minerva auf sie reagieren sollte? Das sie mit offenen Armen empfangen wird? Das Minerva ihr einen Tee anbietet und ihr zuhört? Ihr eine Auszeit bietet, nur um für wenige Minuten aus ihrer täglichen Hölle zu entfliehen? Jane kommt sich in ihrem Eifer selbst lächerlich vor, doch sie war verletzt und verzweifelt. Ist es so verwerflich eine Auszeit zu wollen? Das Leben für einen Moment zu pausieren?

„Und?-", Severus's Stimme trieft vor Hohn, „-hat sie dich mit offenen Armen empfangen? Hat sie dir zugehört? Habt ihr über das böse, unfaire Leben sinniert und über deinen so bösen bösen Vater?" Severus kann sehen das sie seine Worte treffen, doch er kann nicht glauben wie naiv seine Tochter tatsächlich ist. Hatte sie all die Jahre nichts gelernt? Hatte er ihr all die Jahre nichts beibringen können? Als er die ersten Tränen ihre Wange entlang laufen sieht schnaubt er abfällig. „Nein, dass hat sie nicht. Sie hat dich fortgeschickt. Was hattest du auch anderes erwartet?"
Jane antwortet ihm nicht, sie weiß das seine Frage rhetorisch war und sie hofft das wenn sie einfach schweigt, er nicht noch mehr Stoff finden würde um zynische Kommentare abzugeben. Alles was sie sagt kann und wird gegen sie verwendet. Es ist als würde sie im Gericht sitzen und ihr Vater ist der Richter. Severus betrachtet nur weiter die stummen Tränen. Früher hätte sie nicht geweint, sie hätte ihm wahrscheinlich kaum eine Gefühlregung gezeigt. Nach Scotts Tod war es tatsächlich schwer an sie heranzukommen, dass er so gut wie das ganze Jahr in Hogwarts war und sie auf Weltreise bei irgendwelchen Hexen, machte es da nicht einfacher.

„Es tut mir leid", sagt Jane schließlich leise in die Stille hinein, blickt jedoch weiterhin gen Boden. „Tut es das?", fragt Severus harsch und schüttelt nur mit dem Kopf. Eine Antwort bleibt erneut aus und stattdessen hört man ein Zischen. Auch Severus versteift sich als er das Brennen seines linken Unterarms spürt. Das Gespräch wäre wohl vorerst beendet und Severus spielt mit dem Gedanken es später auch gar nicht mehr aufzugreifen. Er müsse sich nicht für seinen ruppigen Worte entschuldigen, wenn sie einfach nicht mehr darüber reden. Wenn er morgen auch etwas freundlicher zu ihr wäre, würde sie vielleicht auch seine Worte vorhin an der Treppe vergessen. Das Letzte was Severus eigentlich will ist, dass seine Tochter denkt sie wäre ein Fehler. Er brauch sie, gerade jetzt, allein deswegen ist er ihr so unheimlich dankbar, dass sie trotz seiner Worte wieder hier ist.

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