44. Kapitel - Kleiner Ausflug

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"Nimm meinen Arm, Jane", sagt Dumbledore nachdem sie die Appariergrenze überschritten haben. Ohne großes Zögern kommt sie seiner Aufforderung nach und spürt im nächsten Moment auch schon den unangenehmen Sog des Apparierens.

Das erste was Jane auffällt, als sie wieder Boden unter den Füßen hat, ist, dass es um einiges dunkler geworden ist. Der Boden auf den sie sich befinden zittert leicht und die Gerräuschkulisse ist recht laut.

Im nächsten Moment rauscht auch schon in Höchstgeschwindigkeit eine U-Bahn an den zwei Zauberern vorbei, was Jane für einen kurzen Moment in Schockstarre versetzt.
Nicht weil sie noch nie eine U-Bahn gesehen hat oder sich sonderlich erschrocken hat, sondern weil Dumbledore sie direkt ans Gleis appariert hat und nur wenige Zentimeter Jane's Nase von der fahrenden Konstruktion trennen.

Kaum ist die Bahn vorbei blickt sie wütend zu Dumbledore auf und bedenkt ihn eines Schmollmundes, während sie mit ausgestreckten Finger auf eine Linie hinter ihnen zeigt.
"Es gibt nicht umsonst eine auf den Sicherheitsabstand hinweisende Linie!", meckert sie sogleich und lässt seinen Arm los.

Dumbledore blickt nur amüsiert auf die Linie und dann wieder zu Jane, welche protektiv hinter diese getreten ist.

Doch Jane's Augen liegen mittlerweile auf den Gleis vor ihnen, wo in einem kleinen schäbigen Cafe ein schwarzhaariger Junge und runder Brille am Fenster steht und mit aufgerissenen Augen zu den zwei hinüber späht.

Harry hat ein mulmiges Gefühl als er Dumbledore sieht, doch noch eigenartiger wird es, als er Jane etwas hinter ihm erblickt, welche anscheinend eingeschnappt versucht ihn auf die Abstandslinie hinzuweisen.

Noch einmal dreht sich der junge Zauberer zur hübschen Kellnerin um, legt dann aber das Geld, mit ein wenig Trinkgeld, auf den Tisch und verlässt das Cafe.

Es dauert ein wenig, bis Harry nun endlich zum anderen Gleis hinüber getorkelt ist und sich zu Dumbledore und Jane stellt, welche gerade ein großes Werbeplakat an der Wand beäugen. Darauf ist eine recht freizügig gekleidete Frau abgebildet, welche ihre knallroten glänzenden Lippen zu einem Kussmund formt. Ihre langen braunen Haare liegen gewellt über ihre Schultern und verdecken eher mangelhaft ihr freilegendes Dekolleté. Neben der Frau ist ein ebenso roter Lipgloss abgebildet mit dem Slogan Tonight make a little magic with your lips.

"Schöne Lippen, ja ja, wirklich schön", meinte Dumbledore mit hochgezogenen Augenbrauen etwas überfordert.

"Tatsächlich, aber könnte vielleicht etwas mehr anziehen, dann würde die Aufmerksamkeit auch auf ihren Lippen liegen", erwidert Jane fast genau so überfordert.

Die Werbung in der Muggelwelt findet sie mehr als eigenartig.

Harry stellt sich stumm neben die beiden und betrachtet nun ebenfalls das Abbild.

„Du warst diesen Sommer unvorsichtig, Harry", merkt Dumbledore an, so das Harry kurz zu ihm rüber blickt und dann zu Jane welche immer noch das Plakat etwas abschätzig betrachtet.

„Ich bin gern in Zügen unterwegs... is ne super Ablenkung", meint er mit einem dümmlichen Grinsen. Harry's Augen wandern über Dumbledore's Gestalt und bleiben, so wie auch schon Jane, erschrocken an der schwarzgezeichneten Hand hängen.

„Ein unerfreulicher Anblick, oder?", sagt Dumbledore und dreht seine Hand etwas, um sie selbst zu betrachten.
"Die Geschichte dazu ist spannend, wenn ich das mal anmerken darf. Aber jetzt haben wir dafür keine Zeit", Dumbledore streckt seine beiden Arme aus und blickt erwartungsvoll zu Harry, während Jane seinen anderen schon fest umfasst hat.

"Nimm mein Arm", fordert der Alte, doch Harry dreht sich unentschlossen zum schäbigen Cafe um, aus welchen gerade die hübsche Kellnerin kommt.

Etwas verloren blickt sie in alle Richtungen und hält nach dem süßen Jungen aus, mit welchem sie sich vor wenigen Minuten noch verabredet hatte. Sie tut Harry schon ziemlich leid, denn das hübsche Lächeln, mit welchem sie ihn anstrahlte ist von ihrem Lippen gewichen und ein recht enttäuschter Ausdruck hat den Platz eingenommen.

"Mach was ich sage", fordert Dumbledore erneut, worauf ein erbostes Schnauben von seiner rechten kommt.
Etwas verdutzt schauen beide Männer zu Jane.

"Etwas mehr Feingefühl wenn ich bitten darf! Die Arme hat auch Gefühle und es sicher nicht verdient so stehen gelassen zu werden", sagt Jane nur recht leise, doch in einem deutlich schnippischem Ton.

Harry blickt sie entschuldigend an, umfasst dann jedoch Dumbledore's Arm und beginnt sofort zu schreien, als er den unangenehmen Sog spürt.

Das Gefühl durch einen Gartenschlauch gedrückt zu werden, so das ein jegliche Luft aus dem Körper gepresst wird, ist besonder für Anfänger ziemlich grausam. Und Jane kann sich deutlich an die Übelkeit danach errinern.
Sie selbst ist es schon gewohnt und richtet ihre Aufmerksamkeit auf den vor ihren Augen erscheinende Ort.

Es ist dunkel. Dunkler als am U- Bahn Gleis, da es mittlerweile Nacht ist und nur wenige sporadische Straßenlaternen den kleinen Ort beleuchten. Ein paar Häuser umgeben sie und es scheint als wären sie in einem kleinen Muggeldorf.

"Ich bin gerade appariert", stellt Harry atemlos fest und versucht wieder im hier und jetzt anzukommen.
"Allerdings noch dazu ausgesprochen erfolgreich", sagt Dumbledore recht nüchtern, "Die meisten übergeb sich beim ersten Mal"

Harry schluckt, "Komisch warum nur?", sagt er etwas sarkastisch und blickt rüber zu Jane, welcher das apparieren anscheinend nichts ausgemacht hat. Ihre Augen scanen in einem angenehmen gelbton die Umgebung, bis sie bei Harry stehen bleiben und sie ihn etwas mitleidig anlächelt.

Dumbledore hat sich mittlerweile in Bewegung gesetzt, so das die zwei Jugendlichen ihn mit zügigen Schritten hinterher eilen müssen, um wieder Anschluss zu finden.

"Willkommen im charmanten Örtchen, Budleigh Babberton", sagt der Älteste und läuft zielstrebig auf eines der Häuser zu.

"Ihr werdet euch mit Sicherheit fragen, warum ich euch her gebracht habe, hab ich Recht?"

"Ach nach all den Jahen stell ich mir nicht so viele Fragen", meint Harry etwas amüsiert.

"Ich schon" murmelt Jane und tritt wieder an Dumbledore's Rechte. Dieser blickt misstrauisch zum Haus und greift dann in seinen Umhang.

"Zauberstäbe raus", fordert er mit rauer Stimme und schreitet auf die zerstörte Eingangstür zu. Im Haus leuchten sie sich mit einem Lumos den Weg und durchsuchen aufmerksam die einzelnen Räume.

Im Haus scheint ein Sturm gewütet zu haben und überall findet man zerstörte Gegenstände, Kratzspuren an den Wänden und alle möglichen Hinweise auf einen unschönen Kampf. Jane's Augen leuchten unentwegt lila, während sie sich darauf konzentriert noch eine andere Präsenz wahrzunehmen. Zielgerichtet läuft sie auf das Wohnzimmer zu, wo sie doch tatsächlich eine Präsenz zu spüren glaubt, doch bevor sie es betreten kann schrauben sich dünne Finger um ihren Oberarm und halten sie so zurück.

Verwundert dreht sie sich zu Dumbledore um, welcher vorsichtig ins Wohnzimmer späht und sich dann an ihr vorbei schiebt um voran zu gehen. Harry und Jane sehen sich nun mit der selben Anspannung in die Augen, wobei Harry immer noch fasziniert von ihren Augen ist und besonders von diesem strahlenden Lila, welches er bis jetzt nur in der Halle der Prophezeiungen gesehen hat.

Todesengel Where stories live. Discover now