26. Kapitel - Selbstzerstörungsmodus

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„Alles in Ordnung?", fragt eine Stimme zögerlich, worauf sich Jane sofort zu ihr umdreht. „Ob alles in Ordnung ist? Sag du es mir! Es wird nie alles in Ordnung sein!", brüllt sie Draco hinter sich an, welcher sie bestürzt mustert, während Jane schon wieder die Tränen aufsteigen. Seit sie sich verliebt hat, ist sie so emotional. Genervt reibt sie sich über die Augen. „Jane, was ich gesagt habe tut mir so unendlich leid. Ich habe nicht nachgedacht", versucht Draco sich zu entschuldigen. Die ganze Nacht zerfraßen ihn Schuldgefühle und ihm schmerzte es, sie so zu sehen. „Du hast Recht daran dich von mir fern zu halten!", sagt Jane mit voller Selbstverachtung und macht sich gerade wieder aus dem Staub, als Draco ihr hinterher eilt. „Jane warte doch bitte! Ich weiß ich habe dir weh getan, es tut mir leid", fleht er und tatsächlich dreht sie sich zu ihm um. Mit lila leuchtenden Augen blickt sie ihm wütend an, während ihr Tränen die Wangen hinunter laufen. Plötzlich spürt Draco einen stechenden Schmerz im ganzen Körper, welchen ihn auf die Knie zwingt und ihn schmerzerfüllt aufstöhnen lässt. „Du hast keine Ahnung was für Schmerzen ich ertragen muss", sagt sie wütend. Sie schließt ihre Augen und atmet tief ein und aus, worauf hin der Schmerz in seinem Körper genau so schnell verschwindet, wie er gekommen war. Entsetzt sieht Draco seine Mitschülerin an, welche sich genau vor ihm weinend auf die Knie fallen lässt. Sie wollte ihm nicht weh tun. Genau davor fürchtete sie sich so sehr. Doch wurde ihr alles zu viel, all die Wut, der Schmerz, der Hass und die Schuld, bringen sie langsam um. Langsam und wackelig richtet sich Draco auf und taumelt zu ihr. Er kniet sich vor sie und wagt es kaum sie zu berühren. Vorsichtig legt er ihr eine Hand auf zu Schulter, worauf hin Jane diese Hand sofort ergreift und sich an ihr festhält. „Es tut so unglaublich weh", flüstert sie kaum verständlich. „Ich weiß", antwortet Draco genau so leise und wischt ihr sanft eine Träne von der Wange. „Es tut mir so unendlich leid", flüstert er, worauf Jane ihre glasigen grauen Augen auf ihn richtet. Draco sieht wie kaputt sie ist und was er in ihr ausgelöst hat. Für eine Weile sehen sie sich nur tief in die Augen, während sie einfach in einen Gang auf dem Boden knien, ungeachtet von möglichen Zuschauern oder anderen Störfaktoren. Bis Draco sich aufrichtet und ihr seine Hand reicht. Jane ergreift diese und lässt sich von ihm hochziehen, sie schluckt schwer und beginnt beruhigend tief ein und aus zu atmen, bis sie sich die Tränen vom Gesicht wischt und beschämt zu Draco sieht. „Komm, wir müssen zum Unterricht".

Draco hatte ein sanftes Lächeln auf den Lippen, dann zieht er sie auch schon hinter sich her. Jane's Hand kribbelt, so als würden hunderter kleiner Armeisen auf ihr krabbeln und ihr Herz schlägt in hohen Tönen, während Draco ihre Hand hält. Schleichend wird ihr bewusst, dass sie wieder schwach geworden ist. Sie würde sich am liebsten selbst dafür schlagen, doch fühlte es sich so gut an, nicht allein zu sein. Kaum betreten sie den Klassenraum, waren alle Blicke auf die zwei gerichtet, doch Draco macht keine Anstalten ihre Hand loszulassen, bis er sie zu ihren Sitzplatz gezogen hat. Etwas verdutzt sieht Jane ihn an, doch Draco tat so, als wäre es das normalste der Welt. Fast hätte sie gelächelt, wäre nicht in genau dem Moment Pansy in den Raum stolziert, dicht gefolgt von einer aufgebrachten Umbridge. „MISS SNAPE! SOFORT IN MEIN BÜRO!", brüllt sie in einem quietschenden Ton, so das man gezwungen war sich die Ohren vor Schmerz zuzuhalten. Pansy hatte ein selbstgefälliges Grinsen in Gesicht und Jane wusste, dass sie die dumme Kuh gepetzt hat. Auch wenn sie es sogar nachvollziehen konnte. Jane war etwas zu weit gegangen, doch war jegliche Reue verschwunden, als sie dieses gehässige Grinsen von ihrer Rivalen sieht. Jane folgt Umbridge, welche gerade dabei ist aus der Tür zu stampfen, als sie sich an Pansy vorbei drängt.

„Schön die Luft anhalten, Parkinson", sagt Jane in einem amüsierten, doch mit einer unverkennbaren Drohung, was Pansy kreidebleich werden lässt. Kaum hatte Jane das Büro der pinken Pest erreicht, umwarben sie auch schon dutzende Teller mit Katzen auf ihnen, welche in allen möglichen Tonlagen vor sich hin mauzten. Ihr wurde ganz schwindelig bei dem ganzen Pink und am liebsten hätte sie sich übergeben. Wie alt ist die Frau? 5?
Umbridge lässt sich angespannt auf ihren Stuhl fallen und deutet ruhig mit ihre Hand, auf den Stuhl ihr gegenüber. Zögerlich lässt Jane sich auf ihm nieder und blickt zur Großinquisitorin. „Das angreifen einer Schülerin ist ein schweres Vergehen", sagt sie ruhig in einem gespielt freundlichen Ton, so als wollte sie ein kleines Kind zurechtweisen. „Ich hab Parkinson nicht angefasst", sagt Jane mit einem leichten Lächeln und hebt beschwichtigend die Hände in die Luft. Sie kann beobachten wie das linke Auge von Umbridge wütend zu Zucken beginnt, so als würde sie jeden Moment die Nerven verlieren. „Des Weitern habe ich von ihnen immer noch keine Antwort erhalten, was ihr gestriger Ausbruch war", sie blickt Jane mit Argusaugen an, wobei sie nach diesem einen Detail sucht, was ihr helfen soll zu verstehen. „Ich war aufgebracht und habe deswegen die Scheiben zerspringen lassen, es war nichts weiter dabei", sagt Jane lässig, fast schon provokativ. „Nichts weiter dabei?", lacht Umbridge belustig auf. „Erklären sie mir doch dann, was mit ihrem Gesicht geschehen ist oder warum sie wie ein nasser Sack in sich gefallen sind", erwartungsvoll hebt sie die Augenbrauen und nippt an ihren Tee. „Hohen Blutdruck. Passiert mir öfters wenn ich mich aufregen", sagt Jane belanglos, dann beugt sie sich ein Stück zur kleinen Frau vor. „Das mit meinen Gesicht allerdings, dass sollte Ihnen Sorge bereiten. Zeugt davon wie leicht ich die Fassung verliere und glauben Sie mir, Sie wollen nicht das ich die Fassung verliere." Jane's Ton ist selbstgefällig und provokativ, während sie der kreidebleichen Frau mit ihren rot funkelnden Augen mitten in Seele blickt. Mit einem kleinen Zwinkern lehnt sie sich wieder nach hinten und lässt sich gelassen auf den Stuhl gleiten. „Drohen Sie mir etwa?", sagt Umbridge erzürnt und lässt dabei die Spitze ihres Bleistiftes, mit Hilfe ihres Daums, abbrechen. „Keine Ahnung finden wir es heraus", nun war Jane auf Hochtouren ihres Selbstzerstörungsmoduses und gewiss würde sie jetzt kein Blatt mehr vor dem Mund nehmen. In diesen Moment könnte sie nicht mal mehr ihr Vater stoppen und sie zurechtweisen.

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