Todesengel

89. Kapitel - Der Mann auf dem Turm

Die Anspannung zwischen ihnen beiden ist kaum auszuhalten. Keiner von ihnen sagt etwas und das jetzt schon seit geraumer Zeit. Das warten bringt Jane noch um den Verstand. In ihr ist dieses beklommende Gefühl was ein jeder kennt. Dieses Gefühl als würden Steine im Magen liegen, wo die Haut unangenehm kribbelt oder wenn einen die Galle aufsteigt. Als würde ein der Körper warnen wollen, wissend das ein Unheil naht. Auch das mehrmalige Schlucken löst den Kloß in ihrem Hals nicht und immer wieder muss sie sich ihre verschwitzen Finger an ihrer Hose abwischen.

"Und schon irgendetwas von Rosmerta?", fragt sie leise um die Stille zu brechen. Eben noch haben sie das dunkle Mal über den Astronomieturm gezaubert und warten nun auf Rosmerta, welche Draco Auskunft über Dumbledore's Rückkunft geben soll. Insgeheim hofft Jane, dass Albus den versteckten Hinweis bemerkt, dass es nun soweit wäre und er zum Astronomieturm müsste. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis er wiederkommt und der Plan seinen Lauf nehmen würde. Draco wird in den Raum der Wünsche eilen und den anderen Todessern Eintritt gewehren, während Jane zum Turm eilt und Dumbledore abfängt... ihn tötet. Sie hofft das sie noch ein bis zwei ungestörte Minuten hat, bis die anderen sie in ihrem tun beobachten. Ihr Vater würde auch sehr schnell Wind davon bekommen, wenn er das dunkle Mal nicht schon gesehen hat. Unwahrscheinlich, da es schon recht spät ist, aber ihr Vater ist niemand der pünktlich zur Nachtruhe die Augen zu schlägt.

Matt schüttelt Draco den Kopf, macht aber im nächsten Moment einen Satz nach vorn, als die Münze in seiner Hand sich erwärmt und die Gastwirtin das Signal gibt. "Es ist so weit...", presst der Blonde hervor und sieht Jane gequält an. Diese nickt nur ebenso verkrampft und drückt ihren Geliebten einen Kuss auf die Lippen, lehnt ihre Stirn an seine und atmet ein letztes Mal tief durch. "Wir machen alles nach Plan. Du holst die anderen, ich gehe zum Turm. Im Schloss lauern überall Mitglieder des Ordens also pass bitte gut auf dich auf, sollte es brenzlich werden,... du hast deine Aufgabe erfüllt und keinen Grund dich unnötigen Gefahren auszusetzten". Angepannt nickt Draco, sein zittriger Atem verrät seine Anspannung. Noch einmal verschließt er seine Lippen mit ihren, bevor er ihr noch einen Kuss auf die Stirn drückt, "Pass auf dich auf!", murmelt und in die entgegengesetzte Richtung eilt.

Den Druck den Jane nun in ihrer Brust spürt scheint unerträglich. An der Wendeltreppe angekommen hört sie stumpf die Stimme des alten Zauberers durch die Holztür durch. Jetzt oder nie..., denkt sie sich und eilt die Treppe hinauf, stößt die Tür auf und blickt den Mentor ihres Vaters entgegen.

"Jane", sagt er matt mit einem erschöpften Lächeln. Sie kommt nicht ohne hin zu bemerken das er kränklich aussieht. "Albus", sagt sie fast ebenso matt und sieht ihn gequält an.

"Wie ich sehe hast du dich gut erholt", stellt er nüchtern fest und betrachtet sie eindringlich mit seinen strahlend blauen Augen. Jane überrollt eine Gänsehaut bei seinem Blick und sie hat das Gefühl, als würde er direkt in ihr Inneres sehen. Sofort verdoppelt sie ihr Okklumentikschild, auch wenn es ausgeschlossen ist, dass er in ihrem Kopf ist.

"Dafür siehst du alles andere als erholt aus", überspielt sie den Schauer der ihren Rücken entlang läuft. "Wahrlich ich bin wohl nicht mehr in Bestform, aber um meine Gesundheit wegen bist du wohl kaum besorgt". Schnaubend schüttelt Jane den Kopf.
"Weiß dein Vater dass du hier bist?", spricht der Schulleiter weiter. Jane schüttelt nur wieder den Kopf, "Er wird es ohne Zweifel wissen, sobald die anderen hier eintreffen werden"

"Die anderen? Es werden also noch mehr kommen."

"Er will es so", meint Jane erschöpft und reibt sich die Stirn. Ihren Zauberstab hat sie noch nicht einmal gezogen, anders als Albus, welcher Harry mit einer Ganzkörperklammer belegt hat und ihn unter den Tarnumhang versteckt. Insgeheim hofft er, dass Harry erkennt das sie nicht der Feind ist.

"Und wirst du warten oder tust du es jetzt gleich? Mich töten... Du bist keine Mörderin Jane, dass wissen wir beide.", meint er großväterlich während er sich mühselig an der Brüstung stützt. Irritiert runzelt Jane die Stirn. "Du weißt, dass ich es tun muss. Ich habe es ihm versprochen, dafür das er Draco verschont. Ich kann jetzt keinen Rückzieher machen und das weißt du auch, du wusstest das es so kommen würde".

"Ich wusste es, ja", murmelt Dumbledore leise in seinen Bart hinein. "Ein Mord reißt eine Seele auseinander, Jane. Es zerstört die Seele und lässt keinen Funken Menschlichkeit für den es sich noch zu leben lohnen würde."

"Vielleicht ist meine Seele auch schon verloren", murmelt Jane ebenso leise.

"Verloren? Nein. Beschädigt. Dein dunkles Mal, es reagiert auf seine Magie. Du gibst dir noch immer die Schuld an Scott's Tod, doch es war kein Mord. Eine Tragödie ohne Frage, aber dich trifft keine Schuld. Du bist auch keine Mörderin Jane, doch du hast eine andere Bürde zu tragen. Du hast ihm einen Unbrechbaren Schwur geleistet, du kennst deine Aufgabe."

Nachdenklich reibt Jane sich über ihren Unterarm. "Ja ich kenne meine Aufgabe", flüstert sie beklommen, bevor sie ihren Zauberstab zieht und auf Dumbledore richtet. Bevor Jane allerdings noch weiter reden kann, hört man Schreie von unten und eine Person eilig die Treppe hinauf schreiten. Ehe Jane sich versieht kommt ihr Draco mit gezücktem Zauberstab entgegen, richtet ihn auf Dumbledore und entwaffnet ihn. Der Zauberstab fliegt in hohen Bogen über die Brüstung und nimmt den alten Zauberer jegliche Verteidigung.

"Draco", begrüßt ihn Dumbledore, während der Slytherin sich zu seiner Freundin gestellt hat und zittrig ihre Hand ergreift.

"Die anderen sind auf ein paar Ihrer Wachen gestoßen, es wird nicht mehr lang dauern, dann sind sie ebenfalls hier", sagt er schwer schluckend. "Nun Jane, dann ist wohl dein großer Augenblick gekommen, andererseits würde ich doch noch gern erfahren, wie Sie es geschafft haben Ihre Freunde ins Schloss zu schmuggeln, ich gebe zu, ich hielt Todesser in Hogwarts für unmöglich.", versucht Albus noch ein wenig Zeit zu schinden.

Severus ist noch nicht da und Jane dürfte ihn nicht töten. Um ehrlich zu sein bezweifelt er sogar, dass der Zauber funktionieren würde. Sie hat Angst und spürt keinen Hass, aber besonders Jane hat mehr als nur eine Möglichkeit offen, sein schwindendes Leben zu beenden, weswegen er es nicht drauf anlegen würde.