80. Kapitel - Weiblicher Erziehungspart

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Mit Argusaugen beobachtet Severus die zwei bleichen Gestalten an seinem Haustisch. Beide hängen ihren eigenen Gedanken nach, während sein Pate mit dem Daumen zärtlich über den Handrücken seiner Tochter fährt. Severus fühlt sich fast schon angeekelt davon seinem Kind bei dieser unschuldigen Zärtlichkeit zuzusehen, aber er hat in letzter Zeit öfters ein Auge auf sie.

Es geht ihr mittlerweile wieder besser und auch Draco scheint wieder ein wenig mehr Leben in sich zu haben. Dennoch geben die beiden zwei trübselige Gestalten ab.

Jane stochert lustlos in ihrem Essen herum und vermeidet partout den Blick zum Gryffindortisch. Sie meidet die zwei Rotschöpfe an eben jenen und Severus hat sie sogar dabei erwischt, wie sie in einem völlig falschen Gang eingebogen ist, als sie den Weasley in ihrem eigentlichem knutschen gesehen hat. Nicht das der Idiot sie bemerkt hätte, so wie er an den Lippen von dem Brown Mädchen hängt.

Er kann es ihr nicht einmal verdenken. Manchmal quält es ihn ebenfalls in Harry's Augen zu sehen. In Lily's welche ihn mit so viel Abneigung strafen und nicht so wie früher ihn liebevoll und voller Güte entgegen blicken.

Er hat noch nicht mit Jane über ihren vermeintlichen Irrglauben, sie würde Dumbledore töten, geredet. Er würde auch nicht mit ihr darüber reden, es würde nur zu Konflikten führen, welche er gerade jetzt nicht gebrauchen kann. Natürlich will seine Tochter die Märtyrerin spielen und sich für ihre ach so große Liebe opfern. Er würde sie von diesem Gedanken nicht abbringen können, schon gar nicht wenn er ihr erzählt, dass er derjenige ist, dem diese glimpfliche Ehre gebührt. Es würde sie nur dazu anstacheln nicht nur Draco von dieser Last zu befreien, sondern auch noch ihn. Zumal dieser kleine hinterlistige Teufel kein einziges Wort darüber verloren hat, das sie von Draco's Aufgabe weiß und diese auch noch brillanter Weise übernehmen will.

Ist das alles erst einmal vorbei, wird Severus sie schon noch ordentlich zusammen stauchen, wenn er den überhaupt solange lebt. Der dunkle Lord wird nicht erfreut sein, wenn seine kleine Wunderwaffe nicht ihre Aufgabe erfüllt und ohne Zweifel wird ihm sein Zorn gebühren.

Sich diesen Gedanken aus seinem Kopf schüttelnd wendet Severus sich seinem Tages Propheten zu, welcher schon seit Wochen nichts Neues zu berichten hat. Lucius Malfoy's Verschwinden aus Askaban vor einigen Wochen hatte für Riesenschlagzeilen gesorgt, doch nach zwei Wochen ohne irgendwelche Erkenntnisse hat sich das Thema wieder gelegt.

Severus würde es nicht wundern wenn Scrimgeour den Leuten das Maul gestopft hat, um Unruhen zu vermeiden, welche schon längst in vollen Gange sind. Es wäre schließlich auch ein Riesenskandal, wenn heraus kommen würde, dass ein Auror in Askaban, welcher zufällig dem dunklen Lord zugetan ist, sich hat bestechen lassen und dafür gesorgt hat, dass die Dementoren, welche noch unter dem Befehlen des Ministeriums stehen, zufällig für einen gewissen Zeitraum verschwinden. Ein noch größerer Zufall ist es jedoch, dass zu genau diesem Zeitpunkt Lucius Zelle geöffnet wurde und ein zwei ausgewählte Todesser ihren Weg hinein gefunden haben.

Severus kann die entgeisterten Gesichter von Avery, Nott, Dolohow und Macnair schon vor sich sehen, welche als Strafe für ihr Versagen im Ministerium noch eine Weile dort sitzen müssen, während Lucius dort freudestrahlend heraus spaziert. Sicher wird er es sich nicht nehmen lassen haben, sein Kinn zu recken und ihn einen abfälligen Blick zu schenken, so als wäre er auserkoren worden, obwohl er sich im Kopf schon alle möglichen Grausamkeiten vorstellte, warum sein Herr ihn sehen will.

Abfällig schnaubt Severus worauf sich Minerva verdutzt zu ihm dreht und versucht seine Gedankengänge nachzuvollziehen. Sie ergreift die Situation am Schopf und rutscht mit ihren Stuhl ein Stück näher an ihn ran, was Severus mit einem skeptischen Blick quittiert. Langsam beugt sich Minerva weiter zu ihm und blickt dann zu Jane.

„Findest du nicht Jane wirkt in letzter Zeit wieder etwas abwesend und traurig?", fragt sie leise, so als würden sie ein Geheimnis besprechen. Eigentlich weiß Minerva aber einfach, dass es nicht in Severus's Interesse liegt, sich lauthals über das Befinden seiner Tochter auszutauschen.

„Findest du nicht du solltest vielleicht mit ihr reden?", schlägt sie mütterlich vor, erhält jedoch nur ein genervtes Brummen. „Ich bin der Meinung dir gesagt zu haben, du sollst dich gefälligst aus meiner Erziehung heraushalten", knurrt Severus mit finsterem Blick zu ihr.

Minerva rümpft die Nase, „Du wirst also nicht mit ihr reden. Fein! Dann werde ich das wohl übernehmen.", mit diesen Worten rückt sie auch schon wieder von ihm weg, wobei der Abstand zwischen ihnen nun größer ist als vor ihrem so erfolgreichen Gespräch.

Severus schüttelt den Kopf. Als würde Jane der Löwenmutter erzählen, dass sie vor hat den mächtigsten Zauberer ihrer Zeit zu töten. Wohl eher lernen Trolle fliegen. Aber soll die alte Schachtel ruhig ihr Glück versuchen, Severus ist gespannt was Jane ihr wohl für eine Geschichte auftischt, um ihr Verhalten zu rechtfertigen.

Auch wenn Severus es niemals zugeben würde, er ist doch recht erleichtert das Jane jetzt einen weiblichen Part in ihrer Erziehung hat, auch wenn Severus eher minder begeistert davon ist, dass es ausgerechnet die Löwenmutter sein muss.

Er hätte Minerva schon einige Male früher gut gebrauchen können. Zum Beispiel als er seiner 11 jährigen Tochter erklären musste, das Frauen einmal im Monat gelegentlich aus einer gewissen unteren Region bluten, nachdem eben jener Fall bei Jane eingetroffen ist. Es war beiden mehr als unangenehm und Jane konnte ihm drei Tage nicht mehr in die Augen sehen. Zusätzlich musste er sie noch mit Schmerztränken versorgen, weil ihr Unterleib sich anfühlte als würde ein Troll darin wüten.

Auch das Einkaufen von Unterwäsche stellte sich zu gegebenen Zeitpunkt als kritisch da, doch hatte Severus es sich dort einfach gemacht und sie einfach an die Verkäuferin abgeschoben und den Laden verlassen. Das war wohl die angenehmste Lösung für beide und sie mussten glücklicherweise danach auch nie wieder darüber reden.

Severus kommt der Gedanke, wie es wohl gewesen wäre, wenn Lily in diesen Situationen dabei gewesen wäre. Wenn sie den weiblichen Part in der Erziehung eingenommen hätte. Sie wäre Jane sicher in jeder Hinsicht mit Verständnis entgegen getreten, hätte die Aufklärung über bestimmte Dinge übernommen, hätte mit ihr schöne mädchenhafte Kleidung gekauft, hätte mit ihr über Jungs und die erste Liebe geschwärmt. Vor allem wäre Jane dann nicht die vielen Jahre, wo Severus hier in Hogwarts gelehrt hat, allein gewesen. Anfangs als sie noch ein kleines Kind war und Severus nur die unteren Klassen unterrichten hat, war es noch einfach. So fern man beim Aufziehen eines Kindes von einfach reden kann. Doch als Slughorn in Rente gegangen ist, Jane zunehmend an Kraft gewonnen hat und schließlich auch magische Anfälle bekam, wurde es ziemlich kompliziert.

Sicher Jane hatte Scott um sich zu beschäftigen, doch Severus konnte sie schließlich nicht einfach zuhause sich selbst überlassen während er in Hogwarts unterrichtet. Dumbledore hatte schließlich aber auch da die perfekte Lösung parat. Mal ist sie bei der Hexe untergekommen mal bei einer anderen. Alle uralt, allwissend und vor allem mächtig.

Als Potter schließlich auch noch nach Hogwarts kam, wurde die ganze Sache nicht gerade leichter. Severus verbrachte auch einige der Ferien in Hogwarts, um auf diesen Rüpel ein Auge zu haben. Dennoch hat Jane es ihm nie nachgetragen, dass er sich so selten blicken ließ. Sicher es gab Streit, doch dieser war eher dadurch verschuldet, dass Jane alles dafür tut ihren Vater stolz zu machen und Severus durch seine schlechte Laune eben dies nur selten gezeigt hat. Es war eben nicht immer genug für ihn, wenn er nach einem langatmigen Jahr nach Hause kommt und Jane ihm sagt, dass sie es schaffen würde nicht das gesamte Haus in Brand zu setzen, aber immer noch das Sofa.

Für Severus schien es ein nie endendes Problem zu sein. Doch auch das hat Jane ihn bis jetzt nie nachgetragen. Sie war schon immer so reif um zu verstehen warum es ihn so geht und das es nichts persönliches ist. Sie ist nunmal mit seinen Launen aufgewachsen.

Severus ist sich sicher dass Jane alles andere als begeistert von Lily gewesen wäre. Er kennt ihre Meinung über sie, auch wenn sie es ihm versucht nicht auf die Nase zu binden. Es wäre sowieso nie soweit gekommen. Lily ist tot und wenn sie es nicht wäre, dann wäre sie bei Potter. Eine Erkenntnis die ihm gleichermaßen verletzt wie wütend macht.

Mit weitaus schlechterer Laune als üblich erhebt er sich schließlich und will gerade die große Halle verlassen, als er auf Albus trifft. Freundlich lächelt der ihn an, doch Severus schnaubt nur erbost und läuft weiter. Er ist immer noch wütend und das sollte der vermaledeite alte Kauz ruhig merken.

Todesengel Where stories live. Discover now