19. Kapitel - Ausbruch

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Es war mittlerweile schon Mitternacht, doch Jane konnte nicht schlafen. In Gedanken schwebte sie bei Draco und ihren Gefühlen für ihn. Sie verstand sie selbst noch nicht wirklich, obwohl sie so viel Zeit damit verbrachte sich mit ihnen auseinander zu setzten, überrumpelten sie die Gefühle für Draco einfach. Wieder denkt sie an den Kuss und an seinen Händen an ihrer Hüfte, und sofort durchzog sie wieder eine Gänsehaut. Ihr fielen so viele Gründe ein, warum das nicht ging. Warum sie es nicht zulassen kann. Doch daran zu denken  fühlte sich an als würde es sie innerlich zerreißen. Sie wünschte sich so sehr normal zu sein. Nicht mit der Angst leben zu müssen, die Kontrolle zu verlieren. Jemanden zu verletzen.
Draco zu verletzen.
Für seinen Tod verantwortlich zu sein, so wie sie es für Scott's Tod war.
Jane's Augen werden grau und fade und allmählich steigen ihr die Tränen auf. Sie hat soviel Unheil angerichtet. Ihre Mutter ist tot, wegen ihr! Ihr bester Freund ist tot, wegen ihr!
So viele Menschen, die versuchten sie unter Kontrolle zu bekommen, mussten Leid ertragen, wegen ihr! Menschen um sie herum leiden. Auf ihren Schultern lastete so viel Schuld, sie hatte das Gefühl von ihr erdrückt zu werden. Nicht mehr atmen zu können. In ihrem Kopf spielte sich all das Leid wieder,
Wie sie Sachen zerstörte.
Wie sie jedes Mal auf's Neue die Kontrolle verlor.
Den Schmerz den sie spürt, wenn sie vor einem Anfall stand.
Das Rasen ihres Herzens so als würde es explodieren, der Schmerz in ihrer Brust, das spannen und brennen ihrer Haut so als würde sie zerreißen oder verbrennen, diese unerträglichen Kopfschmerzen, die sie spürte.
So oft wollte sie einfach loslassen, es einfach zulassen, nur damit die Schmerzen  und das Leid endlich aufhören. Doch viel größer war das Leid was sie nach einem Anfall hinterließ.
Sie sieht wieder Scott vor sich, wie er sie beruhigen will. Für diesen einen Moment hat sie nachgelassen. Hat sie aufgehört zu kämpfen. Hat sie losgelassen. Und alles brach aus ihr heraus. Alles in ihren Kopf beginnt zu brennen wenn sie daran denkt. Wieder spürt sie dieses Gefühl, als würde alles aus ihr heraus platzen wollen. Immer mehr hat sie das Gefühl von Schuld, Leid und Angst in die Tiefe gedrückt zu werden. Jane beginnt schwer und unregelmäßig zu atmen. Es ist als würde es ihr die Kehle zuschnüren. Sie steht auf und rennt aus dem Raum, sie rennt barfuß und nur im Schlafanzug durch die Gänge. Völlig achtlos der Dunkelheit oder der Kommentare, welche die Bilder von sich geben. Sie rennt und rennt, immer noch nach Luft ringen  bis zum Astronomieturm, wo sie sich einfach auf die Knie fallen lässt und alles aus sich heraus schreit. All den Schmerz, die Last, die Angst. Sie schrie und schrie, es fühlte sich für sie an, als wäre das der einzige Weg nicht völlig die Kontrolle zu verlieren und zusammenzubrechen. In ihren Kopf spielt sich im Sekundentakt, alle diese schönen Momente mit Scott ab. Dann sieht sie Draco. Sie schreit noch lauter bei dem Gedanken das sie ihn nie im Leben haben dürfte, denn einzigen Menschen, der sie versteht, der sie kennt, der einzige Mensch der ihr nach Scott's Tod das Gefühl gab wieder am Leben zu sein, den Menschen in den sie sich unwiderruflich verliebt hat. Jane beginnt sich langsam zu beruhigen. Sie zitterte stark, doch allmählich hatte sie das Gefühl wieder atmen zu können.

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