𝐊𝐀𝐏𝐈𝐓𝐄𝐋 𝟏𝟏𝟎

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"Mommy! MOMMY

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"Mommy! MOMMY...," kreischte ich und rannte so schnell mich meine kurzen Beine trugen in die Küche. "...sag ihm er soll das lassen, Mommy! Ich will das nicht anziehen! Ich will nicht!"

Lachend beschleunigte mein Bruder seine Schritte und jagte mir mit dem rosaroten Rüschen-Kleid in den Händen hinterher, als wäre es eine riesige, glubschäugige Spinne, vor der man sich gruseln musste.

Ihm gefiel es, mich damit aufzuziehen, dass ich, im Gegensatz zu den meisten Mädchen, nichts mit Kleidern am Hut haben wollte - das war ein offenes Geheimnis -, doch ich fand das alles nicht besonders lustig.

Genau wie meine Mutter.

Sie war zwar der festen Überzeugung, dass ich Klamotten tragen sollte, die einer "jungen Dame" - wie sie mich immer zu nennen pflegte - würdig waren, doch sie ertrug es nicht, meinen Bruder und mich streiten zu sehen.

Was allerdings weniger daran lag, dass unser ständiges Gezanke sie traurig machte, als viel mehr daran, dass es ihr den letzten Nerv raubte.

Nichts - das sagte sie immer - war schlimmer als zwei Kinder, die durch die Gegend rannten, herumschrieen und dabei nichts als eine Schneise aus Chaos und Unordnung hinter sich ließen, wie wilde Tiere, während man eigentlich nur ein ruhiges Leben zu führen versuchte.

"Kinder!" beschwerte sie sich also, kaum waren wir beide durch die Tür gestürmt.

"Livie will ihr Kleid nicht anziehen!" schnaufte mein Bruder - völlig außer Atem von der wilden Verfolgungsjagd, die wir uns den Flur hinunter geliefert hatten - und setzte ein weiteres Mal dazu an, mir das Kleid über den Kopf zu ziehen, woraufhin ich hastig zur Seite wegtauchte.

"Du würdest es ja auch nicht anziehen wollen!" gab ich zurück und schnitt ihm - mehr oder weniger unauffällig - eine Grimasse, die ihn empört die Augen aufreißen ließ.

"Na warte du kleine...", setzte er an und sprang nach vorne, um mich zu schnappen, doch meine Mutter fing ihn mitten in der Luft ab und stellte ihn mit strenger Miene auf den Boden zurück.

"Wie oft soll ich euch noch sagen, dass ihr damit aufhören sollt?" wollte sie wissen und warf erst dem braunhaarigen Jungen vor sich und dann mir einen bösen Blick zu.

"Aber Livie will das Kleid nicht anziehen!" verteidigte sich mein Bruder mit einem Gesichtsausdruck, der für jemanden, der bis gerade noch schreiend durch die Wohnung gesaust war, viel zu unschuldig wirkte.

Die grünäugige Frau fuhr sich gestresst über die Stirn.

Sie war heute schon aufgestanden, bevor die Sonne ihre ersten, goldenen Strahlen nach den Dächern der Stadt ausgestreckt hatte, um die Dunkelheit der Nacht zu vertreiben.

Das wusste ich zufällig ganz genau, weil ich mich um diese Uhrzeit bereits an dem Schrank über dem Herd zu schaffen gemacht hatte, in der Hoffnung, einige der dort - zugegeben nicht sonderlich gut - versteckten Kekse unbemerkt verschwinden zu lassen.

𝐦𝐨𝐫𝐞 𝐭𝐡𝐚𝐧 𝐟𝐫𝐢𝐞𝐧𝐝𝐬 || 𝐛𝐮𝐜𝐤𝐲 𝐟𝐟Where stories live. Discover now