55. Kapitel ≫Entscheide dich Serkan≪

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Seit 3 Stunden sitzen ich vor dem Noteingang im Krankenhaus. Wir hatten ein Auto-Unfall. Serkan und ich waren auf dem Weg zum Flughafen. Diese Woche war unsere Flitterwoche aber daraus wird nichts mehr. Ich habe nur eine Platzwunde am Kopf und mein Arm ist gebrochen aber das ist halb so schlimm. Schlimmer hat es Serkan erwischt. Wir wissen nicht was los ist. Seit 3 Stunden ist er in der Notaufnahme. „Asli, kızım. Serkan nerede? Ne oldu?" (Asli, mein Mädchen. Wo ist Serkan? Was ist passiert?) Kommt meine Schwiegermutter verweint angerannt. Ich kriege kein Ton raus. Ich umarme sie so fest mit einem Arm und schluchzte laut. Wir beide fallen zu Boden und weinen lautstark.

Weitere 2 stunden sind vergangen. Meine Schwiegermutter und ich haben und etwas beruhigt und sitzen jetzt zusammen gekuschelt auf der Bank. Kein einziger Arzt ist raus gekommen. Er rennen ab und zu welche Arzthelfer rein und raus aber die sagen auch nichts. „Willst du mir sagen, was passiert ist?" fragt sie mich. Ich strecke mein Kopf hoch und setze mich aufrecht hin. Tränen strömen weiterhin meine Wangen herunter. Die Erinnerung daran zerfrisst mich von innen. „Wir-" kein Ton kommt raus. Ich räuspere mich und versuche es erneut. „Wir hatten ein Auto-Unfall." flüstere ich kaum hörbar. „Plötzlich kam von der Seite ein rotes Auto und knallte gegen uns." schluchze ich beim reden. „Das Auto drehte sich und knallte gegen ein anderes Auto. Das letzte woran ich mich erinnern kann ist, wie Serkan meine Hand fest in seiner hielt und mir sagte-" meine Tränen brennen vor schmerz. Ich halte Sevgi Annes Hand fest. „Er sagte das erste mal „Ich liebe dich." und schloss seine Augen." ich breche ab und umarme sie wieder fest. Das war das erste mal und ich werde das Gefühl nicht los, dass es auch das letzte mal sein wird.

Serkan

„Abi. Abicim gel yanima." (Bruder. Bruderherz komm zu mir?) höre ich die Stimme meiner kleinen Schwester. Ich bin in einem schwarzen Loch. „Dilay? Sen misin?" (Dilay? Bist du es?) frage ich um sicherzugehen. Plötzlich ist ein Licht zu sehen. Meine Schwester kommt mit einem wunderschönen weißen Kleid zu mir. „Abi." (Bruder) sagt sie wieder und wieder. Sie bleibt drei Schritte vor mir stehen und reicht mir ihre Hand. „Gel benimle. Zamanın geldi." (Komm mit mir. Deine Zeit ist gekommen.) sagt sie lächelnd und wartet. Ich hebe meine Hand und will ihre halten, doch plötzlich ertönt eine andere Stimme. „Serkan gitme! Beni bırakma. Kazada bana beni sevdiğini söylemiştin. Yalan mı?" (Serkan geh nicht! Lass mich nicht allein. Du hast im Unfall gesagt, dass du mich liebst. War das eine Lüge?) fragt mich Asli weinend. Ich drehe mich um, doch sie ist nicht zu sehen. „Asli?" rufe ich.

„Abi. Karar ver. Benimle mı gelmek istiyorsun yada kalmak mı istiyorsun?" (Bruder. Entscheide dich. Willst du mit mir kommen oder willst du hier bleiben?) fragt Dilay. Ich drehe mich wieder um und suche nach Asli, doch sie ist gegangen. „Dilay bana bu kararı veremezsin." (Du kannst mir die Entscheidung nicht überlassen.) sage ich verzweifelt. Sie dagegen lächelt ihn auffordernd an. Was soll ich jetzt machen. Ich lasse mich auf die Knie fallen. Ich will noch nicht gehen. Dafür liebe ich Asli zu sehr. Aber meine Schwester liebe ich auch. Wie soll ich mich zwischen den beiden entscheiden. Eines Tages wird der Tod am richtigen Zeitpunkt kommen und dann werde ich meine Schwester wieder sehen aber dieser richtige Zeitpunkt ist nicht jetzt. Ich stehe wieder auf und schaue meiner Schwester tief in die Augen.

„Seni çok seviyorum Dilay bunu biliyorsun ama Zamanım daha gelmedi. Asliyi çok seviyorum. Sen de çok severdin. Onunla bir hayat kurmak istiyorum bir aile kurmak istiyorum. Bir oğlumuz bir de kızımız olsun istiyorum. Ben kalıyorum." (Ich liebe dich Dilay, das weißt du aber meine Zeit ist noch nicht gekommen. Ich liebe Asli zu sehr. Du würdest sie auch lieben. Ich will mit ihr ein Leben führen eine Familie führen. Ich will einen Jungen und ein Mädchen mit ihr haben. Ich bleibe.) sage ich zum ersten Mal meine Gefühle laut. Ich schaue zu Dilay, die mich verständlich anlächelt sich umdreht und mit dem Licht verschwindet.

Ich will mit Alsi eine Familie gründen. Ich will es wirklich. „Asli!" rufe ich. „Asli, neredesin?" (Wo bist du?) rufe immer und immer wieder ihren Namen. Doch kriege nichts zurück.

Asli

8 Stunden sind jetzt vergangen. Und immer noch nichts von meinem Ehemann. Ich bete innerlich ununterbrochen. Bitte lieber Gott lass ihn heile rauskommen. Lass ihn noch am Leben. Sevgi Anne ging es immer schlechter und sie wurde in ein Zimmer gebracht. Ich sitze jetzt alleine hier und warte. Erdal Baba ist bei seiner Frau. Plötzlich gehen die Türen auf und der Arzt kommt raus. Sofort stehe ich auf und wische mir die Tränen weg. „Frau Candemir?" fragter ich nicke zur Bestätigung. „Ihr Mann Serkan Candemir hatte echt Glück gehabt. Die Engel haben ihn beschützt. Er ist noch am Leben. Er musste am Rücken und Kopf operiert werden, da einige Nervenbahnen geschädigt wurden. Er hatte eine Hirnblutung, die wir gestoppt und versorgt haben. Einige Rippen wurden bei dem Prall gebrochen und sein Schlüsselbein ebenfalls. Die schlechte Nachricht, durch der Schädigung der Nervenbahnen am Rücken wird er eine zeitlang nicht auf den Beinen stehen können. Er wird nicht Laufen können. Das heißt er ist kurzfristig gelähmt. Die gute Nachricht ist man kann es heilen. Mit Physiotherapie und geh Stunden kann es das gehen erneut lernen aber das kann eine Zeit dauern. Er ist noch am Schlafen ich würde ihnen raten auch nach Hause zu fahren und sich auszuruhen. Morgen in der Früh können sie ihn wieder besuchen kommen und dann sollte er auch schon wieder wach sein. Gute Besserung." sagt er Arzt verabschiedet sich und geht.

Ich kann das nicht verarbeiten. Ich kann mich nicht freuen das er lebt, denn der Gedanke, dass er nicht laufen kann zerbricht mich. Ich falle schluchzend auf die Knie und halte mir den Mund zu. Ich weiß nicht wie lange ich da sitze aber nach einer Weile spüre ich die Hände meiner Schwiegereltern, die mich hochziehen. Ich sehe zu Sevgi Anne. Sie nickt, um mir zu sagen, dass sie alles weiß.  Zusammen verlassen wir das Krankenhaus und steigen in Erdal Babas Auto. Meine Hände fangen an zu zittern, was meine Schwiegermutter bemerkt, denn sie sitzt neben mir hinten.

Sie nimmt meine Hände in ihre und streicht mit dem Daumen drüber. Ich lehne mein Kopf auf ihre Schulter und schließe die Augen. Als wir ankommen, öffne ich wieder meine Augen und folge meinem Schwiegervater ins Haus. Ich steige die Treppen hoch in Serkans Zimmer und lege mich direkt in sein Bett. Sein Duft umhüllt mich sofort und ich klammere mich in seine Decke und Kissen. Gleich darauf schlafe ich ein.

Am nächsten Morgen wache ich früher als sonst auf. Schon um 8 Uhr war ich wach. Ich gehe runter und sehe Sevgi Anne in der Küche sitzen und Kaffee sitzen. Sie hat die Nacht nicht gut geschlafen. Das sieht man an ihren Augenringen. Ich setze mich zu ihr und sie stellt mir ebenfalls eine Tasse Kaffee hin. Lustlos trinken wir unseren Kaffe und Erdal Baba gesellt sich zu uns. Er trinkt auch nur Kaffee und danach machen wir uns auf den Weg zu Serkan. Die Fahrt dorthin verging länger als jede einzelne die Fahrt, die ich je gefahren bin.

Im Krankenhaus wird uns gesagt, dass er in den Raum 227 gebracht wurde. Zu dritt gehen wir mit dem Aufzug zum zweiten Stock und den linken Flus entlang. Vor seinem Zimmer bleiben wir stehen. Erdal Baba öffnet die Tür und geht rein gefolgt von Sevgi Anne und ganz hinten versteckt von mir. Serkan sitzt Arme verschränkt und in Gedanken verloren da. Erst als sich sein Vater räuspert und ihn umarmt, erwacht er aus seiner Starre. Seine Mutter umarmt ihn mit Tränen in den Augen fest. Serkan streicht ihr über den Rücken. Als sie sich trennen schaut er sich um. Langsam trete ich hervor und sein Blick bleibt auf mir hängen. Ich habe in der Früh einen seiner Pullis angezogen gehabt, um seinen Duft auf mir zu tragen. Sein Blick gleitet zu meinem Arm, der mit einem dunkelblauen Verband gegipst wurde.

Langsam nähere ich mich mit immer mehr kullernden Tränen zu ihm. Vor ihm bleibe ich stehen und setze mich neben ihm hin. Sofort schlingt er seine Arme um mich und drückt mich fest. Ein schluchzten nach dem anderen verlässt mein Mund und ich weine an seiner Brust. „Serkan ich liebe dich auch. Ich liebe dich über alles." hauche ich und umarme ihn mit einem Arm fester und fester.

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