53. Kapitel ≫Wo ist Serkan?≪

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„Dafür wirst du mir eine Frage beantworten." Verwirrt sehe ich Serkan an. „Was für eine Frage?" will ich wissen. Sein Lächeln verschwindet und er wird ernst. „Eine Frage, die, seit dem Tag nicht aus meinem Kopf geht." sagt er und sieht mich mitleidend an. Wieso sieht er mich so an? Ich verstehe die Welt nicht mehr. „Welche Frage?" flüstere ich. Meine Hände fangen an leicht zu zittern. Ich balle sie zu Fäusten, damit es nicht stärker wird. „Entweder Duschen oder Frage. Du hast die Wahl." sagt er. Das kann doch nicht sein ernst sein. Was will er von mir wissen? „Ich will die Frage wissen. Stell mir die Frage und ich entscheide dann." fordere ich. Will er unbedingt, dass ich platze. Es macht mir Angst. Ich weiß nicht, was er mich fragen will aber dass es nichts schönes sein wird ist mir klar.

„Entscheide dich jetzt." Er dreht sich um und zieht sich sein T-Shirt aus. „Ich- Ich gehe raus." sage ich schnell und verlasse das Bad. Im Zimmer suche ich mir neue Anziehsachen von Serkan raus und steige selber unter die Dusche. Der Junge hat hier mehr Klamotten als ich insgesamt. Unter dusche überlege ich, was für eine ernste Frage es sein kann. Nachdem ich fertig geduscht habe, ziehe ich mich an und gehe wieder in sein Zimmer. Im Zimmer ist Serkan, der sich gerade sein T-Shirt überzieht. Ich gehe zum Spiegel und trockne meine Haare mit dem Handtuch ab. Die Stimmung ist sehr angespannt. „Asli." räuspert er sich. Er stellt sich hinter mich und nimmt mir das Handtuch aus der Hand, um meine Haare abzutrocknen. Mit sanften Bewegungen trocknet er meine Haare ab. Dann legt er das Handtuch weg und nimmt mein Kamm vom Tisch. Vorsichtig fängt er an meine Haare zu kämmen. Geschockt und verwirrt beobachte ich jede kleinste Bewegung, die er macht.

Er kämmt meine Haare so sanft. Woher kann er das so gut? Als meine Haare gekämmt nach hinten liegen, fängt er an sie zu flechten. Er flechtet meine Haare. Und zwar im Fischgräten-Zopf. „Woher kannst du das?" frage ich heiser. Vom Spiegel aus schaut er mir direkt in die Augen. „Schhh." flüstert er und flechtet weiter. Ich presse meine Lippen zusammen und schließe die Augen. Tief einatmen und wieder ausatmen. Sehr unangenehme Situation. Mit einem Gummi, der um sein Finger war, bindet er meinen Zopf zu. Er legt seine Hände auf meine Schulter und streift langsam hinab. Eine Gänsehaut bildet sich auf meinem Arm.  Er dreht mich um und sieht mir tief in die Augen. „Meine Frage ist." fängt er an und atmet tief durch. Mein Herz fängt an schneller zu schlagen. „Was hat es mit dem blauen Kleid auf sich? Was ist die Geschichte dahinter? Asli ich will es wissen." stellt er mir genau die Frage, vor der ich mich fürchte. Wie soll ich ihm das nur erzählen? Er wird mich nicht verstehen. Er wird mich auslachen.

Ich schließe meine Augen, um das brennen zu verhindern. „Serkan, bitte." flüstere ich und öffne meine Augen wieder. „Çocuklar biz geldik." (Kinder wir sind da.) ruft Sevgi Anne von unten. „Lass uns runter." sage ich und drehe mich um. Ich verlasse das Zimmer gefolgt von Serkan. Unten begrüße ich Sevgi Anne und Erdal Baba. Sevgi Anne lobt uns beide, weil wir die Küche blitzblank sauber gemacht haben. Serkan geht zu seinem Vater in den Garten und ich folge Sevgi Anne in die Küche. Wir bereiten zusammen das Abendessen vor und decken dann den Tisch. Wir setzten uns alle an den Tisch und fangen an zu essen. „Normalerweise würdet ihr beide am Mittwoch, also morgen, in der Firma anfangen zu arbeiten aber wegen dem Vorfall habe ich mir gedacht ihr ruht euch noch diese Woche aus und erst nach den Flitterwochen kann es los gehen." sagt plötzlich Serkans Vater. Ich verschlucke mich und huste los. „Flitterwochen?" frage ich schockiert. Serkan dreht sich grinsend zu mir. „Nächste Woche sind unsere Flitterwochen, Schatz." er hat mich neben seinen Eltern zum ersten Mal „Schatz" genannt. Hat er mich wirklich „Schatz" genannt? Ich glaube ich träume. Die röte steigt mir mit einem Schlag ins Gesicht. „Und wohin geht die Reise?" frage ich neugierig. „Lass dich überraschen." sagt er kopfschüttelnd und dreht sich wieder zu seinem Teller.

Ich drehe mich zu Sevgi Anne, die schon fast Tränen in den Augen hat. Ich sehe sie besorgt an. „Anne alles in Ordnung?" frage ich sie und lege meine Hand auf ihrem Arm. Sie schüttelt ungläubig den Kopf. „Wer hat deine Haare geflochten?" fragt sie flüsternd. Meine andere Hand gleitet automatisch zu meinem Zopf. „Serkan." antworte ich vorsichtig. Sie legt ihre Hand auf ihren Mund und sieht ihn traurig und glücklich zu gleich an. „Du hast es nicht vergessen." stellt sie fest. Verwirrt sehe ich Serkan an und dann seine Mutter. Was geht hier ab? „Kekimiz hazır mı?" (Ist unser Kuchen fertig?) fragt Erdal Baba und wechselt das Thema. Dankbar sehe ich ihn an und nicke mit dem Kopf. Wir essen zu Ende und die Männer setzen sich danach auf die Couch. Sevgi Anne und ich räumen den Tisch auf und erledigen den Abwasch. Plötzlich umarmt sie mich fest. Ich erwidere ihre Umarmung und drücke sie fest. „Ich bin so dankbar dich als Schwiegertochter zu haben." sagt sie. Nachdem wir uns gelöst haben schneiden wir den Kuchen und verteilen sich auf den Tellern. Mit Tee zusammen servieren wir den Männern ein Stück Kuchen und setzen uns dazu.

Eine Stunde lang reden und lachen wir zusammen. „Biz artık kendi evimize gitsek iyi olur." (Es wäre gut, wenn wir wieder zu unsere Wohnung gehen.) sagt Serkan. Sevgi Anne und ich gehen in Serkans Zimmer und räumen die Matratze und alles auf. Ich packe die zwei kleinen Taschen und verlasse mit meiner Schwiegermutter das Zimmer. Unten an der Tür verabschieden wir uns. Ich drücke Sevgi Anne sehr fest. Ich habe sie sehr schnell in mein Herz geschlossen. Sie ist eine wunderbare Mutter. Im Auto schnalle ich mich an. „Wie ich sehe gefallen dir meine Sachen mehr als deine eigenen." kommet es plötzlich von Serkan. Ich sehe ihn mit roten Wangen an. Er fährt die Ausfahrt raus und begibt sich der Straße. „Ich hatte nichts mehr zum Anziehen." rechtfertige ich mich. Er lacht kurz auf. „Gute Ausrede aber klappt bei mir nicht." sagt er ohne seinen Blick von der Straße zu nehmen. Ich boxe ihm auf den Arm. „Das ist keine Ausrede." motze ich gespielt. Wir beide fangen an zu lachen.

Nach 25 Minuten parkt Serkan den Wagen endlich vor dem Apartment und wir steigen aus. Serkan schließt die Glastür auf und wir steigen die Treppen hoch. Vor der Wohnung bleibe ich stehen. Mein ganzer Körper fängt an zu zittern, als die ganzen Erinnerungen wieder hochkommen. Serkan merkt meine Angst und sieht mich besorgt an. „Keine Angst, meine Mutter hat es hier sauber machen lassen." Er schließt die Tür auf und wir betreten die Wohnung. Mit zittrigen Knien gehe ich ins Wohnzimmer. Alles sieht sauber und ordentlich aus. Nicht von dieser Nacht ist übrig. Das einzige was anders ist, wir haben kein Teppich mehr. Als würde er meine Gedanken lesen können sagt er. „Sie haben den Teppich entfernt. Bald können wir einen neuen besorgen." Ich drehe mich zu ihm und umarme ihn so fest, wie im Krankenhaus. „Schh. Alles ist gut." sagt er überrumpelt. „Ich weiß nicht wie das möglich ist aber... aber du bedeutest mir viel." gebe ich zu und vergrabe mein Gesicht an seiner Brust.

Ohne etwas zu sagen drückt er mich fest und streichelt meinen Rücken auf und ab. Nach einer Weile lösen wir uns und er drückt mir ein kurzen Kuss auf die Stirn. „Wollen wir uns hinlegen?" fragt er. Ich nicke und wir gehen ins Schlafzimmer. Ich hole mir neue Pyjama aus dem Schrank und verschwinde schnell im Bad. Nachdem umziehen putze ich meine Zähne und gehe zurück ins Schlafzimmer. Müde lege ich mich neben ihm ins Bett schaue starr auf die Decke. „Gel." (Komm.) sagt er auf einmal und hebt sein Arm, um mich zu sich zu ziehen. Ich rutsch näher an ihn und lege mich auf seine Brust. „Geht doch." lacht er und spielt mit einer losen Strähne.

„Ich werde dir deine Frage beantworten aber du musst mir etwas Zeit lassen." bitte ich ihn. Als Antwort küsst er mein Kopf. Ich schließe meine Augen und falle in einen schönen schlaf.

Mitten in der Nacht wache ich schweißgebadet auf. In meinem Traum hatte Serkan immer wieder einen Anfall. Ich strecke meine Hand zur Seite, um zu schauen, ob Serkan da liegt aber es ist leer. Ich drehe mein Kopf auf seine Seite. Er liegt da nicht. Wo ist er? Wo ist Serkan?

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Ein Teil vom Ende ist gelöscht worden also wundert euch nicht, wenn der letzte Abschnitt anders ist.
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