32. Kapitel ≫Mein Leben die reinste Hölle≪

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In dem Paket war ein Konsolenspiel, dass Serkan mit dem Fernseher verbunden hat und damit spielt. Heute ist Freitag. Seit fast zwei Wochen läuft es immer gleich ab. Serkan geht zur Arbeit. Ich koche, backe nach Lust und Laune und putze. Am Abend kommt er nach Hause, wir essen schweigend aber wenigstens noch zusammen und dann geht er ins Wohnzimmer. Wir reden weder miteinander noch schauen wir uns an. Er würdigt mir keinen einzigen Blick. Am Samstag hat er auch gearbeitet und am Sonntag hat er wieder nur gezockt oder war den ganzen Tag im Schlafzimmer.

Am Mittwoch hatte ich mit meiner Schwester und meiner Mutter per Video telefoniert. Meine Mutter hat sich bei mir entschuldigt. Wir haben auch darüber geredet, wie es mit meiner Schule aussieht. Dieses Jahr ist mein Abschlussjahr. Sie meinten, dass Serkan schon eine Schule für mich gefunden hätte und mich auch schon dort angemeldet hat. Schön, dass ich das von meiner Mutter erfahre, statt von Serkan. Ich habe meine Schwester von der Kamera aus gezeigt, was sie mir einpacken soll, also meine Schulsachen, meinen Laptop und paar Kleinigkeiten die ich noch gerne hätte. Die Kiste ist heute angekommen und ich habe alles ausgepackt und vorbereitet.

Während Serkan im Wohnzimmer mit seinem neuen Spielzeug spielt, sitze ich in der Küche und mache meinen Puzzle. Mir fehlen nur noch wenige Teile, dann bin ich endlich fertig. Meine neue Kerze brennt auch schon und umhüllt den Raum mit Blumenduft.

Es ist schon 10 Uhr und er ist immer noch am Spielen. Muss er morgen nicht arbeiten oder hat er samstags frei? Normalerweise hört er um 20 Uhr auf zu spielen und setzt sich auf die andere Seite der Couch, damit ich mein Bett herrichten kann. Während ich liegend mein Buch las arbeitete er am Computer bis 21 Uhr und dann ging er auch schlafen.

Die Puzzleteile habe ich aufgeräumt. Mit der Schachtel in der Hand betrete ich das Wohnzimmer und gehe auf das Regal zu, um die Schachtel darauf zu legen. Dann gehe ich ins Schlafzimmer und ziehe meine Pyjama an. Ich hole noch mein Kissen und Decke und gehe zurück ins Wohnzimmer. Serkan schaltet gerade den Fernseher aus und legt die Fernbedienung auf den kleinen runde Tisch. Er setzt sich auf die andere Couchseite. Während ich mein Bett herrichte, ist er am Handy. Als ich fertig bin und mich hinsetze steckt er sein Handy weg und sieht mich, nach den zwei Wochen zum Ersten mal, an. Schnell senke ich mein Blick auf meine Hände. Eine kurze Stille herrscht, dann räuspert er sich. "Am Montag ist dein erster Schultag." Ich sehe an ihm vorbei zum Fenster "Ich weiß. Meine Mutter hat mir gesagt, dass du alles organisiert hast." Unsicher lasse ich mein Blick durch den Raum gleiten. "Ich kenne den Direktor der Bulut Hochschule. Er hat mit deiner alten Schule alles geklärt. Ich werde dich jeden Tag zu Schule und wieder nach Hause fahren." Ich sehe ihn mit geweiteten Augen an, in der Hoffnung, dass er sich nur ein Scherz erlaubt. Leider nicht. Er sieht mich ernst und sicher an. "Ist das dein Ernst?" frage ich unsicher.

"Ja." Ich zucke von seinem Tonfall. "Ich kann auch alleine fahren und außerdem arbeitest du länger, wie willst du mich den abholen?" versuche ich ihn zu überreden. Er sieht mich kalt an. Ohne Emotionen. "Mein Vater wird nichts dagegen haben." er steht auf bevor ich was erwidern kann und verschwindet im Schlafzimmer. Ich bin alt genug alleine zur Schule gehen zu können. Okay, neue Stadt, ich kenne mich hier nicht aus aber ich bin 20 Jahre alt. Ich würde das irgendwie schaffen. An schlaf ist jetzt auch nicht mehr zu denken. Ich nehme mir mein E-Book zur Hand und lese mein Buch weiter.

Am nächsten Morgen stehe ich früh auf. Zum Frühstück bereite ich zwei Spiegeleier vor. Eins mit Sucuk für Serkan und eins ohne. Serkan betretet die Küche, als ich die Gläser mit Tee an den Tisch stelle. Frisch geduscht mit nassen Haaren setzt er sich hin. Ich tu es ihm nach und setzte mich gegenüber von ihm hin. "Serkan, ich möchte nicht, dass du mich zur Schule fährst, wie ein kleines Kind." Er seiht mich an und nimmt einen schluck von seinem Tee. "Ich möchte alleine hingehen." Er stellt sein Glas ab. "Ich habe dich nicht gefragt, was du möchtest." Mit seiner Gabel pickst er in eine schwarze Olive. "Dann werde ich dich nicht um Erlaubnis fragen." sage ich gereizt. Er legt seine Hände auf den Tisch und sieht mich an. "Wie war das?" Seine Stimme klingt normal ruhig. "Ich werde dich nicht um Erlaubnis fragen." sage ich unsicher. "Wieso?" fragt er gelassen. Ein komisches Gefühl der Panik überkommt mich. Ich schlucke den Kloß in meinem Hals runter. "Serkan." meine Stimme klingt sicher aber das bin ich nicht. Er ballt seine rechte Hand zu einer Faust. "Ich sagte wieso?" wird er lauter. Meine Hände fangen an zu zittern und meine Kehle ist trocken. Ich bekomme kein Ton raus. Als ich nicht antworte, schlägt er mit der Faust auf den Tisch. "Wieso?" Seine Kiefer ist angespannt und er beobachtet mich mit den eiskalten Augen.

Meine Augen brennen. Ich kann hier nicht länger bleiben. Ich stehe auf und dreh mich um. Bevor ich auch nur einen Schritt machen kann, packt er mich am Arm und zieht mich zurück. „Hast du schon vergessen, was ich dir im Hotelzimmer gesagt habe?" sagt er rau. Ich beiße meine Zähne zusammen, da er mehr druck auf meinem Arm ausübt. „Ich kann dir dein Leben schneller zur Hölle machen, als du es dir erahnen kannst!" Ich versuche mein Arm aus seinem Griff zu entfernen. Als er noch mehr Druck ausübt sehe ich ihn ebenso kalt an. "Mein Leben ist schon zur Hölle geworden, als mein Vater sagte, dass ich dich heiraten werde!" keife ich ihn an und ziehe meinen Arm mit Schwung aus seinem Griff. Ich verlasse die Küche und renne ins Bad. Im Bad schließe ich die Tür ab und lehne mich dagegen. Ich rutsche zu Boden und weine mir die Seele aus dem Leib. Mein Leben ist die reinste Hölle.
Durch ein Knall zucke ich zusammen. Er hat die Wohnung verlassen.

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A Promise About UsWhere stories live. Discover now