37. Kapitel ≫Krankenhaus≪

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Serkan

Ich parke das Auto und gehe auf die Beifahrerseite. Langsam öffne ich die Tür und schnalle sie ab. Ich trage sie hoch und gehe mit schnellen Schritten auf das Krankenhaus zu. Am Eingang kommen schon Krankenpfleger auf mich zu. „Sie hat hohes Fieber."  sage ich. "Folgen sie mir." sie geht voraus. In einem Untersuchungszimmer lege ich sie auf die Liege. Plötzlich greift sie nach meiner Hand und hält sie fest. Irritiert schaue ich auf auf ihre Hand, die meine festhält.

Wie konnte das passieren? Die Krankenpflegerin legt ihr eine Infusion an. Asli hat ihre Augen immer noch geschlossen, drückt meine Hand aber fester, als die Nadel eingeführt wird. Ein Arzt betritt den Raum. "Doktor Neumann." Sagt er und hält mir seine Hand hin. "Sie hat sich paar mal übergeben müssen und ihr Fieber ist gestiegen. Ich habe ihr Ibuprofen gegeben. Dann hat sie geschlafen. Sie ist schweißgebadet und zitternd aufgestanden, da habe ich sie sofort hergebracht." erkläre ich dem Arzt. „Sie sind?" fragt er. „Ich bin ihr Mann." sage ich nach kurzer Pause.

Nach der Untersuchung bringen sie Asli raus. Ich lasse ihre Hand los und die Ärzte bringen sie weg. "Wir müsse sie ein Tag hier halten. Sie wird bis morgen früh einen Tropf haben, damit sich ihr Fieber wieder senkt. Sie ist im Raum 226." Ich bedanke mich bei ihm und verlasse den Raum. Ich nehme die Treppen und steige sie hoch. Im zweiten Stock gehe ich in den linken Flur und öffne die Zimmertür 226.

Ich gehe auf sie zu. Das ist meine Schuld. Wäre ich nicht so schnell gefahren, würde sie jetzt nicht mit hohem Fieber hier liegen. Sie geht mir auf dir Nerven. Sie hat den Mut mich anzuschreien und gleichzeitig hat sie auch Angst vor mir. Sie hört nicht auf mich. Das macht mich wahnsinnig aber ich muss ehrlich sein, es gefällt mir, wie sie sich gegen mich stellt. Bis jetzt hat sich nie ein Mädchen gegen mich gestell. Ich schiebe den Stuhl näher an das Bett. Mit den Ellenbogen auf den Knien beobachte ich sie, während sie schläft.

Ich kann von Glück reden. Sie ist hübsch und sie kocht fast genauso gut, wie meine Mutter. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich gezwungen wurde sie zu heiraten. Ich hatte nie vor zu heiraten. Mein Leben war perfekt. Mit den Jungs abhängen. Ab und zu in der Shisha Bar chillen.

Als diese eine Sache passiert ist, wurde ich so oft unter Druck gesetzt, ständig kontrolliert und wie ein Kleinkind behandelt. Erst seit einem Jahr kann ich wieder atmen. Mein Club und Bar Leben musste ich in der Vergangenheit lassen. Das hatte es nur schlimmer gemacht. Aber das war mir egel. Ich wollte einfach nur noch in Ruhe gelassen werden. Und genau dann, als ich dachte mein Leben wieder in Ruhe leben zu können, wird mir gesagt, dass es Zeit wird zu heiraten. Ich verstehe immernoch nicht, warum man über kleine Kinder einen Versprechen geben kann. Ich lehne mich zurück und verschränke die Arme vor der Brust.

Etwas vibriert in meiner Hosentasche. Ich öffne meine Augen und fahre mit der Hand übers Gesicht. Ich muss gestern eingeschlafen sein. Wieder vibriert es in meiner Tasche. Ich hole mein Handy raus und gehe ans Fenster. Mein Vater. „Günaydin Baba." (Guten Morgen Vater.) sage ich mit rauer Stimme. „Neredesin? Saat kaç oldu daha gelmedin." (Wo bleibst du? Hast du auf die Uhr geschaut?) regt sich mein Vater auf. „Hastanedeyim." (Ich bin im Krankenhaus.) antworte ich knapp. „Ne oldu? İyi misin?" (Was ist passiert? Geht es dir gut?) Ich schnaufe. „Ben değil. Asli-" bevor ich mein Satz zu Ende sagen kann, unterbricht er mich. „Was hast du getan? Geht es ihr gut? Soll ich deine Mutter rufen?" fragt er aufgebracht. „Nein! Wieso ich?" meine Wut steigt.

Wieso kriege ich die Schuld? Ja es war meine Schuld aber das er gleich davon ausgeht, ich hätte was gemacht, lässt meine Wut noch mehr steigen. „Sie hat in der Nacht Fieber bekommen." mein Vater atmet hörbar aus. „Geht es ihr besser?" fragt er ruhiger. „Ja. Sie schläft noch aber sie muss heute noch da bleiben zur Untersuchung." Ich fahre mir durchs Haar. „Okay. Bleib bei ihr. Wenn was ist, ruf mich an." In seiner Stimme ist die Erleichterung deutlich zu hören. Was heißt ^bleib bei ihr^? Denkt er ernsthaft ich würde sie hier alleine lassen und mich verpissen?

Er verabschiedet sich und legt auf. Ich pack das Handy wieder weg und drehe mich um. Asli richtet sich auf und stöhnt dabei. Mit zwei Schritten bin ich bei ihr. „Bleib liegen." Ich lege meine Hand auf ihre Schulter. Sie sieht mich verwirrt an, dann sieht sie sich im Zimmer um und bleibt bei dem Tropf hängen. „Geht es dir besser?" frage ich vorsichtig.

Sie sieht mich wieder an. „Tu nicht so, als würdest du dir sorgen machen. Das ist deine Schuld." faucht sie mich an. Ist das ihr ernst? Ich atme hörbar aus und lasse mich auf den Stuhl fallen. Sie sieht die das Verband auf ihrer Hand, in der die Nadel vom Tropf hängt und verzieht das Gesicht. Eine Krankenpflegerin betritt den Raum und lächelt Asli an. „Guten Morgen Frau Candemir. Wie fühlen sie sich?" fragt sie und messt ihren Fieber. „Gut." antwortet Asli.

„Perfekt. Ihre Körpertemperatur ist wieder normal. Ihr Fieber ist gesunken. Ich werde ihnen den Tropf abnehmen und wenn der Doktor vorbeigeschaut hat dürfen sie entlassen werden." Die Krankenschwester lächelt sie an. Unsicher senkt Asli ihren Kopf auf ihre Hand, sieht die Helferin wieder an und dreht ihren Kopf zu mir. Hat sie etwa Angst vor der Nadel? Ich lasse es mir nicht ansehen aber innerlich muss ich lachen. Die Helferin macht ihr das Verband ab und Asli dreht ihren Kopf zu mir und funkelt mich wütend an. Meine Mundwinkel zucken und ich grinse sie an.

Sie krallt unauffällig ihre Hand in die Matratze, während die Nadel entfernt wird. „So, das haben wir auch geschafft. Nur noch ein Flaster." Die Helferin klebt ihr einen kleinen pinken Pflaster mit einer Fee drauf. „Ich wünsche Ihnen Gute Besserung." sagt die Krankenschwester und verlässt das Zimmer.

„Hast du wirklich Angst von Spritzen?" frage ich sie mit einem fetten Grinsen. Sie steht auf und kommt auf mich zu. „Nein! Du solltest mal Autofahren lernen." sie schubst mich an der Brust nach hinten. „Wieso sollte ich? Mein Auto meine Grenze." Ich gehe ein Schritt auf sie zu. Wir stehen uns sehr nah. „Du- ... Ich hasse dich." zischt sie und will mich wieder wegschubsen aber ich komme ihr entgegen und packe ihre Handgelenke. „Ich habe nie was anderes behauptet." raune ich ihr zu. Ihre Kastanienbraunen Augen schauen tief in meine. In ihren Augen ist etwas, dass ich nicht zuordnen kann. Etwas schönes, dass mich irritiert.

Plötzlich kommt der Arzt rein und Asli schubst mich von sich und geht zusätzlich zwei Schritte weiter weg. „Frau Candemir." Es müsste mir egal sein aber es gefällt mir, dass man sie mit meinem Namen anspricht. „Wie ich sehe geht es ihnen besser." Asli lächelt den mitte 40 Jahre alten Mann an. „Sie sollten sich zu Hause etwas ausruhen. Ihre Infusion wurde auch abgemacht. Dann gibt es nichts mehr, das sie hier hält." der Doktor hält ihr die Hand hin.

„Dankeschön Doktor Neumann." Asli schüttelt seine Hand. Der Arzt zieht sie etwas näher und hebt sein Zeigefinger. „Schön ausruhen Frau Candemir. Ich wünsche ihnen einen schönen Tag." Er lässt sie los und schüttel dann auch meine Hand. Wir verlassen das Krankenhaus und steigen ins Auto. Als wir sitzen holt Asli ihr Handy raus, weil sie eine Nachricht bekommen hat. Sie dreht ihren Kopf zu mir und sieht mich wütend und verletzt an.

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