25. Kapitel ≫Geburtstag≪

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„Arzu, gibst du uns zwei Minuten." ertönt die Stimme meiner Schwiegermutter. Sie möchte mit mir alleine reden. Ich kann schon ahnen, wie diese Unterhaltung ablaufen wird.

Meine Schwester entfernt sich von mir. Ich jedoch rühre mich nicht vom Fleck. Mit einem leichten Lächeln verlässt sie den Raum und schließt die Tür hinter sich. Jetzt sind nur noch Sevgi Anne (Mutter) und ich im Zimmer. Mit langsamen Schritten setze ich mich auf mein Bett und wische mir die Tränen weg.

Meine Schwiegermutter setzt sich neben mich. „Ich weiß, dass du jetzt keine leichte Zeit durchmachst ..." sagt sie langsam „aber genau das ist es eine Zeit, die vergehen wird." Als Antwort nicke ich leicht ohne mein Kopf zu heben. „Serkan ist jetzt vielleicht kalt zu dir aber auch er trägt die Maske, die fallen wird, wenn er dich erstmal kennenlernt. Ich kenne meinen Sohn er kann nett sein. Aber es wird etwas dauern, dass ist mit klar. Er ist Stur, kann egoistisch sein und manchmal auch die Kontrolle verlieren aber er gibt den Personen, die er liebt und ihm was bedeuten viel Wert."

Ich hebe mein Kopf und sehe sie ungläubig an.
Sie lächelt mich an „Und du wirst auch zu den Personen gehören, die er liebt. Es ist nur eine Frage der Zeit." Sie steht auf und legt ihre Hände auf meine Wangen. „Ich weiß nicht was Vorgefallen ist. Was passiert ist, dass du weinend hochgelaufen bist aber jetzt wisch dir deine Tränen weg und komm mit runter. Das Frühstück wartet nicht lange." Sie wischt mir meine Tränen mit dem Daumen weg und ich steh auf. Sie legt ihre Hände auf meine Schultern und sieht mir tief in die Augen. „Wenn er wieder etwas machen sollte brauchst du dich nicht von mir zurück halten, nur weil ich seine Mutter bin. Du kannst immer zu mir kommen vergiss das nicht." Ich ziehe sie an mich und drücke sie fest. „Danke, Anne" (Mutter) flüstere ich.

Das erste mal, dass ich zu ihr Mutter gesagt habe. Sie drückt mich fest, um mir zu sagen, dass es ihr etwas Bedeutet. Wir lösen uns und sie verlässt mein Zimmer.

Um zu verarbeiten, was gerad passiert ist, bleibe ich noch eins bis zwei Minuten mitten im Raum stehen.
Mit langsamen Schritten verlasse ich das Zimmer und geh rüber zum Bad. Ich sperre die Tür zu und halte mich am Waschbecken fest. Ich klatsche mir einmal... zweimal... und ein letztes Mal Wasser ins Gesicht. Ich atme tief ein dreh mich um und verlasse das Bad.

Unten in der Küche sitzen alle schon am Tisch. Mein Vater sitzt am Rand gegenüber meinem Schwiegervater, daneben sitzt Serkan und Kerem sitzt neben meinem Vater. Neben Kerem sitzt Arzu mit Alper auf dem Schoß. Meine Mutter und Sevgi Anne kommen dazu und meine Mutter setzt sich neben Arzu und Sevgi Anne setzt sich neben Serkan aber lässt ein Stuhl dazwischen frei. Sie lächelt mich an. „Asli kizim, komm setz dich."

Ich blicke noch einmal in die Runde und stoppe bei Serkan. Er sieht mich kalt an. Ich schlucke den Kloß in meinem Hals runter und gehe an den letzten freie Stuhl neben ihm.

Seit einer halben Stunde sitzen wir am Tisch. Während dem Essen unterhalten sich alle. Die Männer reden über irgendein Auto, dass sich Kerem Eniste (Onkel) kaufen möchte aber immernoch nicht sicher ist. Meine Schwester und Mütter reden über die Einrichtung der Wohnung.

Der ein oder andere nimmt noch etwas auf sein Teller, während meins leer vor mir liegt. Der Tisch ist voll. Verschiedene Marmeladen, gekochtes Ei, Menemen, ein türkisches Gericht, dass meistens zum Frühstück gegessen wird. Es enthält Eier, Tomaten, grüne Paprika, Peperoni und Zwiebeln mit Gewürzen. Dazu gibt es noch zum trinken schwarzen Tee.

„Asli du hast nichts angerührt." bemerkt meine Schwester und lenkt die Aufmerksamkeit meiner Mutter und Sevgi Anne auf mich. „Benim güzel Kizim niye böyle yapıyorsun? Hiç yakışıyor mu sana? Bugün günlerden en mutlu günün olması lazım." (Warum machst du so mein schönes Mädchen? Das steht dir garnicht. Heute sollte dein glücklichster Tag sein.) redet mir meine Mutter zu. Mein glücklichster Tag? Eher mein Alptraum.

Sevgi Anne legt mir etwas von dem Menemen auf mein Teller und legt mit ein Brot dazu. Ich bedanke mich mit einem leichten Lächeln. Erwartungsvoll sehen sie mich an. Ich blicke auf mein Teller und greife nach dem Brot reiße mir ein Stück ab tupfe es in das Menemen und nehme es mir anschließend in den Mund. Langsam kaue ich drauf und die Frauen lächeln mich stolz an. Sie fangen wieder an zu reden und ich schlucke das Stück runter.

Für ein zweites Stück fehlt mir der Appetit. Mit meiner Gabel rühre ich in dem Menemen rum.
Serkan bückt sich zu mir und wie auf druck spannt sich mein Körper an. Meine Atmung wird schneller und die Angst wieder etwas falsch gemacht zu haben steigt. „Iss was! Wir haben eine lange fahrt vor uns." flüstert er mir zu.

Mit zitternden Händen reiße ich noch ein Stück vom Brot und esse mein Menemen auf. Serkan hat mir immer wieder Blicke zugeworfen bis mein Teller fertig war. Ich nehme ein letzten Schluck von meinem Tee, als es an der Tür klingelt.

Ich stehe fragend auf und gehe zur Tür. Als ich sie öffne steht eine breit grinsende Emy vor mir und hält eine mit Kerzen geschmückte Torte in den Händen.

„Doğum günün kutlu olsun Aslı.
Yeni yaşın mutlu olsun Aslı.
Bir Dilek tut gerçek olsun Aslı.
İyi ki varsın iyi ki doğdun Aslı."
( Geburtstagslied auf türkisch)

„Doğum günün kutlu olsun canım arkadaşım" (Alles gute zum Geburtstag beste Freundin)
Meine Tränen steigen mir in die Augen und finden den Weg nach draußen. Wie konnte ich das nur vergessen? Heute ist mein zwanzigster Geburtstag. Durch den ganzen Stress hab ich es vergessen. Aber es ist ein Geburtstag, es ist mein Geburtstag und sowas kann man doch nicht vergessen oder?
Anscheinend schon, denn ich habe es vergessen.

„Nicht weinen Aly. Wünsch dir was und puste die Kerzen aus." ich blicke in den blauen Himmel. Keine spur mehr vom Regen heute morgen. Die Sonne scheint zwischen den Wolken nur der Boden und die Wiese ist noch etwas nass. Ich schließe meine Augen und wünsche mir, dass das alles bald ein Ende finden soll. Ich öffne meine Augen und puste die Kerzen aus. Hinter mir wird geklatscht. Ich dreh mich um und alle die eben noch am Tisch saßen sind jetzt hinter mir und klatschen.

Arzu nimmt die Torte von Emy ab und ich nehme sie gleich darauf in die Arme. Wir drücken uns gegenseitig fest. Nach einer langen Umarmung trennen wir uns und ich dreh mich um. Wir gehen zurück ins Wohnzimmer. Nach der Reihe gratuliert mich meine Familie und umarmt mich. Auch mein Onkel Kerem und meine Schwiegereltern gratulieren mir mit einer Umarmung. Nachdem ich alle außer natürlich Serkan umarmt habe setzen wir uns auf die Couch. Serkan ist nicht da. Wahrscheinlich ist er weg gegangen, weil es nicht dabei sein wollte.
„Eigentlich wollten die Hochzeit nach deinem Geburtstag feiern aber jetzt ist es so geworden." sagt meine Mutter.

Meine Schwiegermutter gibt mir eine kleine hübsch dekorierte Tüte. Ich bedanke mich zum zweit mal bei ihr mit einer Umarmung. „Ein Geschenk von deinen Schwiegereltern" lächelt mich Sevgi Anne an.

Ich werfe ein blick in die Tüte. Eine kleine pinke mit Blumen designte Box. Ich nehme sie raus und öffne es. Mir stockt der Atem.

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