Larry - Summer love [deut]

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"Manche Eltern verkorksen ihre Kinder, indem sie sie dazu zwingen, sich anzupassen und ihre Besonderheiten zu verleugnen. Bei meiner Mum und mir ist das genaue Gegenteil der Fall. Sie ist so erpicht darauf gewesen, dass ich mich frei entfalten kann, dass ich irgendwann in der Pubertät aus Trotz dagegengeseteuert habe... Weißt du, mein Dad war schwul und hat sich das Leben genommen, weil er nicht akzeptiert wurde. Deshalb hat meine Mutter mein Leben lang bei jeder Gelegenheit erwähnt, dass sie mich unterstützt, wenn ich schwul bin, oder was auch immer ich über mich herausfinden sollte. Das ging mir irgendwann zu weit. Es hat sich angefühlt, als würde sie mich nur noch unterstützen, wenn ich schwul werde, und in meinen rebellischen Jahren habe ich mich damit überhaupt nicht zurechtgefunden."

Er sah mich eine Weile lang an und wandte sich dann wieder dem wolkenlosen Himmel zu. "Darf ich was gemeines sagen?" Ich stieß die Luft wie ein kurzes Lachen durch die Nase aus und gab ihm damit das Okay. "Das ist Meckern auf hohem Niveau." Ich lachte los und drehte meinen Kopf zu ihm. Das Gras piekste in meine Wange. "Okay, okay, ich weiß, das klingt nach typischen 'verwöhntes Kind ertrinkt in Liebe' - Problemen. Aber stell dir das vor, 18 Jahre lang zu hören, dass es auch wirklich in Ordnung ist, wenn du schwul bist, Louis. Ich liebe dich dann genauso wie vorher, du kannst es mir sagen! Es hat sich angefühlt, als müsste ich mich als hetero outen!" Wir lachten beide und sahen uns dabei für einen Moment an. Dann starrte ich wieder den Baumkronen am Rand meines Sichtfeldes entgegen. "Also. Ich bin verkorkst, weil ich 5 Jahre lang aus Trotz vorgespielt habe, hetero zu sein. Aber was ist mit dir?"

Er schmunzelte mit einem nachdenklichen Blick und drehte dann wieder seinen Kopf zu mir. "Hmmm... nein, mir fällt nichts ein. Ich bin perfekt." Ich stieß ihm in die Seite und wir lachten wieder. "Schon gut! Schon gut. Also neben der offensichtlichen 'konservativer Vater und schwuler Sohn'- Komplexe bin ich ziemlich verkorkst, was meine Beziehung zu allem auch nur nahezu Gefährlichen angeht." Ich drehte mich zu ihm, diesmal mit dem ganzen Körper, und hielt für einen kurzen Moment den Augenkontakt. "Und wieso?" Er lächelte nur ein halbes Lächeln und atmete tief durch, als atmete er ein Gewicht von seiner Brust, das zwar nicht allzuschwer, aber doch nicht leicht war.
"Meine Mum, aber vor allem meine Grandma haben mich und meine Schwester von allem ferngehalten, was uns ansatzweise gefährlich werden konnte. Ich bin mit 7 zum ersten Mal in einem Auto gefahren, als ich der Fahrgemeinschaft zur Schule beigetreten bin. Ich schwöre dir, ich war der einzige Junge meiner Klasse, der sich nie geprügelt hat. Auch in der Middle School nie. Ich hab diese Ängste erst durch ne Therapie in der Highschool überwunden." Ich lächelte. "Du bist mit dem Auto hergefahren.", stellte ich leise fest. Er nickte und lächelte ebenfalls.

Wieder wurde es still. Die Blätter rauschten leise und die Sonne fühlte sich so warm auf meiner Haut an wie eine wohlige Decke. Ich könnte ewig hier liegen, dachte ich. Mit ihm neben mir, einfach redend. Eine Ameise krabbelte über meinen Unterarm, der meinen Kopf stützte, und ich ließ sie einfach passieren. Mein Herz lächelte mit, wenn meine Mundwinkel sich hoben. So viel Glück hatte ich noch nie auf einmal empfunden.

"Denkst du manchmal über ihn nach?", fragte Harry, aber behielt sein Lächeln im Gesicht. "Deinen Vater meine ich." Normalerweise hätte mich das Thema verstimmt, aber irgendwie fiel es mir in diesem Augenblick ganz leicht. "Nein. Nicht mehr so oft wie früher jedenfalls. Ich habe mich oft gefragt ob er weiterleben hätte wollen, wenn er mich gekannt hätte. Aber es bringt mir nichts, solche Fragen zu stellen. Meine Eltern waren beide sehr jung und mein Dad war überfordert und allein... es waren andere Zeiten. Ich bin nur froh, dass es jetzt nicht mehr so sein muss." Harry nickte, als stellte meine Antwort ihn zufrieden. Wir sahen uns wieder eine Weile lang an, und unser Lächeln wuchs dabei immer weiter, bis ich irgendwann ein glückliches Lachen hervorbrachte und er miteinstieg.

"Du bist ein komischer Junge, Louis.", stellte Harry fest und ich spürte mit Verwunderung, dass er meine Hand in seine nahm. Schnell sah ich dort hin, um es genauso mit den Augen verfolgen zu können, wie ich es mit dem Herzen tat. "Wieso das?", fragte ich lächelnd. Er schloss die Augen und drehte das Gesicht wieder zur Sonne. Sein Gesicht strahlte. Schön war gar kein Ausdruck. Es ging nicht um Schönheit, sondern um ein Gefühl, das sich in mir ausbreitete, wenn ich ihn sah. Das war Leben. Das war  Zugehörigkeit. Oh Gott, wie lange ich nach dieser Zugehörigkeit gesucht hatte. Mein ganzes Leben.

"Weil du über deinen toten Vater sprichst und in der nächsten Sekunde anfängst zu lachen, als wärst du der glücklichste Mensch der Welt." Ich drückte seine Hand und grinste weiter vor mich hin. "Aber ich bin der glücklichste Mensch der Welt. Ich muss den Tod meines Vaters nicht betrauern. Ich kannte ihn nicht. Ich betrauere die Umstände." Ich hob meinen Oberkörper und streckte meinen Arm aus, sodass unsere Hände nun ein Stück weit von uns weg gestreckt im Gras lagen. Dann rollte ich mich auf den Bauch, Harry entgegen. Er beobachtete mich schmunzelnd. "Und ich bin der glücklichste Mensch der Welt, weil ich hier mit dir liegen und über unsere verkorksten Persönlichkeiten reden kann." Er beugte sich ein kleines Stück vor und ich hob ihm meine Wange hin, sodass er darauf einen Kuss platzieren konnte.

"Okay.", sagte er dann, löste seine Hand aus meiner und bot mir an, mich in seinen Arm zu legen. Natürlich nahm ich an. Wir lagen eine Weile still da und genossen die Nähe des anderen, bis die ersten Regenwolken auf den Himmel zogen. Dann packten wir zusammen und traten den Rückweg über die Lichtung zurück zum Feld und danach den Berg hinab Richtung Parkplatz an. Als wir gerade das Feld durchkämmten, begannen die ersten großen, schweren Tropfen zu fallen und wir rannten zur Hütte am Berghang, die einige Minuten entfernt lag. Nass und abgekühlt drängten wir uns aneinander unter das Vordach.

"Wenn du nicht so schön wärst, würde ich das jetzt bedauern.", schrie mir Harry über das laute Prasseln des Platzregens zu und wir verbrachten die nächsten 20 Minuten damit, diese Aussage zu besprechen und Muskelkater in den Wangen vom Lächeln zu bekommen.
Als der Regen abklang rutschten wir den jetzt völlig schlammigen Weg zum Parkplatz hinunter.
Mit tropfenden Haaren, roten Wangen und breitem Grinsen, nassen Klamotten und einer braunen Schlammschicht von den Knien bis zu den Zehen, standen wir an seinem Auto und er kramte den Autoschlüssel aus seiner Hosentasche. Wir lächelten uns noch eine Weile lang an, bis er sagte: "Ich muss los. Ich werde dich anrufen, versprochen." Ich glaubte ihm. Er hatte auch das letzte Mal angerufen. Und das Mal davor. Und die Male davor. "Okay. Fahr vorsichtig. Und schreib mir, wenn du Zuhaue bist." Er lächelte noch breiter und ich zog ihn in die übliche Umarmung zum Abschied, bei der ich sonst immer seinen Duft in mich aufsog. Doch heute roch er nach Regen und Gras und ein wenig Sommer. Ich atmete etwas tiefer ein als sonst. Als wir uns lösten, nahm er, bevor ich etwas tun konnte, mein Gesicht in seine Hände, und küsste mich zärtlich.

"Bis bald, Louis."

Er nahm mein Herz mit, als er wegfuhr. Während ich zu meinem eigenen Wagen schlenderte, dachte ich mir, was für ein Glück ich hatte. Und dass ich nie wieder einen so schönen Sommertag erleben würde.

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Wholesome Summer love feeling for my precious readers :)

Unkontrolliert, einfach aus einem Gefühl raus runtergeschrieben.

Nein, ich bin immer noch Single.

Ja, so wünsche ich mir, das meiner Sommer aussieht.

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AOF

One Direction: Another OS BxB - Book (80% Larry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt