Larry~ Genderfluid PT.2 (deut.)

4.5K 202 58
                                    

Wollt ihr mehr englische OS oder lieber noch mehr deutsche?

~~

Mürrisch folgte ich Harry die Treppe hinunter und verschränkte die Arme vor der Brust. Gestern noch hatte ich einen Jungstag gehabt und Harry versprochen, mir für das Konzert heute meine Jungsklamotten anzuziehen, aber heute sah das Thema ganz anders aus.

Liam begrüßte uns in der Empfangshalle des Hotels. Unsere Koffer waren schon verladen, alles verstaut und reisefertig verpackt. "Hey ihr Homos!", grinste er und Harry schmunzelte. "Heute sind wir ganz und gar hetero, mein Lieber. Außerdem... sag etwas nettes zu Louis'  Outfit. Sie hat schlechte Laune." Mürrisch rümpfte ich die Nase. "Ein bisschen Schmeicheleien und Komplimente helfen dir auch nicht, Styles.", entgegnete ich und stellte mich nah vor ihn. "Du weißt, wie ich mich fühle, wenn du mich dazu zwingst!"
Niall kam dazu und wollte etwas sagen, wurde aber von Liam davon abgehalten. "Ehekrach im Hause Stylinson!", hörte ich ihn flüstern und drehte mich sofort zu ihm um. "Sei bloß still! Ihr versteht es einfach nicht, es ist nun mal eine große Sache, ob ich mich an einem Mädchentag wie ein Mädchen anziehen kann oder nicht! Ich hasse dieses ewige verstecken!" Mit diesen Worten stürmte ich Richtung Ausgang und in den Tourbus. Den vielen Fans schenkte ich ein kurzes Lächeln und ein Winken, dann verschwand ich im Bus.

Mit noch schlechterer Laune ließ ich mich dort auf mein Etagenbett im hinteren Teil fallen und drehte den schmalen Ring an meinem Finger.

Seit zwei Jahren wussten dir Jungs von meinem Geschlecht, und schienen es immer noch nicht zu begreifen. Ich war ihnen nicht böse, sie handelten instinktiv, aber sie wussten eben nicht, wie sich "Dann zieh einfach andere Klamotten an" für mich anfühlte. Die ganzen Mädchen, die einen maskulineren Style hatten fühlten sich dabei nicht wie ich: Sie lebten sich damit aus, ich wollte mich mit typischen Mädchenklamotten ausleben. Ich wollte mich nicht so unwohl in meiner Haut fühlen, wie ich es jahrelang an Mädchentagen getan hatte.

Aber die Band aufgeben? Nie im Leben! Es gehörte doch zu mir... Aber die ganze Genderfluid- Sache nunmal auch. Noch gestern hatte ich mich männlich gefühlt, mit Boxer, lässiger Jogginghose und meinem Lieblings Shirt als Junge. Den Tag davor hatte ich ohne definiertes Geschlecht verbracht und hatte mit Harry einen Film geschaut. Und der Tag davor war ein Jungstag gewesen, Harry und ich waren in der Stadt und...
wieder drehte ich den Ring an meinem Finger.
... Harry hatte mit mir im Park Fußball gespielt, wir hatten uns einen ruhigen Ort gesucht und Pizza gegessen und flüchteten schließlich vor Fans. Ein normaler Date- Tag. Aber dann, Zuhause... dieser Moment, als er auf seine Knie fiel... was er alles gesagt hatte, um mir seine Liebe zu beweisen... wie er mir zitternd den Ring präsentiert hatte... gerade schlicht genug, um ihn als Junge tragen zu können, aber auch dünn genug, um als Mädchen feminin damit zu wirken. Und die kleinen Steine störten mich in keinem meiner Geschlechter.

Natürlich hatte ich Ja gesagt.

Drei Tage war es her, und wir hatten noch nichts gesagt. Der Ring fiel kaum auf, nur der häufige Sex, den wir seither hatten, könnte auffällig wirken... an Jungstagen toppte ich ihn lieber, an Mädchentagen war ich unterwürfig, und an neutralen Tagen... ein bisschen Handarbeit war schon drin.

Die Verlobung schien uns dauer- geil zu machen, und ich hoffte, dass es bald wieder etwas abebbte, denn es war schwierig, sich zu zügeln.

Harry betrat den Bus und kam zu mir. Seufzend kniete er sich vor mich. "Lou, du weißt, dass ich dich nicht unterdrücken will. Ich will, dass du sein kannst, wie du bist und wer du bist, und wenn du ein Mädchen bist, dann gefälligst ein wunderschönes Mädchen in deinen Lieblingsklamotten. Aber du kennst die Regel: kein Mädchen- Louis auf der Bühne. Glaub mir, ich würde dir das ersparen, wenn ich könnte. Ich liebe dich doch." Ich lächelte sanft und drehte mich weg, damit er es nicht sah, doch sein Lachen zeigte mir, dass er das nur süß fand und damit gar nichts bezweckte. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich liebevoll. "Kriegen wir das irgendwie hin?", fragte er dann und ich nickte langsam. "Ich denke schon, ja. Vielleicht... kann ich mich in der Pause ja umziehen. Und wenn ich ein paar meiner neutralen Sachen anziehe... Die Stylistin wird mir schon was gutes raussuchen, sie kennt meine Mädchentage ja." Harry nickte und küsste mich erneut. "Tut mir leid, Babygirl. Ich hätte einfühlsamer sein sollen, ich weiß doch, wie du dich fühlst."

Damit war der Ärger wie weggeblasen.
Achso, apropos blasen...  in der Pause der Show trieben wir es Backstage. Was soll ich sagen, frisch verlobt eben!

~

Völlig außer Puste zog ich mir die verhassten Jungsklamotten wieder an, die Harry mir vom Leib gerissen hatte. Meinen Ring sammelte ich vom Boden auf und fuhr mir dann noch ein paar Mal durch die Haare. "Du hast einen viel zu geilen Arsch, Lou.", seufzte Harry hinter mir, während auch er sich wieder anzog. Ich schmunzelte. "Bald kannst du sagen, dass du mit diesem geilen Arsch verheiratet bist." In diesem Moment ging die Tür auf. Erschrocken zog Harry sich sein T-shirt über und richtete schnell seine Haare. "Verheiratet?", fragte Niall, der in den Raum geplatzt war. 
"Niall, schon mal was von anklopfen gehört?", fragte Harry mit hochrotem Kopf, während er versuchte, Niall wieder rauszuschieben. "Hey, warte mal!", wehrte dieser sich und machte so den vorbeigehenden Zayn auf sich aufmerksam. "Ich hab gehört, das Louis was von heiraten gesagt hat!" Zayn kam sofort zu und und Harry gab es auf, die Tür schließen zu wollen. "Was hat er gesagt?" "Sie!", verbesserte ich sofort. "Oh, Entschuldigung, ich bin es noch vom der Bühne gewohnt. Was hat sie gesagt?", wiederholte Zayn.
"Leute, hier seid ihr, wir müss- was ist denn hier los?", fragte der von hinten kommende Liam schließlich und wurde von Zayn und Niall über die Situation aufgeklärt. "Heiraten?!", brach er schließlich heraus. "Seid ihr verlobt?"

Harry und ich sahen uns an. Dann lächelten wir und ich hob meine rechte Hand mit dem Verlobungsring in die Höhe. "Ja, sind wir." Und in dem Moment, in dem unsere besten Freunde sich für uns freuten und uns gratulierten, wurde uns klar, dass wir, wenn wir mich schon nicht als Mädchen auf die Bühne gehen lassen konnten, heute noch etwas anderes tun sollten.
Und während dem letzten Song des Abends ließen wir einen Vers weg, traten mit einer Regenbogenflagge nach vorne, und ich sagte:

"Falls mich heute noch jemand fragt, ob ich vorhabe, jemals zu Heiraten, dann werde ich ihm diesen Ring zeigen, und sagen, dass Harry mein Traummann ist. Diese Liebe, die wir erleben dürfen, ist so besonders und wunderschön... Ich... Ich finde keine Worte dafür. Ich kann nur danken, und jedem einzigen LGBTQIA Fan Mut zu sprechen zu sein, wer ihr seid! Das ist es, was zählt!"

~~

Und das ist es, worauf ich hinaus will:

Seid, wer ihr sein wollt, es gibt keine Grenzen! Ich bin ein auch nur irgendeine lesbische Autorin, die in Erwägung zieht, ein Demigirl zu sein (Was so viel bedeutet, wie dass ich ein Mädchen bin, dass sich allerdings mit kaum einem weiblichen Merkmal identifiziert... kurz gesagt: ich liebe "Jungsklamotten" und scheiße auf dieses ganze "aber du bist ein Mädchen, du musst dich doch Schminken bla bla bla getue.). Ich habe einen Schritt gewagt, ich lebe seit 2017 offen homosexuell und habe bemerkt, dass es zu viel Angst in dieser Community gibt, die einen davon abhält, man selbst zu sein.

Egal ob heterosexuell, cisgender, agender, non-binary, genderfluid, transsexuell, homosexuell, asexuell, demisexuell, pansexuell und was es noch alles gibt, steht dazu.

Also,  da ich in letzter Zeit mitbekommen habe, dass ein paar von euch da Gesprächsbedarf haben: das hier geht an alle. Wenn ihr euch damit wohl fühlt (keine Pflicht, wenn ihr es nicht wollt!), dann schreibt mich entweder privat an oder in den Kommentaren, stellt Fragen, z. B. wenn ihr zu meiner oder eurer Sexualität/ meinem oder eurem Outing Fragen habt, oder schreibt mir einfach, weil ihr euch schon immer mal vor jemandem outen wolltet. Und wenn ihr nur mal reden wollt, über die Welt und über Angst oder wenn ihr vielleicht selber Angst habt, dann ist das auch ok.

Und ja, auch alle Heteros und Allys können mich Anschreiben!

By the way die Fragen aus dem Danke- Kapitel werden im Moment gesammelt und kommen dann bald als eigenes Kapitel heraus. Noch in Arbeit sind zwei Wunsch- OS (Ein mal Punk, ein mal Badboy) und eine kleine Idee von mir...

Ich wünsche euch allen eine schöne Woche!

AOF

One Direction: Another OS BxB - Book (80% Larry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt