Larry~ Football / 4 (deut.)

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"Spielt weiter mit aller Kraft, Leute!", appellierte James noch an uns und sah dabei besonders intensiv Harry und mich an. "Zeigt es ihnen." Gestützt von Sanitätern humpelte er weg vom Feld. Sein Auswechselspieler war am Knie verletzt, aber einsatzfähig. Wir hofften auf das Beste.

Die nächsten 20 Minuten verliefen nicht so gut. Die Gegner machten noch ein Tor und holten so zum Gleichstand auf. Und nach 4 Torchancen hatte ich es immer noch nicht geschafft, uns in Führung zu bringen. Es waren die Nerven, die mir zusetzten. Diese Blicke, auf dem Feld, die Sorge und Angst vor weiteren Fouls... Ich kämpfte weiter und sah auch Harry kämpfen, aber insgeheim kämpften wir alle. Unsere Abwehr wurde schwächer, es fiel ein weiteres Tor, das wir dann aber mit Hilfe von unserem Kopfball- Ass Johnson und einem Eckball aufholen konnten. 3:3. Die letzten 10 Minuten brachen an.

Irgendwie schafften wir es, uns nach vorne zu spielen und jagten auf das Tor zu. Der Ball flog hoch durch die Luft, Harry rannte los, bereit, ihn aufzunehmen. Ich lief mich frei, behielt ihn im Blick und fand die perfekte Stelle, hier würde er mich mit einem langen Pass perfekt erreichen. Harry rannte, der Ball raste in seine Richtung. Plötzlich sah ich einen Gegner auf Harry zu rennen. "Harry!", schrie ich und rannte los, doch ich war zu weit weg. Der Gegner sprang, um den Ball zu bekommen, gegen Harry und traf ihn mit voller Wucht unter dem Kinn. Harrys Kopf riss es nach hinten, er stürzte, rollte einige Male und blieb schließlich liegen.

Es gibt diese eine Sache beim Fußball, die niemals passieren durfte: Bei einem harten Aufprall, der den Kopf irgendwo hin reißt, kann es passieren, dass der Spieler seine eigene Zunge in die Luftröhre bekommt uns aus eigener Kraft nicht mehr nach vorne bringen kann. Dieses Szenario war der Alptraum jedes Fußballers.

Ich rannte zu Harry und warf mich neben ihm auf die Knie. Ich hatte einige Sekunden gebraucht, um zu ihm zu kommen und drehte ihn sofort auf den Rücken. Er hatte aufgehört, sich zu bewegen. "Nein, nein nein nein nein! Harry!", brach es aus mir raus und ich öffnete mich zitternden Händen hektisch seinen Mund und griff hinein. Panisch versuchte Ich, deine Zunge zu fassen zu bekommen, doch vor lauter Hektik rutschte ich dauernd weg. Meine Teamkollegen riefen die Sanitäter herbei, als ich es endlich schaffte, seine Zunge aus seinem Hals zu ziehen und den Weg für Luft frei zu machen. Er bewegte sich immer noch nicht.

Panik durchfuhr mich und mein Herz begann, sich zu überschlagen. "Harry!" Ich rüttelte an ihm, die anderen taten es mir nach und nach gleich, als sie begriffen, dass er nicht wieder Luft holte. "Harry!", schrie ich ihn an. Meine Hände zitterten immer mehr, die Sanitäter kamen endlich. Tränen sammelten sich in meinen Augen. "VERDAMMT STYLES! MACH DIE AUGEN AUF!", brüllte ich ihn schließlich an, nahm seinen Kopf in meine Hände, legte meine Lippen auf seine und beamtete ihn.
Ein Sanitäter sagte etwas zu mir, etwas von wegen "wie lange...", aber ich hörte nicht zu. Ich wollte keine prozentuale Überlebenschance wissen, wenn jemand aus dem Sprint heraus plötzlich für einige Sekunden nicht atmen konnte. Ich wusste selbst gut genug, dass das reichen konnte, um die Lunge kollabieren zu lassen, aber es interessierte mich nicht. In meinem Kopf spielten sich Erinnerung mit Harry ab. Ich packte seinen Kopf fester und drückte meine Lippen näher auf seine.

Komm schon.

Komm schon.

Komm schon!

Mit einem Mal spürte ich, wie sich etwas unter mir regte und ich wich zurück. Hustend und würgend schnappte Harry nach Luft und riss die Augen auf. Ein riesiger Stein fiel von meinem Herzen und ich warf mich, ohne zu bemerken, dass mir Tränen über die Wangen liefen, auf seine Brust. Schluchzend hing ich über ihm, bis mich jemand hoch zog, als man Harry auf eine Trage legte, samt Halskrause und Sauerstoffgerät.

Wer auch immer mich hochgezogen hatte zog mich in seine Arme, sagte mir, ich solle mich beruhigen, etwas trinken und dann den Elfmeter für Harry schießen, den er verdient hatte. Wie es sich herausstellte war es Corden, der mir Schiene auf das Feld gehumpelt war. Meine Teamkameraden klopften mir von überall auf die Schultern.

Langsam schaffte ich es, mein heftiges Schluchzen zu unterbinden und mich darauf zu konzentrieren, nicht mehr zu zittern. Meine komplette Welt war gerade eben vor meinen Augen zusammengebrochen und die Splitter waren mir beinahe durch meine Hände gerieselt. Kurz hatte ich vergessen, auf dem Feld mitten in einem Spiel zu sein, dessen Sieg die Ehre meiner Mannschaft und der kompletten LGBTQ+ Community bedeutete. Nur langsam drang der Lärm des Stadions wieder zu mir durch, die Pfeife des Schiedsrichters, der dem Spieler die rote Karte erteilte, der Harry so zugerichtet hatte, die lauten Rufe aus dem Zuschauerraum, all die Leute, die zu mir sagten, ich sollte auf de Bank sitzen.

Aber ich konnte nicht auf die Bank sitzen, Corden hatte recht. Ich musste diesen Elfmeter perfekt schießen. Weil Harry meine große Liebe war und weil ich nicht aufgeben würde. Ich strich mir die Tränen von den Wangen, setzte eine entschlossene Miene auf und ging mit zitternden Knien in die Mitte des Feldes. Dann hab ich den Schiedsrichter ein Zeichen.

In diesem Moment kamen schon die ersten Stimmen, unser Trainer und andere, die mich anschrien, ob ich den Verstand verloren hätte und, dass ich auf die Bank gehörte, aber mit nur einem einzigen Blick stellte ich sie alle ruhig. Das Publikum tobte über meine Entscheidung. Mir wurde der Ball gereicht und ich setzte ihn auf der Markierung ab. Meine Knie wurden sozusagen von Sekunde zu Sekunde schwächer, umso mehr ich realisierte, was gerade passiert war. Ich versuchte es auszublenden, aber das Gefühl eines leblosen Harry, der vor mir lag, ließ sich nicht abstellen, als hinge mein Verstand noch in dieser Schrecksekunde fest.

Meine Kollegen positionierten sich. Die Zeit lief weiter. Es waren noch 2 Minuten zu spielen, wenn ich jetzt kein Tor schoss, würde es das sein. Ich ging zwei Schritte zurück. Der Blick des Torwarts hatte nichts konzentriertes an sich, er schien erschüttert über seinen Teamkollegen. Wäre ich noch konzentriert gewesen, wäre es ein leichtes gewesen, ein Tor zu machen. Doch so, unkonzentriert und unruhig, wie ich war, mit wackligen Knien und einer ungeheuren Mischung aus Panik, Wut, Erleichterung und Angst, fiel es mir schwer, überhaupt den Ball zu treffen. Ich sah mich um.
"Ich mach das für Harry.", schrie ich in die Runde, und dank der plötzlichen Stille im Publikum, hörte man mich. "Und, weil Stimmen wie unsere...", eine Träne lief mir über die Wange, "... nicht verstummen können!"

Mit diesen Sätzen nahm ich Anlauf und versenkte den Ball im Tor. Die Zuschauer tobten, meine Mannschaft tobte, ich glaubte, alle freuten sich irgendwie. Ich allerdings fiel auf meine Knie und schluckte mühsam alle Tränen herunter, bis nach einigen Sekunden endlich der Pfiff ertönte, der das Spiel beendete. Ich fand mich nicht zum Abklatschen in der Spielfeldmitte ein, sondern wartete am Spielfeldrand, bis der Spieler, der Harry so zugerichtet hatte, an mir vorbei ging und zerrte ihn wieder ein Stück zurück aufs Feld. Fast ängstlich sah er aus, und ich lachte bitter. "Ja... wir sind die bösen Schwulen vor denen dich deine Eltern gewarnt haben." Und obwohl ich den Kerl noch vor wenigen Sekunden hatte umbringen wollen, hob ich ihm meine Hand hin. Beinahe erleichtert schlug er ein, dann tauschten wir Trikot und setzten damit ein Zeichen, das durch die Welt ging.

Liebe gewann, Liebe und Toleranz, und vor allem Liebe.

~

Gedanken, Meinungen... alles in die Kommis!

Unkontrolliert!

AOF

One Direction: Another OS BxB - Book (80% Larry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt