Kapitel 3

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Ich rannte in das Schulgebäude. Vor meinem Klassenraum schnaufte ich erstmal, okay, rein da.

Ich klopfte und öffnete die Tür, „Entschuldigung für die Verspätung, hab den Bus verpasst", murmelte ich.

Die ganze Klasse sah zu mir, was mich rot werden ließ. Bis auf Ian, der anscheinend den gleichen Kurs wie ich belegte, er sah stur aus dem Fenster.

„Guten Morgen, Ms. Anderson", begrüßte mich die Lehrerin, „setzen Sie sich, damit ich mit meinem Unterricht weitermachen kann."

Ich nickte nur und suchte nach einem freien Platz, der natürlich neben Ian sein musste. Okay, selbst Schuld, dass ich jetzt neben ihm sitzen muss. Heute ist eindeutig nicht mein Tag, jetzt fehlt noch, dass es anfängt zu regnen und ich volle Kanne in den Schlamm falle.

Ich ging zügig auf mein Platz, packte mein Zeug aus und lehnte mich zurück.

Ich sah mich kurz um und fand dann auch Abby, sie schenkte mir einen mitleidigten Blick und konzentrierte sich dann wieder auf den Unterricht.

„Okay, ich teile jetzt die Partner ein", seufzte die Lehrerin.

Huh? Partner?

Verwirrt starrte ich vor mich hin.

„Wir müssen wieder Vorträge halten", flüsterte ein Mädchen neben mir.
Ah, Nora war ihr Name.

„Danke", flüsterte ich zurück. Ich wette, auf 100$, dass Ian und ich Partner werden.

„Okay, ich gehe nach der Reihe, Ms. Anderson", sagte sie erfreut, „dann nehmen wir Mr. Colton, Sie beide haltet ein zehn minütiges Referat über ein Thema in eurem Buch. Mrs. B-", ich hörte nicht mehr zu.

Colton? Der Name kommt mir bekannt vor...

„Und was für ein Thema nehmen wir?", fragte Ian genervt neben mir.

Oh hell naw! Hatte ich es nicht gesagt? Wer gibt mir jetzt 100$?

Ian Colton. Natürlich.

Ich würde mir gern meine Handfläche so hart auf die Stirn hauen.

Und eventuell wissen wollen, warum er meinen Nachnamen kennt? Er hatte sich ja direkt zu mir gedreht.

Du bist gerade in die Klasse reingestürzt, da hat Frau Lehrerin deinen Namen erwähnt.

Stimmt.

„Ä-h", ich schlug das Buch auf, „Ägypten?"

„Von mir aus", sagte er, sah wieder nach vorne und ignorierte mich ab da.

Während des ganzen Unterrichts, hatte ich über Ian und sein Verhalten nachgedacht.

Kalt, distanziert.

Bis ich es endlich gerafft hatte und jetzt ein komplett anderes Bild von ihm sah.

~*~

„Mein Beileid", seufzte Abby und nahm mich in den Arm.

Verwirrt erwiederte ich die Umarmung, „Warum?", fragte ich, „ist jemand im Krankenhaus?"

„Wegen Ian", sagte sie, er ist aber nicht im Krankenhaus?, „ihr beide werdet jetzt einige Wochen zusammen ein Referat machen müssen."

„Ah", murmelte ich und zuckte mit den Schultern, „Ja, und?"

„Kannst du dich an gestern noch erinnern?", fragte sie.

Verwirrt nickte ich, „Wieso nicht?"

Sie seufzte, „so wie Ian ist, würde ich ausrasten"

„Er ist halt so", murmelte ich, „es hat einen Grund, warum er nicht über sich reden will, warum er sich so distanziert verhält. Er will niemanden an sich heran lassen, weil er Angst hat verletzt zu werden", murmelte ich zum Schluss. Zumindest ist das, dass einzige logischste was mir einfiel.

„Das machst du also im Unterricht?", hörte ich eine tiefe Stimmte hinter mir, die mir sofort Gänsehaut bereitete, „über Andere und ihr Verhalten nachdenken"

Mit glühenden Wangen drehte ich mich zu Ian um, „hey, Ian", beschämt sah ich ihn an, „Wie geht's dir so?", stotterte ich und kratzte mir den Nacken.

„Ich weiß nicht, warum dich das interessieren sollte", sagte er distanziert und verschränkte seine Arme ineinander.

Denk dran, es hat einen Grund warum er sich so verhält.

Trotzdem ist er ein Arschloch. Ein heißer Arschloch.

„Hast recht", murmelte ich schüchtern und sah auf meine Schuhe. Ich konnte seinem Blick nicht standhalten. Und das nervte mich, ich tat hier einen auf kleines Mädchen.

„Halt dich lieber aus meinen Angelegenheiten raus, Katherine", knurrte er leise in mein Ohr, ich spürte seinen heißen Atem an meinem Ohr und bekam darauf hin Gänsehaut, „Wir beginnen morgen das Referat, 16 Uhr bei dir", sagte er dann bestimmt.

Dann drehte er Abby und mir den Rücken und ging weg. Ich atmete erleichtert aus. Ich habe unter seinem Blick ganz schön geschwitzt.

Allein wegen seiner Anwesenheit, weil er so heiß ist.

Denn hat sie jetzt nicht ernsthaft gebracht.

Und ob.

„Alles okay?", nahm ich die Stimme von Abby war.

Ich schüttelte leicht den Kopf, um mich wieder auf Abby zu konzentrieren, „klar, gehen wir was essen", sie nickte und wir liefen zur Cafeteria.

Ich will unbedingt wissen, was Ian so 'gebrochen' hat, dass er sich so benimmt.

Vielleicht ist er einfach als Arschloch geboren?

Ist er nicht. Niemand wird direkt als Arschloch geboren. Mangelnde Aufmerksamkeit von Eltern, der Tod einer geliebten Person, ein gebrochenes Herz.

Vielleicht wurde sein Herz öfter gebrochen?

Kann auch sein. Innerlich seufzte ich.

Mich juckt es in den Fingern, herauszufinden was ihn so bedrückt.

~*~

„Mom? Dad?", rief ich durch die Wohnung als ich sie aufschloss.

„Ja?", rief meine Mutter und erschien im Flur.

„Morgen um 16 Uhr kommt ein... Klassenkamerad wegen einem Referat hier her", seufzte ich und zog meine Schuhe aus, „ist das okay?"

„Na klar", sagte sie.

„Aber nicht wundern wenn er...", ich überlegte, „Ich sag mal, etwas distanzierter als andere redet, also sag einfach nur Hallo und das wars auch, okay?"

Verwirrt nickte sie, „Okay"

~*~

Seufzend schloss ich die Tür auf, man war es heute anstrengend in der Schule. Direkt lief ich in mein Zimmer, öffnete meine Balkontür, fuhr die Rollläden hoch, machte mein Bett und kontrollierte, ob alles auch wirklich ordentlich war.

Um 16 Uhr kommt Ian, ein kleines bisschen bin ich schon aufgeregt.

Heute habe ich ihn gar nicht in der Schule gesehen, vielleicht kommt er auch gar nicht vorbei.

Warum mache ich mir überhaupt so ein Kopf?

Weil du mit IAN ein Referat machen musst, IAN!

Er ist auch nur ein Mensch.

Ein kalter Mensch.

Dann klingelte es an der Tür.

~*~*~

(Überarbeitet)

Mr. EiskaltWhere stories live. Discover now