Das Lieben nach dem Tod (4)

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„Weißt du noch, als sie dich vergiftet hatte?", fragte Pedro lachend.

Das knisternde Feuer des Kamins warf ihre Schatten an die Wand. Während Pedros Glas randvoll mit Cognac gefüllt war, bestand Neros Mix aus einer zu 95% mit Wasser verdauten Mischung, da aufgrund seines Blutkreislauf das Feuerwassers viel zu schnell in seinen Kreislauf ging. Bereits nach einem Schluck fühlte er sich mächtig beschwipst.

„Erinnere mich nicht daran", sagte Nero. „So elend habe ich mich in siebenhundert Jahren nicht gefühlt wie bei diesem scheiß Kater."

„Du warst auch dermaßen zerstört!" Pedro hielt sich vor Lachen den Bauch fest. „Ich weiß noch, als Fiona und ich in den Ballsaal kamen und du bist auf dem Boden herumgekrochen wie ein Gehirnamputierter. Dann wolltest du dich auf Vincenz bescheuerte Tante draufsetzen ... weil ... weil ... du dachtest, sie wäre eine scheiß Ledercouch."

Auch Nero musste mittlerweile grinsen. „Hör mir bloß auf. Marlene war mir noch in der Wachter AG begegnet und hat mich angeschaut wie eine sabbernde Bulldogge."

„Ach, die Alte war scharf auf dich! Hätten wir dir mal lieber nicht gesagt, dass es sich bei deiner bequemen Couch um die alte Schreckschraube handelte. Wer weiß, was noch passiert wäre."

„Marlene passt doch viel eher in dein Jagdschema", zischte Nero.

„Da bist du Fiona ziemlich ähnlich. Wenn ihr mir derartiges unterstellt, dann nicht, weil man es mir zutrauen könnte, sondern weil ihr beide jeweils über eine dreckige Fantasie verfügt."

„Ja, genau", sagte Nero. „Unsere Theorie, dass du die alte Maurier bügelst, ist völlig aus der Luft gegriffen."

„Das habe ich nicht gesagt, aber kein normaler Mensch würde so voreilige Schlüsse ziehen wie ihr beiden." Pedro nahm noch einmal einen kräftigen Schluck Cognac. „Da hatte ich einmal in Constanzes Haus übernachtet und konnte nicht schlafen. Ich war vor lauter Langweile durch ihr Anwesen geschlendert, blickte aus dem Fenster und was sah ich da? Fionas Hintern, der hinter einem Gebüsch hervorstand. Im Mondlicht hatte die Linse ihres Fernglases aufgeblitzt. Sie hatte mal wieder ihr wahnhaftes Grinsen drauf, von wegen, ‚HACH wie gut, dass mich hier niemand bemerkt, während ich mal wieder rumspioniere und am nächsten Tag wieder alles austratschen kann'. Wirklich, wenn es Fiona nicht gegeben hätte, hätten wir sie erfinden müssen."

Nero musste wieder einmal schmunzeln. „Am nächsten Tag hatte sie mir direkt erzählt, wie wohldurchdacht ihre Spionageaktion doch war und dass niemand sie bemerkt hätte."

Während beide in amüsanten Erinnerungen über ihre beste Freundin schwelgten, vergaß Nero für einen Moment die Einsamkeit. Gerade an kalten Abenden wie diesen, verließ Pedro das Haus und übernachtete woanders. Die Nächte, in denen er nachts fortblieb mehrten sich. Bald würde das Haus so verlassen sein wie vor zwei Jahren, als Nero niemanden hatte.

„Wenn wir gerade dabei sind, lass uns noch mal über Pedro zu sprechen kommen.

Mal ehrlich - was stimmt mit diesem Kerl nicht? Erst erwischten wir ihn, wie er als sexuell verwirrter Vampir über den Friedhof kraxelte und dann schläft er mit der alten Silikonmumie? Alles schön und gut, aber dann hat er das frechste Maul, das mir jemals untergekommen ist. Aber na ja, dafür mögen wir ihn ja auch - zumindest ein bisschen. Du solltest mit ihm trotzdem mal ein Gespräch unter Männern führen, ob er sich nicht endlich mal ein normales Mädchen suchen könnte ... anstatt diese alte Schachtel.

Der kleine Streuner bleibt auch immer häufiger aus. Nicht, dass er noch auszieht. Versteh mich nicht falsch, ich wäre froh, er würde mich weniger nerven, aber ganz soll er auch nicht verschwinden. In deinem Haus wäre doch noch bestimmt Platz für seine zukünftige Freundin, oder? Vorausgesetzt sie ist auch in seinem Alter. Ansonsten läuft er uns wirklich noch weg."

Allmählich leerte sich Pedros Glas. Zu einer weiteren Runde würde es wohl nicht mehr kommen, denn sonst würde er den Weg über den Friedhof nicht mehr schaffen. Sein Bett war seit Tagen unberührt.

„Auf Fiona", sagten sie zum Anstoß auf den letzten Schluck.

Danach würde er wieder verschwinden und Nero alleine lassen.

Eden OdysseeWhere stories live. Discover now