Die Stadt der Engel (7)

14 3 0
                                    

Das Sonnenlicht fiel durch die Terrassentür in das dunkle Wohnzimmer hinein und grenzte die lichtgeflutete von der mit Schatten erfüllten Seite ab. Auf der dunklen Seite wartete auch schon der ominöse Auftraggeber. Er schien zwar über fünfzig Jahre auf dem Buckel zu haben, wirkte aber ausgesprochen vital und sportlich. Sein Gesicht war fast faltenfrei, nur wenige Runzeln an den Augen und seinen Mundwinkeln zeugten von seinem Alter. Er trug einen dunklen Anzug, der an seinem schlanken Körper perfekt anlag. Seine schwarzen Haare hatte er zu seinem Seitenscheitel gekämmt. Auch seine Haarpracht zeigte trotz seines Alters keinerlei Lücken in seinem Haarwuchs auf. Aus dem schneeweißen Gesicht stachen seine kühlen, hellblauen Augen hervor. Seine eisigen Augen waren nur auf den vermeintlichen Himmelsstein in seiner Hand gerichtet. Mit skeptischem Gesichtsausdruck betrachtete er den knallbunten Kristall.

„Das hier ist unser Auftraggeber - Aaron", sprach Sheytan in die Runde.

Zum ersten Mal sah der Auftraggeber von dem Himmelsstein ab. Sein kühler Blick musterte jedes Mitglied der Tyrannis-Einheit. „Ich dachte immer, euch gehören sieben Mitglieder an", sagte Aaron. „Wo sind die anderen beiden? Tot oder war ihnen die Lust vergangen?"

Der Anführer der Einheit stellte sich stolz vor seine Einheit. „Wir geben keine Informationen zu ehemaligen Mitgliedern preis."

„Verstehe." Aaron sah nachdenklich auf den Himmelsstein herab. „Anscheinend hat die aktuelle Besetzung nicht ausgereicht, um den Auftrag auszuführen."

Die übrigen Mitglieder starrten verwundert in Richtung des Auftraggebers, der sich erdreistete, die Unfehlbarkeit der Tyrannis-Einheit in Frage zu stellen. Wieder einmal musste der Anführer für die Truppe einstehen. „Du hältst den Himmelsstein in deinen Händen. Für uns ist der Auftrag erledigt."

Aaron schloss den Himmelsstein in seiner Faust ein. Sein Griff verkrampfte sich, als er Sheytan emotionslos ansah. „Das ist eine Fälschung." Als er die Faust wieder öffnete, rieselte buntglitzender Staub zu Boden. Der gefälschte Himmelsstein, der aus mehreren edelsteinartigen Materialen zusammengesetzt war, wurde problemlos in Aarons Faust zermahlen. Allein dies lieferte der Tyrannis-Einheit Grund zum Staunen. Die letzten bunten Staubkörnchen fielen zu Boden und blitzten im Sonnenlicht auf.

Nur Sheytan blieb weiterhin unbeeindruckt. „Selbst wenn das eine Fälschung gewesen sein sollte ... Wir haben unser Leben riskiert, um den Stein zu bergen. Es gab bislang wenige Auftraggeber, die sich trauten, persönlich vor uns zu treten. Aber noch nie gab es jemanden, der sich so respektlos aufführte wie du kleines Arschloch."

„Mit was für Klienten habt ihr es sonst zu tun?", fragte Aaron. „Verweichlichte Edelmänner, die ihre Angelegenheiten nicht selbst bereinigen können? Glaubt ihr, ich würde ebenfalls dieser Gruppe angehören?"

„Uns ist es egal, für was du dich hältst", sagte Sheytan. „Ein derart respektloses Verhalten, wird kein zweites Mal ungestraft bleiben."

„Selbst die Ratte hält sich für ein großartiges Raubtier. Zumindest so lange bis sie dem Löwen begegnet." Mit einem einzigen abschätzigen Blick, der so kühl und durchbohrend zugleich war, machte Aaron klar, was er wirklich von der Tyrannis-Einheit hielt. „Letztendlich seid ihr nur Menschen."

Kein Mitglied der Tyrannis-Einheit konnte Aarons Worte nachvollziehen. Den Moment der Verwunderung nutzte ihr zwielichtiger Auftraggeber, um auf Sheytan loszustürmen. Eine derartige Bewegungsgeschwindigkeit hatten sie noch erlebt, geschweige denn mit bloßem Auge erkennen können. In dem Bruchteil einer Sekunde hatte er Sheytan erreicht, umgriff seinen Hals und riss ihn mit bis zur nächsten Wand. Aaron schmetterte Sheytans Kopf gegen die Wand, bremste jedoch vor dem Aufprall die Geschwindigkeit ab, wohl aus Angst, er könnte dessen Kopf an der Wand zerplatzen lassen. Dennoch drückte er das geschminkte Gesicht kraftvoll gegen das Gemäuer. Das austretende Blut aus Sheytans Wunden vermischte sich an der Tapete mit seinem hinterlassenen Highlighter. Jeder weitere Schlag hinterließ einen neuen Abdruck seines Gesichtes.

Eden OdysseeOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz