Die Jagd (8)

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Vorerst wollte Kain weder Krylows Söldnern noch der Tyrannis-Einheit begegnen. Deswegen vermied er den viel kürzeren Weg durch die Maurier-Villa und lief stattdessen um das Gebäude herum.

Die Beleuchtung des Anwesens schien auf den frisch geputzten Mosaikboden und offenbarte den Eingang zu dem finsteren Irrgarten. Vor ihm stand eine Mauer aus der immergrünen Nadelholzart der Eibe. Die weichen, sichelförmigen Nadeln trugen zu jeder Jahreszeit dieselbe Farbe, sodass jede Stelle der Hecke genau identisch aussah und nicht aufgrund der Witterung Unterscheidungen auftreten konnten. Kain hatte bereits die Hoffnung, dass aufgrund des kalten Winters der äußere Rand des Irrgartens eine winterlichere Färbung besaß, als die Hecken zum Zentrum hin. So bestünde wenigstens eine winzige Orientierungshilfe, ob er sich dem Zentrum annäherte oder noch am Anfang stand.

Die zwei Meter hohen Heckenwände waren in einer rechteckigen Formation aufgestellt und formten ein lineares Wegenetz. Die Heckengröße sowie auch die Breite des Weges unterschieden sich von Kreuzung zu Kreuzung auf keinen Millimeter. Es sollte reines Glück sein, Constanze rechtzeitig zu finden, wenn er vorher nicht Krylows Männern in die Arme lief. Seine Handfeuerwaffe, die er sicherheitshalber zur Versteigerung mitnahm, musste Aniela eingesteckt haben, weswegen er nun unbewaffnet vor dem düsteren Irrgarten stand. Es wäre sicherlich keine schlechte Idee, für einen adäquaten Ersatz zu sorgen.

Zwischen dem Gebäude und dem Eingang zum Irrgarten war praktischerweise ein gefüllter Swimmingpool vorhanden, der mit dem freundlichen Hinweis versehen war, dass der Pool aufgrund von Umbauarbeiten nur unter Lebensgefahr betretbar sei. Grund war eine ausgefallene Lampe der Poolbeleuchtung, deren Reparatur anscheinend bereits begonnen, aber aufgrund der Versteigerung unterbrochen wurde. Die Luke zur Lampe war noch geöffnet und mehrere Kabel hingen aus der Öffnung heraus. Für einen normalen Menschen war die Berührung mit diesem Kabelsalat tödlich, doch für Kain stellte es eine praktische Stromquelle dar. Er ging vor dem Pool auf die Knie, streckte seinen rechten Arm in das kühle Nasse. Mit schmerzerfülltem Gesicht sah er dem Kabelstrang entgegen, schloss seine Augen und griff hinein.

Eden OdysseeWhere stories live. Discover now