Ein Stück des Himmels (6)

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Helmut beobachtete wie der schwarze Qualm sich über der Villa sammelte. Zufrieden stemmte er seine Fäuste in seine Hüfte, streckte den Bauch heraus und nickte den schwitzenden Rettungskräften zu. Feuerwehrmänner stürmten in die Villa und versuchten zu retten, wer noch zu retten war. Oftmals traten auch zwei Sanitäter hinaus, in ihren Händen jeweils ein Ende des schwarzen Leichensacks. Bereits zehn Säcke türmten sich vor der Villa, meist Leichen von Krylows Truppe, denen kein Gegengift verabreicht wurde.

Pedro stellte sich neben Helmut und flüsterte ihm zu. „Das sind nicht gerade wenige Leichensäcke."

Der Dorfpolizist hingegen stellte sich taub. Sein Lächeln beim Anblick der Bergungsaktionen blieb unverändert. In seiner Realität war seine Arbeit bereits getan.

„Siehst du diese Säcke?", zischte Pedro. „Das sind tote Menschen! Leichen, die aus der Villa abtransportiert wurden. Willst du nicht zumindest mal nachschauen gehen?"

Wieder gab Helmut keine Antwort und blickte stur geradeaus. Selbst als sich Pedro in sein Blickfeld warf, reagierten Helmuts Pupillen nicht auf dessen hektische Wischbewegungen.

„Ich rede mit dir, verdammt! Mach nicht so, als könntest du mich nicht hören!" Wenn Pedro es nicht besser gewusst hätte, könnte er glauben, dass Helmut ausgestopft war. „Du bist eine Enttäuschung auf zwei Beinen ... eine Verschwendung von Haut."

Aus dem Hintergrund kam auch Vincenz angetrottet. Mit einem Blick, der Bände sprach, trat er vor seine Kollegin Aniela.

„Na, wo hast du denn gesteckt?", fragte Aniela lächelnd.

„Ach, ich musste nur mal für kleine Jungs", sagte Vincenz und schaute sich um. „Hast du meine Tante Marlene gesehen?"

„Sie ist bereits in Sicherheit. Wir sollten ebenfalls von hier verschwinden ... Falls der dusselige Dorfpolizist doch so etwas wie Untersuchungen anstellen möchte."

„Ja, lass uns endlich gehen", sagte Vincenz mit betrübtem Gesichtsausdruck.

„Was machst du denn für ein trauriges Gesicht?", fragte Aniela und wuschelte durch sein schwarzes Haar. „Sheytan konnte den Himmelsstein in Besitz bringen. Ein weiterer erfolgreich abgeschlossener Auftrag in unserer Bilanz."

„Sind er und Teresa bereits vorgegangen?"

Aniela nickte. „Lassen wir sie nicht mehr länger warten."

Sie legte ihren Arm um Vincenz' Schulter und ging mit ihm die ersten Schritte. Er warf noch einen wehmütigen Blick in Richtung der qualmenden Villa. Sein Blick streifte auch seinen neuen Freund Nero sowie seine Begleitung Fiona, die sich beide der Villa wieder annäherten.

Sofort rief der Graf über den geschminkten Möchtegernvampir, der sich immer noch alle Mühe gab, Helmut zur Arbeit zu bewegen.

„Da ist ja mein Lustknabe!"

„Kannst du bitte aufhören, mich so zu nennen?"

„Stimmt ja. Wir wollten unsere Liebe in der Öffentlichkeit verdeckt halten."

Pedro sah ihn emotionslos an.

„In der Öffentlichkeit bin immer noch ich deine Gespielin", sagte Fiona fordernd.

„Bei so viel Auswahl kommt man schnell durcheinander", erwiderte Nero lächelnd. „Nun gut, mein platonischer Freund. Es ist Zeit, nach Hause zu gehen."

„Nichts lieber als das", sagte Pedro mit einem missgünstigen Blick in Helmuts Richtung.

„Ab nach Hause!", stimmte Fiona freudig zu.

Nero legte seine Arme jeweils auf Fionas und Pedros Schultern ab. Im Gleichschritt marschierten sie davon, wobei Nero ebenfalls einen Blick zurückwarf. Auch ihm fiel sein neuer Freund Vincenz direkt ins Auge. Als sich ihre Blicke trafen, mussten sie beide grinsen. Freundschaftlich nickten sich beide zu und traten mit ihren Liebsten den Heimweg an.

Eden OdysseeWhere stories live. Discover now