Alles hat seinen Preis (3)

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Mit leicht gedrückter Stimmung, aber dennoch motiviert, schritt Prinz Alistair durch die Korridore. Er hatte Sheytan und dem Billardzimmer längst den Rücken gekehrt. Trotz seiner gefährlichen Begegnung mit dem Wüstenmagier und dem einhergehenden Verlust des Himmelssteins, wollte der Prinz das Relikt noch nicht abschreiben. Der Nervenkitzel in diesem tödlichen Ambiente gehörte ebenfalls zu den Dingen, die mit Geld nicht zu erwerben waren.

Er verweilte in einem Nebenraum im zweiten Stockwerk, ein Zimmer das von Bücherregalen, umgefallenen Adeligen und vergifteten Männer Krylows gesäumt wurde. Noch wusste er nicht, wie ihm das Relikt in die Hände fallen könnte, ohne dass er leichtfertiger als zuvor sein Leben aufs Spiel setzte. Während er auf eine Inspiration wartete, sah er aus dem Fenster und genoss den Blick auf den beleuchteten Pool und den angrenzenden Irrgarten. Fast beiläufig stieß er dabei auf den erwarteten Geistesblitz, als er am Pool Nero vorbeilaufen sah. Der Graf machte dabei keinen großen Bogen um das Gebäude, sondern betrat die Villa und stellte sich den tödlichen Gefahren, die in ihr lauerten. Er musste unterwegs Constanze begegnet sein, die ihm das Versteck des Himmelssteins verraten hatte. Nun lag es nur noch an Alistair, Sheytan und Nero gegenseitig auszuspielen, sodass der Weg zum Himmelsstein für ihn wieder frei wurde.

Erst nahm der Prinz tief Luft, dann nahm er Anlauf und lief mit seinem Gesicht voran gegen die Wand. Er prallte von der Wand ab, landete auf seinem Rücken, verlor jedoch keine Zeit und richtete sofort wieder auf. Das Blut lief aus seiner Nase heraus und landete auf seinem einst schneeweißen Anzug. Hektisch verließ er den Nebenraum, lief den Flur entlang, rutschte die Treppe hinunter und stürmte voran, bis er Nero genau am Hintereingang der Villa erwischte. Gerade als Nero sein Blick auf Alistair richtete, wechselte Alistair seine Bewegungsart von seinem fokussierten Sprint in ein hilfloses Straucheln.

„Hilfe!", kreischte Alistair, stolperte nach vorne, ehe er von Nero aufgefangen wurde.

„Prinz Alistair?" Nero musterte den blutüberströmten Adeligen von oben bis unten. „Was machen Sie hier? Für Sie ist es in diesem Gebäude viel zu gefährlich!"

„Graf von Hohenheim!", keuchte Alistair. „Ich wurde überwältigt. Gerade wollte ich für Constanze den Himmelsstein in Sicherheit bringen, doch diesen Barbaren ist gar nichts heilig! Sie verschlugen und verspotteten mich."

Nero sah Alistair skeptisch an. „Warum bringen Sie Ihr Leben in Gefahr? Wer genau hat Ihnen das angetan?"

„Es war Sheytan!", sagte Alistair mit glasigen Augen. „Der Wüstenhexer überwältigte mich. Er ... Er ... Er schlug mir mit der Faust ins Gesicht." Alistair formte dabei seine rechte Hand zur Faust, sah sie bedrückt an, ehe er schmerzverzerrt das Gesicht verzog.

„Wo befindet er sich jetzt?", fragte Nero.

„Er müsste in der Nähe des Billardzimmers sein, aber ..." Alistair machte eine kurze Pause. „Ich habe versagt, Graf von Hohenheim. Constanze verriet mir den Aufenthaltsort des Himmelssteins. Sofort ging ich ihn suchen, fand ihn sogar, doch leider habe ich durch meine Unachtsamkeit auch diese Barbaren zu Constanzes geliebtem Stein geführt. Ich hatte ihn keine Sekunde in der Hand, schon wurde ich von Sheytan überrascht."

„Ihnen hat Constanze auch den Aufenthaltsort verraten?", fragte Nero. „Ist das nicht etwas zu fahrlässig? Ich meine, sie hätte wissen müssen, dass Sie gegen diese wahnsinnigen Mörder keine Chance hätten."

„Constanze hatte mir vertraut", wimmerte Alistair. „Wir hatten uns gar im Irrgarten geliebt. Wir hatten eine innige Beziehung zueinander, liebten uns, trotz des Altersunterschiedes. Sie musste in mir mehr gesehen haben, als ich eigentlich bin. Für sie war ich wohl der starke Mann, der sich den Feinden entgegenstellen könnte. Doch in Wahrheit ..." Alistair führte seine Hand zu seiner verletzten Nase und betrachtete seine blutige Hand. „In Wahrheit bin ich ein schwacher Feigling. Bitte, Graf von Hohenheim, ich flehe Sie an! Bringen Sie zu Ende, was ich nicht konnte. Bitte, retten Sie Constanzes Himmelsstein, retten Sie das letzte Bisschen meiner Ehre."

Nero klopfte Alistair auf die Schulter. „Bringen Sie sich schleunigst in Sicherheit, Prinz Alistair. Ich werde Constanze den Himmelsstein zurückbringen."

„Oh, vielen dank!", sagte Alistair. „Ich stehe tief in Ihrer Schuld!"

Nero drehte sich um und lief die Treppen zum zweiten Stock hinauf. Der Prinz sah Nero mit einer tiefen Zufriedenheit hinterher, dennoch blieb seine Miene völlig emotionslos.

Eden OdysseeWhere stories live. Discover now