Omega Station (10)

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B1 - Abstellkammer

Dem Treiben der Lobby wollten auch Teresa und Vincenz entgehen. Ihr Rückzugsort war eine kaum besuchte Abstellkammer, in der Reinigungsmittel, Besen sowie Chemikalien zur Reinigung der Toiletten aufbewahrt wurden. Angenommen, die Wachter AG hatte zur Vorbereitung des hoheitlichen Besuchs die Zentrale bereits blitzblank geputzt, war dieser Ort für die nächsten Stunden ein sicheres Plätzchen – zumindest so lange, bis sich der erste Gast aufgrund aufkommender Seekrankheit übergeben müsste.

Vincenz war aber über Teresas Grund für ihr Versteckspiel nicht begeistert. Erneut hatte sie ihr mysteriöses blaues Pulver ausgepackt, sowie einen Esslöffel und eine Wasserflasche aus der Lobby. Der Löffel wurde zur einen Hälfte mit dem Pulver, zur anderen mit dem Wasser gefüllt, ehe sie ein Feuerzeug unter diesen hielt. Sie beobachtete, wie sich unter dieser Hitze die ersten Bläschen in dem bläulichen Gemisch bildeten.

Ihr guter Freund sah sie bei jenem Vorgang besorgt an.

„Teresa, was ist, wenn uns einer erwischt?"

„Ich muss meine Medizin nehmen", sprach Teresa wie hypnotisiert, setzte die Nadel über dem bläulichen Gemisch an und zog die Spritze mit diesem voll. „Wenn ich sie nicht nehme, werde ich sterben."

„Du solltest mit dieser Droge aufhören", sagte Vincenz. „Trink doch lieber wieder Alkohol, damit bist du wenigstens lustig und munter! Aber dieses Pulver macht dich so schläfrig und traurig. Du solltest es nicht nehmen."

„Du verstehst nicht", sagte sie und straffte den Gürtel um ihren Oberarm. „Ich würde ohne es sterben."

„Sag so etwas nicht. Schau dir Bartolomeo an - von dem dachten wir auch, er sei tot, aber er ist immer noch da. Ich traue mich gar nicht, mit ihm zu sprechen. Ich habe so ein schlechtes Gewissen."

„Er war mir damals schon unheimlich." Die Nadelspitze tauchte in ihre hellblauen, zwischen ihrer weißen Haut kaum erkennbaren Venen hinein. „Halte dich bloß von ihm fern."

„Glaubst du, er kann uns nicht mehr leiden?"

„Das konnte er noch nie." Sie lächelte, als sie die erste Ladung in ihren Blutkreislauf drückte. „Aber was kümmert es mich schon ... Lass mich, Vincenz ... Lass mich kurz schlafen."

„Ich kann dich doch hier nicht allein lassen", sagte er mit großen Augen. „Sonst war ich immer bei dir ... Nicht, dass dich jemand findet."

„Lass mich schlafen ...", sagte sie und versank in ihrem Rollstuhl. „Genieße die Feier für mich mit, Vincenz."

Die Nadel steckte immer noch in der kümmerlichen Vene fest. Ihre Augen waren geschlossen. Gerne wäre er bei ihr geblieben, doch ihr zerbrechlicher Anblick tat ihm zu sehr weh. Leise schloss er die Tür hinter sich.

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