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-My eyes met many eyes but only got lost in yours-

Cesur und ich gehen draußen etwas spazieren. Frische Luft wird uns jetzt gut tun und vielleicht kommen wir so auch Mal auf andere Gedanken. Es ist etwas kühl draußen, aber das macht mir nichts. Und dass es schon dunkel ist stört mich auch nicht, denn ich habe Cesur bei mir.

Ich weiß, dass er mich ohne zu zögern beschützen würde. Er würde alles geben, damit ich nicht Mal eine Sekunde leiden muss. Er würde sich sogar für mich opfern. Eine Gänsehaut durchfährt meinen ganzen Körper.

Ich würde das gleiche auch tun. Ich würde für Cesur sogar vor eine Kugel springen, damit er nichts mehr abbekommt. Er hat schon genug Wunden und Narben abbekommen.

Auch wegen mir..

„Cesur." hacke ich mich bei ihm ein und schmiege beim Gehen mein Kopf an seinen Oberarm. „Hayat?" blickt er zu mir herunter.

„Erzähl mir etwas über dich." Verwirrt bleibt er stehen, weswegen ich auch automatisch stehen bleibe. „Was soll ich denn über mich erzählen?" Ich zucke mit der Schulter.

„Alles. Ich kenne deine Geschichte, ich weiß was dir in der Vergangenheit passiert ist, aber über dich weiß ich kaum etwas." schmunzele ich. Irgendwie ist diese Erkenntnis traurig.

Ich liebe diesen Mann über alles, aber weiß kaum etwas über ihn. Trotzdem liebe ich ihn. Ich habe einige Seiten von ihm kennengelernt und ich akzeptiere sie alle.

Ich akzeptiere und liebe seine sture, aggressive, kalte Art und ich liebe auch seine liebevolle Art, wie er auf mich aufpasst, wie er für mich immer da ist und wie er mich liebt.

„Ich bin Cesur, bin fünfundzwanzig Jahre alt und habe eine Frau entführt." witzelt er. Dafür hat er einen Schlag auf die Brust sowas von verdient. Er macht sich ernsthaft darüber lustig, dass ich ihn mehr kennenlernen will.

„Ha ha, Cesur! Wie witzig." Er drückt mir einen Kuss an die Schläfe, legt seinen Arm um meine Schulter und zieht mich weiter.

Es ist ruhig auf den dunklen Straßen. Es fahren kaum Autos an uns vorbei und auch keine Menschen sind mehr zu sehen. Es liegt aber auch daran, dass es wirklich sehr spät ist.

„Ich liebe es zu boxen." kommt es ganz unerwartet von ihm. Ein kleines Lächeln bildet sich auf meinen Lippen. Es freut mich, dass er bereit ist mir mehr von sich zu erzählen.

„So kriege ich einen klaren Kopf, wenn ich Mal nicht weiter weiß. So kann ich meine Frust, Wut und Trauer rauslassen, ohne jemanden zu verletzen." Ich habe ihn schon einige Male beim Boxen beobachtet.

Er macht es wirklich gut und ja verdammt, er sieht dabei so verflucht heiß aus. Es macht ihn automatisch attraktiver, wenn er Oberkörperfrei und verschwitzt gegen einen Boxsack boxt.

„Ich würde gerne ein Verein öffnen, damit junge Leute bei mir lernen, ihre Wut zu kontrollieren. Damit sie bei anderen Leuten keine Gewalt ausüben und damit auch junge Mädchen lernen sich zu verteidigen.

Sie sollen es besser machen, als ich. Bei jeder Kleinigkeit, wenn ich auch nur ansatzweise wütend werde, stürze ich mich auf andere und tue ihnen weh. Sie sollen nicht so sein.

Die Mädchen in deinem Alter, oder sogar jünger und älter, sollen lernen sich verteidigen zu können. Sie sollen nicht zulassen, dass man sie gegen ihren Willen anfasst."

Ich finde es schön, wie Cesur denkt. Wie er für andere Menschen nur das beste will. Wieder einmal beweist er mir, was für ein tolles Herz er doch hat. Ein tolles Herz, welches leider zu oft verletzt wurde.

H A Y A T - IIWhere stories live. Discover now