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Viel Spaß mit der Lesenacht 🖤 weitere Infos folgen nach dem Kapitel!

Lesenacht 1/4

-Anlayacaksın, anlayacaksın da çok geç olacak-

Erschöpft liege ich auf der Couch mit der Decke um meinen Körper. Ich habe überall Schmerzen und fühle mich so schlapp. Der Unfall, die Bewusstlosigkeit alles in kurzer Zeit hat mich echt fertig gemacht.

Ich versuche zu schlafen, aber ich kann nicht. Ich vernehme die Stimmen der Jungs aus der Küche, verstehe aber nicht worüber sie reden. Irgendwie nimmt mein Kopf gerade nichts auf.

Denn meine Gedanken kreisen sich mal wieder nur um Cesur. Ständig muss ich an ihn denken und wie wir uns gestritten haben. Und das nur wegen mir. Ich hätte es wissen müssen, dass irgendwas vorgefallen ist, dass er plötzlich so kalt zu mir geworden ist.

Er hat sich mir geöffnet, mir in kurzer Zeit so viel Liebe geschenkt. Er hat mich anders fühlen lassen und ich habe all das kaputt gemacht zwischen uns.

Ich war auf einmal so geblendet von der Wut, weil er das Kind nicht wollte und ich habe nicht mal gefragt was los ist. Ich war so egoistisch und habe nur an mich, an meine Gefühle und an das Kind gedacht.

Ich fühle mich so schuldig und das zerfrisst mich innerlich so sehr. Von Tag zu Tag geht es mir immer schlechter und daran bin nur ich alleine Schuld. Cesur trägt keine Schuld hierbei. Das ist alles meine eigene Dummheit.

Aber ich habe diesen ganzen Stress sowas von verdient. Ich hätte Cesur, das Baby und mich beinahe in den Tod gestürzt. Was wenn Cesur diesen Unfall nicht überlebt hätte? Ich würde mir das niemals verzeihen. Niemals.

Ich kann mir nicht mal verzeihen, dass ich ihm mehr Schmerzen und Narben hinzugefügt habe. Ich habe ihm versprochen, dass ich ihn wieder heilen werde. Aber was ist nun? Wir haben uns dank meiner Dummheit getrennt.

Ich habe ihn alleine gelassen. Mit all seinen Schmerzen, mit all den neuen Wunden und Narben die dadurch entstehen werden. Und ich kenne Cesur sehr gut. Er wird mir das niemals verzeihen.

„Erde an Hayat." winkt Ayaz vor meinem Gesicht und kneift mir dann an den Oberarm. Ich zucke zusammen und starre ihn entsetzt an, während ich meinen Oberarm massiere.

„Was?" schaue ich ihn verwirrt an. „Wieso kneifst du mich?" Er hebt meine Beine an, da ich auf dem Sofa liege, setzt sich neben mich und legt dann meine ausgestreckten Beine auf seinen Schoß. Fatih sitzt auf dem anderen Sofa und macht sich breit.

„Weil du uns keine Beachtung geschenkt hast." Er beugt sich vor und nimmt das Teeglas vom Tisch. Ich setze mich aufrecht hin und er drückt mir mein Schwarztee in die Hand.

„Wisst ihr schon von wem Alara entführt wurde?" frage ich Fatih kleinlaut. Ich sollte bei Cesur sein. Ich sollte an seiner Seite sein und ihm versichern, dass alles wieder gut. Dass wir Alara wieder finden werden und dass es ihr gut geht.

Aber stattdessen sitze ich hier. Hier, weg von ihm und kann ihm nicht beistehen. Ich weiß, wie sehr meine Nähe ihm gut tut. Ich habe es gesehen. Als Asya abgehauen ist, konnte ich ihn beruhigen.

Fatih nickt leicht. „Kemal und Cüneyt." Ich ziehe scharf die Luft ein, als ich seinen Namen höre. Ein ekelhafter Schauer verläuft meinen Rücken und mein Herz fängt an zu rasen.

Cüneyt? Er hat seine eigene Schwester entführt? Aber warum? Warum sollte er es tun? Sie ist seine Schwester! Ach, was denke ich da? Seinem eigenen Bruder ist er auch in den Rücken gefallen.

Mein Körper zittert und ich verspüre umso mehr Angst um Alara. Ich hoffe er tut ihr nichts. Sie hat all das doch gar nicht verdient. Sie ist so unschuldig zwischen dem Krieg ihrer Brüder.

„Hayat beruhig dich." kommt es sanft über seine Lippen. „Ihr geht es gut." versichert mir Fatih. „Cüneyts Problem ist nur mit Cesur. Alara würde er niemals ein Haar krümmen."

Ich schlucke schwer. Würde er nicht? Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wie ich diesen Mann einschätzen soll. Dieser Mann, dem ich mal meine Liebe geschenkt hatte. Dieser Mann, dem ich meinen ersten Kuss geschenkt hatte.

Mir wird mit einem Mal übel, wenn ich an diese Zeit zurück denke. Unsere gemeinsamen Zeiten. Wie er mich immer zum Lachen gebracht hat, wie er mich glücklich gemacht hat. Alles war so gelogen. Und ich bereue es, diesem Mann vertraut zu haben.

„Dahinter steckt Kemal. Er will Cesur nur am Boden sehen, weswegen er ihm seine Schwester genommen hat. Cüneyt würde niemals zulassen, dass man ihr was antut."

Ich nicke nur. Ich vertraue Fatih. Wenn er es so sagt, wenn er so denkt und so fühlt, dann vertraue ich ihm. Und irgendwie auch Cüneyt.

Denn mein Gefühl sagt mir jetzt auch, dass Cüneyt ihr nichts antun wird. Ich habe es doch alles gesehen. Ich habe gesehen, wie er seine Schwester behandelt hatte, als wir noch zusammen waren.

Und auch wenn es nur seinerseits gespielt war, mich hat er auch immer gut behandelt. Er hat mich so behandelt, als wäre ich das kostbarste auf der Welt. Er war wirklich gut zu mir, aber das er eigentlich schon seine eigene Familie gegründet hatte, wusste ich nie.

Hätte mir Cesur damals nicht ein Bild von Cüneyt, seiner Frau und seinem Sohn gezeigt, dann würde ich noch immer an all diese Lügen glauben. Ich würde glauben, dass er mich noch liebt. Und ich würde mich schlecht fühlen, dass ich mich in seinen Bruder verliebt habe.

Aber ich bin froh. Ich bin froh, dass es so weit gekommen ist. Dass Cüneyt nur mit mir gespielt hat. Denn wären wir niemals zusammen, dann hätte ich Cesur nie kennengelernt.

Auch wenn unser Anfang so falsch und so schlimm war, ich bin froh Cesur zu kennen. Auch wenn wir nicht mehr zusammen sind, auch wenn er mich wahrscheinlich gerade hasst, ich bin froh, dass er sich mir geöffnet hat.

Denn Cesur ist so anders. Er liebt so anders, so schön. Er liebt wirklich, wirklich aus Herzen, auch wenn man ihm sein Herz in tausende von Teile gebrochen hat. Er hat mich wirklich geliebt.

So sehr, wie ich ihn auch liebe. Mit jeder Faser meines Körpers. Mit all meinen Sinnen. Ich liebe ihn so sehr, dass es mir weh tut. Es tut weh, dass aus uns nichts geworden ist. Nichts außer zwei gebrochenen Seelen.

„Fatih." kommt es stotternd aus mir. „Bring mich zu Cesur." hauche ich. „Was?" kommt es synchron über ihre Lippen. Aus Fatihs Mund geschockt und aus Ayaz Mund entsetzt.

„Was willst du bei ihm?" höre ich die angestaute Wut in der Stimme von meinem Zwillingsbruder, aber ich ignoriere ihn. Ich starre nur in die Augen von Fatih, welcher mich unsicher anschaut.

„Bist du dir sicher, Hayat?" Ich nicke hastig. Und wie sicher ich mir bin. Ich darf keine Zeit mehr vergeuden. Ich muss bei ihm sein, mich bei ihm entschuldigen und versuchen, dass er mir verzeiht.

„Ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist." Warum? Weil Cesur mich hasst? Das ist mir egal, ob er mich hasst. Ich weiß, was ich in ihm auflöse. Ich weiß, dass er mich gerade braucht. Und ich bin schon viel zu spät.

„Cesur redet mit keinem mehr, Hayat. Er wird ausrasten wenn er dich wieder sieht." Ich zucke nur mit den Schultern. Ich muss jetzt bei ihn sein.

„Fahr mich zu ihm!"

Als Dankeschön, weil ihr immer so fleißig votet und kommentiert und ihr mich sooo sehr unterstützt, habe ich für euch eine kleine Lesenacht vorbereitet🖤

Teil 2/4 der Lesenacht erscheint um 19:15 Uhr
Teil 3/4 um 19:30 Uhr und
Teil 4/4 um 19:45 Uhr

H A Y A T - IIWhere stories live. Discover now