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-Ne kavuştum, ne unuttum. Arada kaldım-

Ich schaue lange nur auf meinen nackten, gewölbten Bauch. Habe ich mir denn selber mal jemals die Frage gestellt, ob ich dafür bereit bin? Ich glaube nicht. Aber bin ich das denn überhaupt? Bin ich wirklich bereit Mutter zu werden?

Ich bin neunzehn Jahre alt. Bin ich überhaupt reif genug ein Kind großzuziehen? Könnte ich denn jemals eine gute Mutter werden? In jungen Jahren? Ohne Erfahrungen, ohne eine Mutter, die einem Beistand leistet? Ohne nichts?

Ohne jegliche Hilfe von jemanden. Ayaz? Ich weiß nicht mal, ob er bleiben wird, oder ob er gehen wird. Fatih? Er wird bald selber Vater. Kann ich denn jedes Mal Hilfe von ihm verlangen? Nein. Der Rest meiner Familie? Sie hassen mich. Und die Karasu Familie? Den gehe ich aus dem Weg.

Ohne Cesur. Kann ich mein Kind denn ohne einen Vater großziehen? Ohne den Mann, den ich so sehr liebe? Und was wenn es ein Junge wird und seinem Vater ähnelt? Könnte ich denn jedes Mal in das Gesicht meines Sohnes schauen, der aussieht wie mein Mann? Mein Mann, der eigentlich gar nicht mehr mein Mann ist. Könnte ich das?

Und was wenn mein Kind mir eines Tages die Frage stellt, wo der Vater ist? Was soll ich meinem Kind sagen? Es anlügen, oder es mit der puren Wahrheit umbringen. Dein Vater wollte dich nicht. Könnte ich das über meinen Herzen bringen?

Bin ich überhaupt stark genug, um eine alleinziehende Mutter zu werden? Wie soll ich mein Kind denn großziehen? Ohne Geld, ohne nichts? Wie lange kann ich denn noch in der Wohnung von Fatih bleiben? Wie lange kann ich denn noch mit seinem Geld leben, obwohl er seine eigene Familie noch ernähren muss?

Und was wenn Cesur mir irgendwann mal das Kind wegnimmt? Könnte ich damit leben? Würde Cesur wirklich sein eigenes Fleisch und Blut umbringen? Ich weiß es nicht. Aber bin ich denn besser als er? Wenn ich mein Kind abtreibe, dann bin ich doch der Mörder. Könnte ich damit leben?

„Frau Karasu." holt mich die Ärztin aus meinen Gedanken. „Sie sind nun mehr als zwölf Wochen schwanger. Das heißt, dass es zu spät ist für eine Abtreibung." Eine Träne rollt mir die Wange entlang. Aus Erleichterung, oder aus Angst? Ich weiß es nicht.

Ich wische mir schnell die Tränen weg und nicke ihr zu. „Ihrem Baby geht es gut, aber wie der Arzt vorhin meinte, sie müssen ab nun an wirklich aufpassen. Ihr Kind kriegt alles ab und ein Autounfall und zwei mal Bewusstlosigkeit ist schon zu viel."

Ich nicke ihr wieder stumm zu. „Das Geschlecht kann ich leider noch nicht erkennen. Aber wollen sie den Herzschlag hören?" Der Herzschlag von meinem Baby? Ich schlucke schwer und nicke wieder.

Eine Gänsehaut ziert meinen ganzen Körper und sofort schließe ich die Augen. Ein kleines Lächeln ziert meine Lippen und ich lausche dem dumpfen Schlag. Mein Herz fängt automatisch an schneller zu schlagen und Glücksgefühle machen sich in meinem Körper breit.

Und mit einem Mal bereue ich alles. Das ich für Aufstand im Auto gesorgt habe und wir somit einen Autounfall hatten. Was wenn mein Kind bei dem Autounfall gestorben wäre? Könnte ich es mir jemals verzeihen? Sowie meine Gedanken. Wie konnte ich nur daran denken, meinem Baby das Leben zu nehmen?

Ich lege meine Hände vors Gesicht und fange an zu weinen. Mein Kind lebt und ich bin gerade mehr als nur froh darüber! Mein Schatz, bitte verzeihe mir, dass ich nicht auf dich aufgepasst habe und verzeihe mir die falschen Gedanken.

Die junge Ärztin streicht mir sanft über den Arm, was mich ehrlich gesagt etwas beruhigt. „Alles gut?" Ich nicke hastig und wische mir die Tränen weg. „Ich freue mich, dass ich das Kind habe." Sie lächelt mich warm an und wischt mir das Gel vom Bauch.

H A Y A T - IIWhere stories live. Discover now